Model Release Verträge – Was Kreative und Unternehmer wissen sollten

  • 4 Minuten Lesezeit
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  • Darf ich ein Porträtfoto meines Models auf Instagram posten?
  • Reicht ein mündliches Einverständnis für eine Veröffentlichung in der Kampagne?
  • Was gilt bei Minderjährigen?

Fragen wie diese stellen sich Fotografen, Agenturen und Unternehmen regelmäßig – gerade dann, wenn es um die Nutzung professioneller Personenaufnahmen geht. Die rechtliche Grundlage hierfür liefert der sogenannte Model Release Vertrag. Was genau dahintersteckt, welche Fallstricke lauern und warum ein gut durchdachter Vertrag für beide Seiten Schutz bietet, erklärt dieser Beitrag.

Was ist ein Model Release Vertrag?

Ein Model Release ist eine vertragliche Vereinbarung zwischen Fotograf (oder Auftraggeber) und der abgebildeten Person – häufig Model genannt. Der Vertrag regelt, welche Nutzungsrechte an den entstandenen Bildern eingeräumt werden, ob und wie eine Vergütung erfolgt und welche Einschränkungen gelten.

Obwohl man von „Models“ spricht, ist der Begriff weit zu verstehen: Sobald eine Person erkennbar auf einem Bild dargestellt wird, kann ein solcher Vertrag sinnvoll oder sogar notwendig sein – etwa auch bei Werbekampagnen mit Mitarbeiterfotos oder Künstlerporträts.

Warum ist ein Model Release so wichtig?

Die Veröffentlichung von Personenaufnahmen berührt gleich mehrere rechtliche Bereiche:

  • Kunsturhebergesetz (KUG): Regelt, dass für die Veröffentlichung erkennbarer Personen grundsätzlich deren Einwilligung erforderlich ist.
  • Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO): Fotos gelten als personenbezogene Daten. Ihre Verarbeitung bedarf ebenfalls einer rechtlichen Grundlage.

Ein Model Release Vertrag schafft hier Rechtssicherheit für beide Seiten – sowohl im Hinblick auf Persönlichkeitsrechte als auch auf datenschutzrechtliche Anforderungen.

Typische Regelungspunkte im Model Release

1. Vertragsparteien & Identifikation

Wer unterschreibt den Vertrag? Neben dem vollständigen Namen und Anschrift kann bei Künstlernamen oder Vertretung durch Agenturen auch eine „c/o“-Adresse genügen. Wichtig ist: Die beteiligten Personen müssen eindeutig identifizierbar sein.

2. Beschreibung des Shootings

Ort, Datum und Art der Aufnahmen sollten dokumentiert werden. Das ist besonders wichtig, um später einzelne Fotos zuordnen zu können – vor allem, wenn regelmäßig mit dem gleichen Model gearbeitet wird.

3. Nutzungsrechte

Das Herzstück des Vertrags: Welche Rechte erhält der Fotograf? Klassische Formulierungen betreffen:

  • Veröffentlichung auf der Website / Social Media
  • Bearbeitung der Bilder
  • Kommerzielle Nutzung
  • Zeitliche und räumliche Reichweite (z. B. „zeitlich und örtlich unbeschränkt“)

Je konkreter die Nutzung beschrieben ist, desto besser – auch um spätere Missverständnisse zu vermeiden.

4. Rechte des Models

Gerade in sogenannten Time-for-Print (TFP)-Shootings – bei denen keine Vergütung gezahlt wird – kann das Model im Gegenzug eigene Nutzungsrechte erhalten. Etwa für die Verwendung in einer Sedcard oder auf der eigenen Website.

5. Vergütung

Wird das Model bezahlt? Oder arbeiten beide auf TFP-Basis? Auch das sollte klar geregelt sein – inklusive etwaiger Zusatzkosten (z. B. Reisekosten, Visagisten).

