Leistungsfähigkeit im Kindesunterhaltsrecht - Legal duty in child maintenance law - GER/ENG Version

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Leistungsfähigkeit im Kindesunterhaltsrecht

Grundsätzlich hat jeder der leistungsfähig ist, seine Mittel gleichmäßig für sich und das Kind zu verwenden. Selbstverständlich hat der Unterhaltsverpflichtete, bei dem das Kind nicht überwiegend lebt (also nicht im offiziellen Wechselmodell 50% und gleichmäßig paritätisch betreut), die Verpflichtung, den Unterhalt gemäß des Alters des Kindes und entsprechend der eigenen Einkünfte zu zahlen. Hierzu greift die allgemein bekannte und immer wieder angepasste sog. Düsseldorfer Tabelle, auf deren Grundlage sich jeder Elternteil über die Höhe der Zahlungspflicht informieren kann.

Ausnahmsweise ist nach dem Gesetz nicht unterhaltspflichtig, wer bei Berücksichtigung seiner sonstigen konkreten Verpflichtungen außerstande ist, ohne Gefährdung seines eigenen angemessenen Unterhalts den Unterhalt zu gewähren. Dies hat derjenige entsprechend konkret anhand von Dokumenten nachzuweisen und ist entsprechend sehr restriktiv auszulegen. Derjenige müsste im Einzelfall die eigene Insolvenz und den Aufbrauch allen Vermögens oder aber den Bezug von Hartz IV bspw. nachweisen. Eine Argumentation, der Elternteil habe Einkommensausfälle oder Einbußen, einen Jobwechsel oder aktuell finanzielle Schwierigkeiten, sind natürlich unbeachtlich und lediglich Schutzbehauptungen, die das Gericht abweist. Eltern, die sich in dieser Lage befinden, sind ihren minderjährigen unverheirateten Kindern gegenüber verpflichtet, alle verfügbaren Mittel zu ihrem und der Kinder Unterhalt gleichmäßig zu verwenden (sog. gesteigerte Unterhaltspflicht).

Dies hat bereits das Oberlandesgericht Hamburg mit Beschluss vom 30.08.2018 entschieden. Aus dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit und aus dem im Grundgesetz vorgesehenen Schutz der Familie gem. Art. 6 GG folgt auch die Verpflichtung der Eltern, stets und unbegrenzt ihre eigene Arbeitskraft einzusetzen. Unterlassen sie eine ihnen mögliche und zumutbare Erwerbstätigkeit, obwohl sie diese bei gutem Willen ausüben könnten, können deswegen nach ständiger Rechtsprechung nicht nur die tatsächlichen, sondern auch fiktiv also hypothetisch erzielbare Einkünfte berücksichtigt werden. Denn es kommt nicht darauf an, ob der Elternteil eine Arbeit ausführen "möchte", er hat dies zu tun, um seine Unterhaltspflicht zu erfüllen.


English Version:

Legal duty in child maintenance law 

Basically everyone who is efficient has to use his resources equally for him-/herself and the child. Of course, the person liable for maintenance, with whom the child does not live predominantly (i.e. not in the official change model of 50% and equally cared for on equal basis), is obliged to pay maintenance according to the age of the child and according to his or her own income. The so-called "Düsseldorf Tabelle", which is well known and constantly adapted, applies here, on the basis of which every parent can find out about the amount of the payment obligation. 

Exceptionally, according to the law, someone is not obliged to provide maintenance if, taking into account their other specific obligations, they are unable to provide maintenance without endangering their own reasonable maintenance. The person has to prove this in concrete terms using documents and is accordingly to be interpreted very restrictively. In individual cases the person would have to prove his or her own insolvency and the use up of all assets or the receipt of Hartz IV, for example. An argument that the parent has lost his or her permanent income, a job change occured or current financial difficulties are arising are of course irrelevant and merely protective claims that the court rejects. Parents who find themselves in this situation are obliged towards their unmarried minor children to use all available means equally for their children (so-called increased maintenance obligation). 

This has already been decided by the Hamburg Higher Regional Court with a ruling dated August 30th, 2018. From the principle of proportionality and the protection of the family provided for in the Constitution Law in accordance with Art. 6 GG also follows the obligation of the parents to use their own capacity for work at all times and without limitation. If they refrain from any possible and reasonable gainful employment although they could exercise it with good will, according to settled case law, not only the actual income but also fictitious, i.e. hypothetically achievable income can and will be considered. Because it does not matter whether the parent "wants" to do a job, he has to do this in order to fulfill his maintenance obligation.


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