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Fußball-EM 2008 I: Fit in Fair Play

  • 6 Minuten Lesezeit
Esther Wellhöfer anwalt.de-Redaktion

Mit Spannung erwarten Fußballfans die Europameisterschaft 2008. Auch in der Redaktion von anwalt.de ist das Fußballfieber ausgebrochen. Wir möchten Sie daher in Sachen Fair Play fit für die EM machen und in unserer Rechtstipp-Serie zur Europameisterschaft über die wichtigsten Regeln für das Turnier und die einzelnen Spiele informieren. Für den Wettbewerb gilt das Reglement der UEFA (Union of European Football Associations) und zusätzlich für die Spiele die Regeln des IFAB (International Football Association Board).

[image] Ablauf der Europameisterschaft

Die in der Vorrunde qualifizierten und die gesetzten Mannschaften der Gastgeber Österreich und Schweiz sind in vier Gruppen mit jeweils vier Mannschaften eingeteilt. Die Zuteilung einer Mannschaft zu einer Gruppe wurde durch Auslosung ermittelt. Jede Mannschaft spielt gegen alle Mannschaften aus ihrer Gruppe. Ein Sieg bringt 3 Punkte, ein Unentschieden ergibt 1 Punkt und eine Niederlage 0 Punkte. Erzielen zwei oder mehr Mannschaften nach Abschluss aller Gruppenspiele die gleiche Punktzahl, so wird die Platzierung nach verschiedenen Kriterien errechnet, zum Beispiel nach der Punktezahl aus direkten Begegnungen, nach der Tordifferenz aus direkten Begegnungen, nach der Anzahl der dort erzielten Tore und nach der Tordifferenz und erzielten Toren aus allen Gruppenspielen. 

Die Mannschaften, die dann nach dem Punktestand den ersten und den zweiten Platz belegen, qualifizieren sich für das Viertelfinale. Ab dem Viertelfinale wird das Turnier nach dem Pokalsystem durchgeführt: Die Sieger der Viertelfinale treten gegeneinander im Halbfinale an und die Halbfinalsieger spielen schließlich im Finale gegeneinander. Der Sieger ist dann Europameister 2008 und erhält den Pokal.

 
Kein „Unentschieden" ab dem Viertelfinale

Erzielen zwei gegnerische Mannschaften im Endspiel, Halbfinale und Viertelfinale die gleiche Anzahl von Toren, so wird das Spiel zunächst zweimal für jeweils 15 Minuten verlängert. Ist auch bis zum Abschluss der Verlängerung keine Tordifferenz erzielt, wird es im Elfmeterschießen richtig spannend. Hinweis: Das eher unbeliebte „Golden Goal" wurde nach der EM 2004 zur Freude vieler Fans wieder abgeschafft.

 
Schiedsrichter leitet das Spiel

Gewinner ist die Mannschaft, die die meisten Tore innerhalb der regulären Spielzeit, nach der Verlängerung oder nach dem Elfmeterschießen erzielt hat. Als Tor wird gewertet, wenn der Ball die Torlinie zwischen den Torpfosten und unterhalb der Querlatte vollständig passiert hat.

Der Schiedsrichter hat die Aufgabe, die Einhaltung der Spielregeln zu überwachen. Er leitet das gesamte Spiel und kann auch Disziplinarmaßnahmen (Verwarnung, Platzverweis) gegen die Spieler verhängen. Dabei stehen ihm zwei Schiedsrichterassistenten zur Seite. Hat der Schiedsrichter einmal seine Entscheidung getroffen, so ist sie grundsätzlich endgültig. Er darf sie nur ändern, wenn er feststellt, dass sie falsch war oder nach einem Hinweis eines Schiedsrichterassistenten, wenn er es für notwendig hält - allerdings nur, wenn das Spiel nicht fortgesetzt oder abgepfiffen wurde. Auch wenn sich die Entscheidung nachträglich als objektiv falsch herausstellt, bleibt sie wirksam, deshalb spricht man auch von der „Tatsachenentscheidung" des Schiedsrichters.

 
Anstoß, Abstoß und  Schiedsrichterball

Vor Beginn des Spiels wirft der Schiedsrichter eine Münze. Der Sieger kann dann entscheiden, welche Seite des Spielfelds er für die erste Halbzeit haben will. Die andere Mannschaft führt den Anstoß aus. Zu Beginn der zweiten Halbzeit darf wiederum die andere Mannschaft den Anstoß durchführen. Für die zweite Halbzeit wechseln die Mannschaften Spielfeldseite und Tor.

