„Das Gespräch zwischen Anwalt und Mandant ist unerlässlich“

  • 6 Minuten Lesezeit
Rechtsanwältin Nicole Mutschke: „Das Gespräch zwischen Anwalt und Mandant ist unerlässlich“
Björn Wieder anwalt.de-Redaktion

Rechtsanwältin Nicole Mutschke legt großen Wert auf eine gute Kommunikation mit Ratssuchenden und Mandanten. Im Interview erzählt sie, worauf es dabei besonders ankommt, wie schnell sie auf Online-Anfragen antwortet und warum sie gerade Videos für die Vermittlung von Rechtsthemen so attraktiv findet.

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Welchen Anteil nimmt die Kommunikation mit Ratssuchenden und Mandanten in Ihrem Arbeitsalltag ein?

Tatsächlich stellt dies einen wesentlichen Teil meines Arbeitsalltages dar. Ich bin immer verwundert, wenn ich höre, wie wenig manchmal zwischen Mandanten und Anwalt kommuniziert wird. In einigen Bereichen funktioniert das, aber gerade wenn es sich nicht um Standardfälle handelt, ist in meinen Augen das Gespräch zwischen Anwalt und Mandant unerlässlich. Ansonsten besteht immer das Risiko, dass der Anwalt völlig am Thema vorbeiarbeitet.

Oft kann durch ein kurzes Gespräch viel Zeit und damit dem Mandanten auch viel Geld eingespart werden. Hier ist es natürlich vor allem Aufgabe des Anwalts, durch die richtigen Fragen das Gespräch möglichst effektiv zu gestalten. Genauso wie bei der Arbeit mit Medien und Social Media ist daher bei der Kommunikation mit Mandanten eine gute Vorbereitung wichtig.

Sie haben eine Homepage, ein anwalt.de-Profil und Accounts auf mehreren Social-Media-Plattformen. Wie schaffen Sie es, alle Kommunikationsströme zu vereinen? 

Die Kommunikationsströme im Bereich Social Media unterscheiden sich gar nicht so sehr von klassischen Mandantenfragen. So schwierig finde ich daher die Kommunikationsströme gar nicht. Dabei hilft sicher, dass ich ein sehr kommunikativer Mensch bin und es mir auch einfach Spaß macht, zu kommunizieren. Aber ich muss zugeben, auch Fleiß und ein gutes Zeitmanagement müssen dazukommen.

Sie haben bei TikTok 132.000 Follower. Verraten Sie uns, wie Sie das geschafft haben?

Tatsächlich waren wir die allererste Anwaltskanzlei, die auf TikTok aktiv war. Natürlich ist es für diejenigen, die eine Plattform früh für sich entdecken, leichter als für diejenigen, die später starten. Hinzu kommt, dass wir schnell gemerkt haben, dass gerade bei TikTok viele Jugendliche unsere Videos sehen, und entsprechend haben wir unsere Themen für das Medium angepasst.

Ansonsten sind wir aber auch bei TikTok unserem Weg treu geblieben. Ich mache also auch bei TikTok keine besondere Show, sondern bin Anwältin und informiere einfach verständlich über juristische Themen.

Inwiefern verteilen Sie Ihre Kommunikation strategisch auf die jeweiligen Plattformen?

Natürlich bin ich auch Unternehmerin und habe gelernt, dass manche Plattformen für die Akquise besser funktionieren als andere, daher arbeite ich auch gern mit anwalt.de zusammen. Manchmal mache ich Sachen aber auch einfach nur, weil es mir Spaß macht!

Ihren Rechtstipps fügen Sie meist noch ein Video hinzu. Wie kommt das bei Ratssuchenden an?

Hierzu bekommen wir immer wieder sehr positives Feedback. Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass ein Video oft hilfreich ist. Wenn ich mich über nicht juristische Themen informiere, dann freu ich mich auch immer über Info-Videos.

Gerade im juristischen Bereich ist die geschriebene Sprache natürlich manchmal auch sehr schwierig zu verstehen und noch schwieriger zu lesen. In einem Video hat man viel mehr Freiheiten bei der Formulierung. Man kann vielmehr die Alltagssprache verwenden und Formulierungen nutzen, die in der geschriebenen Sprache nicht funktionieren. Insgesamt empfinde ich daher Erklärungen in Videos als absoluten Trend, der sich durchsetzen wird. Heute suchen immer weniger Mandanten den Anwalt um die Ecke, sondern im Internet. Dann ist es doch schön, wenn man die Anwältin schon vorher ein bisschen per Video kennen lernen kann.

Wie läuft die Produktion Ihrer Videos ab?

Für unsere Videos behalten wir immer neue Entwicklungen und Urteile im Auge, da wir besonders gerne zu aktuellen Themen Videos machen. Jeden Freitag gibt es daher ein entsprechendes Video von uns. Immer wieder liefern aber auch Mandanten oder konkrete Anfragen Themen, gerade im Bereich Social Media. Dazu veröffentlichen wir jeden Montag und Mittwoch ein Video.

Natürlich bereiten wir dann die einzelnen Themen vor und erstellen ein Konzept. In den Videos folge ich dem Konzept, spreche aber frei. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass man dann viel besser das Thema verstehen kann. Ein größeres Skript brauche ich also nicht. Der Dreh der Videos geht daher auch immer ziemlich schnell.

