Haftungsvermeidung bei der Unternehmensübernahme: Altersnachfolge und Due Diligence

  • 3 Minuten Lesezeit

Die Übernahme eines Betriebs im Rahmen einer Altersnachfolge birgt sowohl Chancen als auch Risiken für den Übernehmer. Hier sind einige der Risiken, die bei einer Betriebsübernahme im Rahmen der Altersnachfolge auftreten können:

Finanzielle Risiken: Die Übernahme eines bestehenden Betriebs erfordert oft beträchtliche finanzielle Investitionen. Diese können den Kaufpreis des Unternehmens, laufende Betriebskosten, Investitionen in die Modernisierung oder Erweiterung des Betriebs sowie die Bedienung von Krediten umfassen. Finanzielle Engpässe könnten auftreten, wenn die erwarteten Einnahmen nicht erzielt werden oder unerwartete Kosten auftreten.

Reputation und Kundenbindung: Der Ruf und die Beziehungen des bisherigen Inhabers können einen erheblichen Einfluss auf den Geschäftsbetrieb haben. Es besteht das Risiko, dass Kunden oder Lieferanten aufgrund der Veränderung in der Unternehmensführung abspringen könnten, insbesondere wenn der neue Inhaber keine etablierte Beziehung zu ihnen hat.

Mitarbeitermanagement: Die Übernahme eines Betriebs beinhaltet die Übernahme der Mitarbeiter, die bereits im Unternehmen tätig sind. Es besteht die Gefahr, dass es Widerstand oder Unsicherheit unter den Mitarbeitern geben könnte, wenn sie sich Sorgen um ihre Arbeitsplatzsicherheit oder Veränderungen in der Unternehmenskultur machen.

Betriebsfortführung: Es besteht die Herausforderung sicherzustellen, dass der Geschäftsbetrieb während der Übergangsphase reibungslos weiterläuft. Fehlende Erfahrung des Übernehmers oder unerwartete Probleme könnten zu Unterbrechungen im Betrieb führen, was Kundenverluste oder finanzielle Einbußen zur Folge haben könnte.

Wettbewerb und Marktveränderungen: Branchen sind ständigen Veränderungen unterworfen. Der Übernehmer muss sich auf sich ändernde Marktbedingungen, neue Wettbewerber und technologische Entwicklungen einstellen. Fehlende Anpassungsfähigkeit könnte zu Schwierigkeiten führen.

Versteckte Verbindlichkeiten: Bevor der Betrieb übernommen wird, ist es wichtig, sorgfältig die finanzielle und rechtliche Situation des Unternehmens zu prüfen. Versteckte Schulden, rechtliche Streitigkeiten oder unerwartete Vertragsverpflichtungen könnten die finanzielle Stabilität des neuen Eigentümers gefährden.

Unternehmenskultur und Führungsstil: Wenn der Übernehmer eine andere Führungs- und Unternehmenskultur einführen möchte, könnte dies zu Konflikten mit den bestehenden Mitarbeitern und dem Erbe des vorherigen Inhabers führen.

Haftungsrisiken: Der Übernehmer haftet oft für Verpflichtungen, die vor der Übernahme eingegangen wurden. Dazu gehören möglicherweise Ansprüche von Kunden, Lieferanten oder Mitarbeitern, die aus früheren Geschäftsaktivitäten resultieren.

Eigene Fähigkeiten und Erfahrungen: Der Übernehmer muss sicherstellen, dass er über die erforderlichen Fähigkeiten, Kenntnisse und Erfahrungen verfügt, um den Betrieb erfolgreich zu leiten. Mangelnde Branchenkenntnisse oder betriebswirtschaftliche Fähigkeiten könnten zu Fehlentscheidungen führen.

Um diese Risiken zu minimieren, ist es wichtig, eine gründliche Due Diligence durchzuführen. Eine Due Diligence ist ein gründlicher Prüfungsprozess, den ein potenzieller Käufer durchführt, um sich ein umfassendes Bild von einem Unternehmen zu verschaffen, das er erwerben möchte. Ziel ist es, mögliche Risiken, Chancen, finanzielle Verpflichtungen und rechtliche Aspekte zu identifizieren, bevor die Transaktion abgeschlossen wird. Eine Due Diligence kann verschiedene Bereiche abdecken, darunter Finanzen, Recht, Steuern, Betrieb, Personal und mehr. Hier sind die Schritte und Bereiche, die in einer Due Diligence typischerweise abgedeckt werden:

Finanzielle Due Diligence:

  • Überprüfung der finanziellen Aufzeichnungen, wie Bilanzen, Gewinn- und Verlustrechnungen, Cashflow-Statements.
  • Analyse von Umsatzentwicklung, Gewinnmargen und finanziellen Kennzahlen.
  • Identifizierung von Verbindlichkeiten, offenen Rechnungen und möglichen latenten Verpflichtungen.
  • Überprüfung von Steuerunterlagen und potenziellen Steuerrisiken.

Rechtliche Due Diligence:

  • Prüfung von Verträgen, Vereinbarungen und rechtlichen Dokumenten.
  • Identifizierung von laufenden oder drohenden Rechtsstreitigkeiten.
  • Überprüfung von geistigem Eigentum, Patente, Marken und Urheberrechten.
  • Sicherstellung, dass das Unternehmen alle erforderlichen Lizenzen und Genehmigungen besitzt.

Operative Due Diligence:

  • Bewertung der Geschäftstätigkeit und des Betriebsmodells.
  • Analyse der Lieferkette, Produktionsprozesse und -kapazitäten.
  • Überprüfung von Kundenbeziehungen und -verträgen.
  • Untersuchung von Technologie- und IT-Systemen.

Personal Due Diligence:

  • Analyse der Arbeitsverträge, Gehaltsstrukturen und Mitarbeiterleistungen.
  • Überprüfung von Arbeitsplatzsicherheit und Mitarbeiterzufriedenheit.
  • Identifizierung von Schlüsselpersonen im Unternehmen.

Markt- und Wettbewerbsanalyse:

  • Bewertung der Wettbewerbssituation und Marktbedingungen.
  • Analyse von Kunden- und Wettbewerbslandschaft.
  • Überprüfung von Veränderungen in der Branche und zukünftigen Trends.

Umwelt- und Nachhaltigkeitsprüfung:

  • Identifizierung von Umweltauswirkungen und Compliance mit Umweltvorschriften.
  • Prüfung von Nachhaltigkeitsinitiativen und sozialer Verantwortung des Unternehmens.

Integrationsplanung:

  • Entwicklung eines Plans für die Integration des erworbenen Unternehmens in die bestehende Geschäftsstruktur.

Es handelt sich durchaus um sehr komplexe Prüfungs- und Bewertungsfragen. Dies gilt auch ausnahmslos unabhängig von der Unternehmensgröße. Daher ist jeder Unternehmensnachfolgeprozess aus eigenem Interesse mit professioneller Hilfe zu begleiten, um später für keine Seite eine unliebsame Überraschung zu bereiten. Wir stehen Ihnen dabei gern zur Seite.

Foto(s): Thorsten Klepper

Rechtstipp aus dem Rechtsgebiet

Artikel teilen:


Sie haben Fragen? Jetzt Kontakt aufnehmen!

Weitere Rechtstipps von Rechtsanwalt Thorsten Klepper

Beiträge zum Thema