Mit dem Anstoß beginnt das Spiel. Auch nach einem Tor, zu Beginn der zweiten Halbzeit und jeder Verlängerungshälfte wird das Spiel mit dem Anstoß wieder aufgenommen. Nach einem Tor darf die gegnerische Mannschaft den Anstoß durchführen. Hier befinden sich alle Spieler in ihrer Spielhälfte, die Gegner müssen jeweils 9,15 m vom Ball entfernt sein. Der Ball liegt auf der Anstoßmarke in der Mitte des Spielfeldes. Nachdem der Schiedsrichter das Zeichen gegeben hat, darf der Ball mit dem Fuß gespielt werden. Derjenige, der den Ball gespielt hat, darf ihn nach dem Anstoß nicht ein zweites Mal spielen, bevor ihn ein anderer Spieler berührt hat. Bei den so genannten Standardsituationen (z.B. Eckstoß, Freistoß) darf der Ausführende den Ball nicht noch einmal spielen bevor ein anderer Spieler Ballkontakt hatte.

Nicht zu verwechseln ist der Anstoß mit dem so genannten Abstoß. Mit ihm wird das Spiel fortgesetzt. Er wird vom Schiedsrichter angeordnet, wenn der Ball zuletzt von einem angreifenden Spieler berührt wurde und in der Luft oder am Boden die Torlinie überschritten hat und dabei kein Tor erzielt wurde. Der Ball wird vom Torwart oder einem anderen Spieler der Verteidiger vom Torraum aus gespielt.

Der so genannte Schiedsrichterball wird durchgeführt, wenn das Spiel unterbrochen werden musste, ohne dass die Unterbrechung auf einen Regelverstoß einer Mannschaft zurückzuführen ist, z.B. bei Verletzung eines Spielers oder wenn die Torlatte bricht. Der Schiedsrichter lässt den Ball dort fallen, wo sich der Ball bei der Spielunterbrechung befunden hat. Wenn der Ball den Boden berührt, wird das Spiel fortgesetzt.

 
Einwurf und Eckball

Wenn der Ball am Boden oder in der Luft eine der Seitenlinien des Spielfeldes überquert, wird das Spiel mit einem Einwurf fortgesetzt. Hierbei wirft der ausführende Spieler von außerhalb des Spielfeldes (mindestens 1 m von der Seitenlinie entfernt) den Ball mit den Händen über seinen Kopf hinweg in das Spielfeld. Die Gegner müssen mindestens 2 m zum Einwerfenden Abstand halten.

Hinweis: Über einen Einwurf kann kein direktes Tor erzielt werden. In einem solchen Fall ist der Einwurf ungültig. Der Schiedsrichter entscheidet dann je nach Spielsituation auf Abstoß, wenn der Ball im Tor der verteidigenden Mannschaft gelandet ist oder auf Eckstoß bei einem Eigentor. 

Der Eckstoß hat besonderen Kick. Ihn ordnet der Schiedsrichter an, wenn der Ball die Torlinie außerhalb der Torpfosten und Querlatten überquert und zuletzt ein verteidigender Spieler den Ball berührt hat. Hierfür wird der Ball in den Eckkreis gelegt und von einem Mitglied der angreifenden Mannschaft gespielt. Die Gegner müssen mindestens 9,15 m von diesem Eckkreis entfernt sein. Bevor der Ausführende den Ball erneut spielen darf, muss wieder ein anderer Spieler in Berührung mit dem Ball gekommen sein. 

 
Abseits-Falle

Ein Spieler befindet sich im Abseits, wenn er der Torlinie des Gegners näher ist als der Ball und der vorletzte Abwehrspieler des Gegners. Umgekehrt liegt kein Abseits vor, wenn er sich in seiner eigenen Spielhälfte befindet, auf gleicher Höhe mit dem vorletzten Abwehrspieler bzw. auf gleicher Höhe mit den beiden letzten Abwehrspielern ist. Die Abseitsposition eines Spielers allein stellt noch kein Vergehen gegen die Spielregeln dar. Der Spieler muss nur mit einer Strafe rechnen, wenn er nach Ansicht des Schiedsrichters zum Zeitpunkt, indem der Ball von einem Spieler seiner Mannschaft berührt oder gespielt wird, aktiv in das Spiel eingreift, einen Gegner beeinflusst oder aus seiner Abseitsstellung irgendeinen Vorteil zieht. Erhält ein Spieler hingegen direkt den Ball nach einem Einwurf, einem Abstoß oder einem Eckstoß, verhält er sich regelkonform. In diesen drei Fällen gibt es kein Abseits. Hält der Schiedsrichter die Abseitsposition für regelwidrig, erhält die gegnerische Mannschaft einen indirekten Freistoß.

In der zweiten Folge unserer Serie zur Europameisterschaft 2008 erfahren Sie mehr zu Freistoß und Strafstoß, wann sich ein Spieler regelwidrig verhält, wann die Gelbe Karte oder Rote Karte gegeben wird und wie das berühmte Elfmeterschießen abläuft. 

(WEL)

Foto(s): ©iStockphoto.com

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