6. Einwilligung nach DSGVO

Neben der vertraglichen Regelung braucht es meist auch eine datenschutzrechtliche Einwilligung, insbesondere für die Speicherung und Verarbeitung der Bilder. Diese kann direkt im Vertrag integriert oder als separates Dokument beigefügt werden.

7. Minderjährige Models

Hier ist besondere Vorsicht geboten: Grundsätzlich müssen beide Erziehungsberechtigten zustimmen. Ab etwa 14 Jahren sollte zusätzlich das minderjährige Model selbst unterschreiben. Ohne gültige Einwilligung drohen erhebliche rechtliche Risiken.

8. Namensnennung

Soll (oder muss) der Fotograf bei Veröffentlichung genannt werden? Auch das lässt sich festhalten – ebenso wie der Wunsch des Models, ggf. anonym zu bleiben.

9. Tattoos und urheberrechtliche Aspekte

Tätowierungen sind eigenständige Kunstwerke. Models sollten bestätigen, dass sie über die Rechte zur Abbildung ihrer Tattoos verfügen – andernfalls droht Ärger mit dem Tätowierer.

Fallstricke in der Praxis – und wie man sie vermeidet

Eines der häufigsten Probleme: Ein Model erlaubt die Nutzung, aber nicht in der Form, wie der Fotograf sie später umsetzt. Etwa bei stark bearbeiteten Bildern, Veröffentlichungen auf Plattformen mit erotischem Kontext oder Weitergabe an Dritte. Ein klar formulierter Vertrag hilft, Erwartungen zu klären und spätere Konflikte zu vermeiden.

Auch bei der Nutzung von Fotos aus „alten Shootings“ sollte überprüft werden, welcher Vertrag dafür galt und ob die Rechte sich verändert haben.

Welche Form muss der Vertrag haben?

Ein Model Release Vertrag muss nicht schriftlich abgeschlossen werden – theoretisch genügt sogar eine mündliche Vereinbarung. Aus Beweisgründen ist eine schriftliche oder zumindest textliche (z. B. per E-Mail) Vereinbarung aber dringend zu empfehlen.

Wichtig: Wer „schriftlich“ sagt, meint im juristischen Sinne oft Unterschrift auf Papier. Wer das vermeiden möchte, sollte klarstellen, dass auch Textform (z. B. PDF mit eingetippter Signatur) ausreichend ist.

Datenschutz: Einwilligung und Information

Wer Fotos speichert oder veröffentlicht, verarbeitet personenbezogene Daten. Für diese Verarbeitung gibt es zwei mögliche Rechtsgrundlagen:

  1.  Einwilligung des Models
  2.  Vertragserfüllung, wenn das Model seine Daten zur Vertragserfüllung bereitstellt

In der Regel wird beides kombiniert – durch eine ausdrückliche Einwilligung in die Datenverarbeitung, idealerweise ergänzt durch eine Datenschutzerklärung mit Infos zu Speicherfrist, Zweck, Widerrufsrecht etc.

Private Familienfotos hingegen sind nicht betroffen – hier greift die DSGVO nicht.

Fazit: Besser einmal ordentlich regeln – für beide Seiten

Ein sauber formulierter Model Release Vertrag schützt sowohl Fotografen als auch Models – rechtlich und praktisch. Dabei muss der Vertrag nicht übermäßig kompliziert sein, sondern praxisnah und verständlich formuliert.

Wichtig ist nur: Rechte, Nutzung und Vergütung klar definieren – und dabei auch den Datenschutz im Blick behalten.

🎧 Mehr dazu im Podcast

In der Folge von Kaffeerecht besprechen wir das Thema ausführlich – inkl. Praxisbeispielen, Urteilen und Checkliste.

Du hast Fragen zum Thema oder brauchst Unterstützung bei der Gestaltung eines individuellen Model Release Vertrags? Sprich uns einfach an, wir beraten dich gern – rechtssicher und praxistauglich.

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Foto(s): Image by Max from Pixabay

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