Möglichkeiten bei Verdacht der bevorstehenden Kindesentziehung/entführung – D/ENG-Version

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Im vorliegenden Fall handelte es sich um einen Kindesvater zweier Töchter (6 und 10 Jahre), beide leben seit ihrer Geburt in Deutschland. Beide Töchter haben die deutsche und amerikanische Staatsbürgerschaft. Die erste Tochter wurde außerehelich geboren, allerdings besteht auch hier das gemeinsame Sorgerecht durch Abgabe der Erklärung beim Jugendamt. Die zweite Tochter wurde während der Ehe geboren. Die Ehe wurde in den USA auf Hawaii geschlossen. Die Mutter ist Amerikanerin und der Kindsvater Deutscher. Die Kindsmutter beabsichtigt nun mit den Kindern für ein Jahr nach Pittsburgh in die USA zu gehen. Für dieses Jahr erklärt sich der Kindsvater damit einverstanden. Bei der zuständigen Schule wurde durch beide gemeinsam ein Antrag mit dem Zusatz wie folgt gestellt: “Der Wohnsitz in Hamburg/Deutschland wird beibehalten, somit findet keine Abmeldung beim Einwohnermeldeamt statt. Der Auslandsbesuch endet spätestens zu Beginn des Schuljahres 18/19.“ Dies wurde von dem Kindsvater als auch der Kindsmutter unterzeichnet und eine Kopie angefertigt. Nun steht der Kindsvater vor der berechtigten im Einzelfall drohenden Befürchtung, dass die Kindsmutter den Auslandsaufenthalt womöglich ohne Zustimmung des Kindsvaters bis auf Weiteres verlängern könnte, oder insgesamt dort bleiben könnte. Insbesondere die Frage, ob es rechtliche Möglichkeiten gibt, sich vor Abreise in die USA auf eine Weise abzusichern, dass dem Kindsvater nicht unberechtigt die Kinder entzogen würden, kommt vorliegend auf. Hat das Schreiben an die Schulbehörde, dass der Auslandsbesuch spätestens mit dem Beginn des Schuljahres 18/19 endet, zudem eine rechtliche Bindewirkung? Welche sonstigen Möglichkeiten, ein Fernbleiben der Mutter mit den gemeinsamen Kindern zu verhindern, können noch ergriffen werden?

Da der Kindsvater mit der Kindesmutter bezüglich beider Töchter das gemeinsame Sorgerecht innehat, steht ihm auch gemeinsam die Entscheidung über den Aufenthaltsort der Kinder zu. Für die vereinbarte Zeit des Getrenntlebens (bis Schulbeginn 2018/2019) hat dieser mit seiner Frau ein Einvernehmen i. S. d. § 1687 BGB hergestellt. Dieses Einvernehmen endet sodann zum vereinbarten Zeitpunkt.

Sofern die Kindsmutter dann nicht mit den Kindern wieder zurückkommt, wie vorab vereinbart, kann der Kindsvater beim zuständigen Familiengericht eine Regelung über das Aufenthaltsbestimmungsrecht erwirken, auch in Form eines sogenannten Eilantrags, Erlass auf einstweilige Verfügung.

Parallel hierzu empfiehlt sich in konkreten Einzelfällen auch die Strafanzeige wegen Kindesentziehung (§ 235 StGB), was dazu führen kann, dass im Wege der Amtshilfe in den USA entsprechende Ermittlungen durchgeführt werden.

In diesem Zusammenhang ist das Schreiben an die Schulbehörde mit dem handschriftlichen Vermerk auf jeden Fall von erheblicher Bedeutung, dokumentiert es doch die Befristung des erzielten Einvernehmens mit der Kindsmutter. Letzte Sicherheit im Vorfeld kann allerdings nicht erreicht werden, zumal derzeit die subjektiven Befürchtungen noch theoretischer Natur sind. Es müssen vielmehr konkrete Anhaltspunkte dafür vorliegen oder ermittelt werden, dass die Kindsmutter dem Vater die Kinder vorenthalten wird, oder dass die Mitnahme der Kinder in die USA zu unlauteren Zwecken erfolgen soll, sodann besteht die Möglichkeit, die erzielte Einigung anzufechten und eine Entscheidung des Familiengerichts zu erwirken, die den Aufenthalt der Kinder im Sinne des Kindsvaters regelt.

Derartige Anträge können allerdings nicht auf bloße Vermutungen oder Befürchtungen gestützt werden, sondern bedürfen konkreter Anhaltspunkte. Lassen Sie sich in jedem Falle von Ihrem Anwalt bzw. Ihrer Anwältin für internationales Familienrecht beraten und verteidigen.

English version:

Options for suspected impending child abduction

In the present case it was a child of two daughters (6 and 10 years), both of whom have been living in Germany since their birth. Both daughters have German and American citizenship. The first daughter was born out of marriage, but here too there is joint custody by submitting the declaration to the youth welfare office. The second daughter was born during the marriage. The marriage was in Hawaii in the United States. The mother is American and the child's father is German.The child's mother now intends to go to Pittsburgh in the USA with the children for one year. For this year the child's father agrees.Both submitted an application to the responsible school with the addition as follows:“The place of residence in Hamburg / Germany will be retained, so there will be no deregistration from the registration office. The visit abroad ends at the latest at the beginning of the school year 18/19.“This was signed by the child's father as well as the child's mother and a copy was made.The child's father now faces the justified fear that the child's mother could possibly extend the stay abroad without further consent from the child's father until further notice, or that it could remain there altogether.In particular, the question of whether there are legal options to secure yourself before leaving for the USA in such a way that the child's father would not be unjustly deprived of the children arises here. Does the letter to the school authorities that the visit abroad ends at the latest with the beginning of the school year 18/19 also has a legal binding effect? What other options, the mother's absence with the children together, can still be taken?

Since the child's father and the child's mother have joint custody of both daughters, they are also entitled to decide on the whereabouts of the children. For the agreed period of separated life (until the start of school 2018/2019), he and his wife have an agreement i.S.d. 1687 BGB. This agreement then ends at the agreed time.

If the child's mother then does not come back with the children, as previously agreed, the child's father can obtain a regulation on the right of residence from the responsible family court, including in the form of a so-called urgent application, waiver on an injunction.

At the same time, in specific individual cases it is also advisable to file a criminal complaint for child abduction (Section 235 of the Criminal Code), which can lead to corresponding investigations being carried out in the United States through mutual assistance.

In this context, the letter to the school authority with the handwritten note is in any case of considerable importance, since it documents the time limit of the agreement reached with the child mother. However, final certainty cannot be achieved in advance, especially since the subjective fears are still of a theoretical nature. Rather, there must be concrete indications that the child's mother will withhold the children from the father, or that the children are to be taken to the USA for unfair purposes, and there is then the possibility of challenging the agreement reached and a decision by the family court to achieve, which regulates the stay of the children in the sense of the child's father.

However, such applications cannot be based on mere assumptions or fears, but require concrete evidence. In any case, seek advice and defense from your lawyer for international family law.


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