Da wir nicht nur den Dreh machen, sondern auch den Schnitt der Videos, die Thumbnails und alles weitere selbst erledigen, haben wir inzwischen einiges an Equipment und auch in Sachen Software aufgerüstet. Das schafft man tatsächlich nur mit einem guten Team. Ohne unser Team wäre die Produktion der Videos schwierig.

Bekommen Sie bei der Kommunikation oder auf einzelnen Kanälen Unterstützung durch eine Kommunikationsagentur? 

Nein. Inzwischen bin ich schon einige Jahre selbstständig und habe meine genauen Vorstellungen, wie Kommunikation laufen soll. Auch im Kontakt mit der Presse möchte ich niemanden „zwischengeschaltet“ haben, sondern direkt mit Journalisten sprechen.

Wie häufig bekommen Sie Anfragen von Ratssuchenden, die sich konkret auf einen Rechtstipp von Ihnen beziehen?

In den allermeisten Fällen beziehen sich Ratsuchende auf einen konkreten Rechtstipp. Das ist für mich auch total verständlich. Inzwischen ist es völlig normal, im Internet nach der Lösung für juristische Probleme zu suchen.

Findet man dann einen Anwalt oder eine Anwältin, die sich dazu schon äußert, dann ist es doch total naheliegend, genau bei diesem direkt dazu auch Nachfragen zu stellen. Man weiß, dass sich die Anwältin mit der Fragestellung schon einmal beschäftigt hat, und über die Videos kann man vielleicht auch schon erkennen, ob man grundsätzlich auf einer Wellenlinie liegt.

Wie lange brauchen Sie durchschnittlich, um auf Online-Anfragen zu antworten?

Meistens klappt es, dass ich noch am selben Tag auf die Online-Anfragen antworte. Auch hier versuche ich so zu arbeiten, wie ich es selbst als Mandant gerne hätte. Ich mag es auch nicht, auf Antworten zu warten.

Welche Vorteile sehen Sie in der Kommunikation mit Mandaten über anwalt.de?

Gerade weil sich Anfragen über anwalt.de meistens auf einen konkreten Rechtstipp beziehen, macht dies die Kommunikation oft schneller, einfacher und unkomplizierter. Die Mandanten konnten sich vorab schon einen ersten Eindruck über die grundsätzliche Rechtslage und über mich als Anwältin verschaffen. Man startet also schon von einer gemeinsamen Basis.

Infolge der Coronapandemie erfolgen viel mehr Kontakte online. Haben Sie Ihre Kommunikation mit Ratsuchenden und Mandanten daran angepasst? Was genau haben Sie geändert?

Wir sind bundesweit aktiv und unsere Mandanten kommen aus ganz Deutschland. Daher sind wir natürlich schon seit vielen Jahren darauf eingestellt, über größere Entfernung mit unseren Mandanten zu kommunizieren. Gerade weil ich den Austausch mit Mandanten sehr wichtig finde, bieten wir seit Langem Videokonferenzen an oder schulen Mitarbeiter unserer Mandanten per Video. Insgesamt sind wir in der Kanzlei digital sehr gut aufgestellt.

Viel anpassen mussten wir daher nicht, aber natürlich hat die Anzahl meiner „digitalen Mandantentreffen“ nochmals deutlich zugenommen. Unsere Mandanten schätzen dies sehr, da ein digitales Meeting natürlich sehr viel Zeit erspart und trotzdem der persönliche Austausch möglich ist.

Worauf kommt es bei einer guten Kommunikation mit Ratssuchenden an? Was sind für Sie hier absolute No-Gos?

Für mich setzt gute Kommunikation zwischen mir und meinen Mandanten ein echtes Vertrauensverhältnis voraus. Dies beginnt damit, dass ich für meine Mandanten gut erreichbar bin, ich mich zeitnah auf Nachfragen melde und Mandanten von mir eine ehrliche Einschätzung bekommen. Besonders wichtig ist mir, dass meine Mandanten nachvollziehen können, warum ich zu einer bestimmten rechtlichen Einschätzung komme und warum ich eine bestimmte Vorgehensweise vorschlage.

Ich glaube, gute Experten zeichnet aus, dass sie auch komplizierte Sachverhalte absolut verständlich erklären können. Ich mag es überhaupt nicht, wenn man mit Fremdwörtern um sich wirft und kein Mensch versteht, was man eigentlich sagen will.

Nicole Mutschke ist seit mehr als fünf Jahren auf anwalt.de vertreten. Sie ist Fachanwältin im Arbeitsrecht sowie im Bank- und Kapitalmarktrecht und vertritt mit ihrer Kanzlei Start-ups, Einzelkaufleute und Unternehmen in allen rechtlichen Belangen.

(BWI; ZGRA)

Erfahren Sie mehr darüber, wie Sie Reichweite über Social Media generieren und eine zielgeführte Kommunikation mit Mandanten gestalten können. Mehr Informationen, wie Sie Ihren Außenauftritt perfektionieren, finden Sie im Ratgeber über Kanzleimarketing.

Foto(s): © privat/ Nicole Mutschke

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