Insolvenz - Was Sie ​wissen müssen

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Die Insolvenzen sind im Jahr 2022 laut dem Statistischen Bundesamt um 13,2 % gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Insgesamt gab es 25.617 Insolvenzen. Die meisten Insolvenzen gab es im Handel (10.429), gefolgt von der Industrie (6.520) und dem Dienstleistungssektor (8.668).

Insolvenzen kommt daher eine steigende Bedeutung zu, da immer mehr Unternehmen selbst von Zahlungsschwierigkeiten oder von Zahlungsausfällen von eigenen Schuldnern betroffen sind. Dieser Beitrag soll einen kurzen Einblick in die wichtigsten Fragen im Zusammenhang mit Insolvenzen geben.

1. Wie beantrage ich Insolvenz?


Ein Insolvenzverfahren kann nur eröffnet werden, wenn zuvor ein schriftlicher Antrag gestellt wurde. Dieser Antrag kann vom Schuldner oder den Gläubigern gestellt werden. Auf diesen Antrag hin überprüft das Insolvenzgericht, ob ein Insolvenzgrund vorliegt und genug Vermögenswerte vorhanden sind, die die Verfahrenskosten decken.


2. Wann kann ich Insolvenz beantragen?


Eine Insolvenz kann beantragt werden, wenn (drohende) Zahlungsunfähigkeit oder eine Überschuldungssituation vorliegt.


Zahlungsunfähigkeit: Das Unternehmen muss nicht in der Lage sein, seine fälligen Schulden zu bezahlen.


Drohende Zahlungsunfähigkeit: wenn es wahrscheinlich nicht in der Lage sein wird, seine bestehenden Zahlungsverpflichtungen zu erfüllen, wenn sie fällig werden. Es muss nicht sicher sein, dass das Unternehmen zahlungsunfähig wird, aber die Wahrscheinlichkeit muss sehr hoch sein.


Überschuldung: Das Unternehmen muss mehr Schulden haben, als es an Vermögenswerten hat.

3. Was passiert, wenn ich Insolvenz beantrage?

Wenn durch den Schuldner oder die Gläubiger die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beantragt wird, ernennt das Gericht einen Sachverständigen, der für das Gericht prüft, ob die Voraussetzungen für die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens vorliegen. Diese Überprüfung wird meistens von dem späteren Insolvenzverwalter vorgenommen. Das Gutachten wird anhand der eingereichten Unterlagen sowie der Angaben des Schuldners erstellt. Hier ist es von überragender Bedeutung, dass die Unterlagen rechtzeitig vollständig vorliegen. Ansonsten droht die kostenpflichtige Abweisung des Insolvenzantrags.

4. Was passiert mit meinem Vermögen, wenn ich Insolvenz beantrage?

Wenn Insolvenz beantragt wird und das Verfahren eröffnet wird, wird das Vermögen von einem Insolvenzverwalter verwaltet. Der Insolvenzverwalter hat die Aufgabe, das Vermögen zu verwerten und die Gläubiger zu befriedigen.

Nicht alle Vermögenswerte werden verwertet. Einige Vermögenswerte sind vor der Verwertung geschützt, z. B. Gegenstände des täglichen Bedarfs, wie Kleidung, Möbel und Haushaltsgeräte.

Der Insolvenzverwalter wird versuchen, so viel Geld wie möglich zu erwirtschaften, um die Gläubiger zu befriedigen

5. Was passiert mit meinen Schulden, wenn ich Insolvenz beantrage?

Sollte nach der Antragstellung das Insolvenzverfahren eröffnet werden, nehmen die Schulden, die bis zu diesem Zeitpunkt bestehen, am Insolvenzverfahren teil. D.h., dass diese Schulden im Rahmen der Verteilung der Insolvenzmasse „getilgt“ werden. Nach Abschluss des Verfahrens, kann Restschuldbefreiung erteilt werden, sodass es keine Schulden mehr gibt. Hiervon sind allerdings bestimmte Verbindlichkeiten nicht umfasst, wie z.B. Steuerschulden, Unterhaltsschulden oder Schulden aus unerlaubten Handlungen. Für diese Verbindlichkeiten wird keine Restschuldbefreiung erteilt. Daher ist es bereits im Insolvenzverfahren wichtig überprüfen zu lassen, ob Verbindlichkeiten, die als Schulden aus unerlaubten Handlungen geltend gemacht werden, tatsächlich solche sind.

6. Was sind die Folgen einer Insolvenz?

Die Folgen einer Insolvenz können weitreichend sein. Einige der wichtigsten Folgen sind:

  • Verlust des Vermögens: Einige Vermögenswerte können von den Gläubigern gepfändet werden, z. B. Fahrzeuge, Immobilien und Bargeld.
  • Negativer Schufa-Eintrag: Eine Insolvenz wird für 10 Jahre in der Schufa gespeichert. Dies kann es schwierig machen, in Zukunft Kredite zu erhalten.
  • Einschränkungen bei der Ausübung bestimmter Berufe: Einige Berufe, z. B. der Rechtsanwaltsberuf oder der Notarberuf, sind für insolvente Personen gesperrt.
  • Strafrechtliche Konsequenzen: In schweren Fällen können Insolvenzen auch zu strafrechtlichen Konsequenzen führen.

7. Wie kann ich mich vor einer Insolvenz schützen?

Einnahmen und Ausgaben sollten geplant und im Blick gehalten werden, sodass mehr Geld eingenommen als ausgegeben wird. Etwaige Kredite sollten problemlos zurückgezahlt werden können. Holen Sie sich professionelle Hilfe, wenn Sie Probleme mit Ihrer Schuldenbewältigung haben. Es gibt eine Reihe von Organisationen, die Ihnen helfen können, Ihre Schulden zu reduzieren und eine finanzielle Neuausrichtung zu erreichen.

8. Wo bekomme ich Hilfe bei einer Insolvenz?

Schuldnerberatungsstellen: Schuldnerberatungsstellen bieten kostenlose und vertrauliche Beratung und Unterstützung bei der Schuldenbewältigung. Schuldnerberatungsstellen können Ihnen helfen, einen Haushaltsplan zu erstellen, Ihre Schulden zu reduzieren und eine finanzielle Neuausrichtung zu erreichen.

Verbraucherzentralen: Verbraucherzentralen bieten kostenlose und vertrauliche Beratung und Unterstützung bei Verbraucherrechtsfragen. Verbraucherzentralen können Ihnen helfen, Ihre Rechte als Schuldner zu kennen und diese gegenüber Ihren Gläubigern durchzusetzen.

Rechtsanwält:innen mit Spezialisierung auf das Insolvenzrecht können Sie bei der Beratung vor einem Insolvenzverfahren, bei der Antragstellung, während des laufenden Verfahrens und bei Abschluss des Verfahrens rechtlich beraten und unterstützen. So können etwaige Risiken ausgeschlossen werden. Eine Insolvenz hat für den Schuldner und seine Gläubiger weitreichende Folgen. Daher ist es wichtig, sich vor der Stellung eines Insolvenzantrags von einem Anwalt beraten zu lassen.

Wenn Sie Fragen zu einer Insolvenz haben, berate ich Sie gerne zu Ihren rechtlichen Möglichkeiten. Gerne können Sie hierzu einen Termin über meinen online Kalender buchen. Jetzt Termin vereinbaren.

Foto(s): Foto von Pawel Czerwinski auf Unsplash

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