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Oktoberfest-Attentat: Neue Zeugin erschüttert Einzeltätertheorie

  • 3 Minuten Lesezeit
Esther Wellhöfer anwalt.de-Redaktion

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Ein Kinofilm über die Recherche eines Reporters zu den Hintergründen des Wiesn-Attentats hat dazu geführt, dass der Generalbundesanwalt am 11. Dezember 2014 die Ermittlungen zu dem blutigen Anschlag von 1980 wieder aufgenommen hat. Nun ist eine neue Zeugin aufgetaucht, die weitere Indizien gegen die Einzeltätertheorie liefert. Das berichtet der Bayerische Rundfunk (BR).

Das Oktoberfest-Attentat

Am 26. September 1980 ereignet sich das Unfassbare: Auf dem Oktoberfest explodiert eine Bombe und reißt 13 Menschen in den Tod. Über 200 Personen werden zum Teil schwer verletzt. Der Täter ist schnell gefunden: Gundolf Köhler, ein rechtsradikaler Student und Mitglied der rechtsextremen Wehrsportgruppe Hoffmann (WSG). Nachdem dem Gründer Karl-Heinz Hoffmann und anderen Mitgliedern der WSG keine Beteiligung nachgewiesen werden kann, soll laut den Ermittlungsbehörden Köhler die Tat allein begangen haben. Und so werden die Ermittlungen zügig eingestellt.

34 Jahre später wird der Fall wieder aufgenommen. Denn der Kinofilm „Der blinde Fleck – Das Oktoberfest-Attentat“ über den BR-Reporter Ulrich Chaussy, der die Hintergründe zu dem Anschlag seit Jahrzehnten recherchiert und auf dessen Ermittlungsergebnissen der Film basiert, bringt neue Zeugenaussagen ans Tageslicht, die letztendlich zur Wiederaufnahme der Ermittlungen führen.

Hand am Tatort gefunden

Nun hat sich eine neue Zeugin bei Ulrich Chaussy gemeldet und möglicherweise bahnbrechende Hinweise in dem Fall gegeben. Am Tatort in München wurde damals eine Hand gefunden, die angeblich von Gundolf Köhler stammen sollte. Daran sind jedoch Zweifel angebracht – spätestens nachdem bekannt wurde, dass die Hand von der Staatsanwaltschaft ohne DNA-Prüfung zur Vernichtung freigegeben wurde. Und das, obwohl die DNA-Analyse schon damals möglich war. Die Bundesstaatsanwaltschaft argumentiert, die Hand sei in einem so schlechten Zustand gewesen, dass derjenige, dem sie gehörte, nach der Explosion unmöglich noch flüchten konnte.

Aussage der Krankenschwester

Dass die Spur nun nach Hannover führt, ist der Zeugin zu verdanken. Die Frau war damals Krankenschwester und hatte einen Patienten behandelt, dem eine Hand fehlte. Sie erinnerte sich an den Mann, der um den Anschlagszeitraum in der Oststadt-Klinik in stationärer Behandlung war. Er verweigerte damals jede Auskunft darüber, wie es zum Verlust der Gliedmaße gekommen war. Auch sonst verhielt sich der Mann seltsam. Er sei fast gut gelaunt „wie ein Held“ im Bett gesessen, habe regelmäßig Besuch von mehreren Männern bekommen und sei dann nach fünf bis sechs Tagen einfach verschwunden, ohne sich die Fäden ziehen zu lassen, berichtet der BR.

Anonymer Anruf beim Opferanwalt

Die neue Zeugenaussage steht im Einklang mit einem Vorfall vor mehreren Jahren: Der Rechtsanwalt vieler Anschlagsopfer erhielt 1983 bzw. 1984 einen mysteriösen anonymen Anruf. Der Mann sagte, in einer norddeutschen Klinik sei ein Mann ohne Arm behandelt worden und nach ein paar Tagen wieder verschwunden. Die Süddeutsche Zeitung berichtete, dass der Mann laut dem Anwalt gehetzt geklungen habe und kurz angebunden gewesen sei, so als ob hinter ihm jemand stehe und ihn bedrohen würde.

Immer mehr Hinweise gegen Einzeltätertheorie

In der Vergangenheit sind immer wieder neue Hinweise aufgetaucht, die gegen die von der Bundesanwaltschaft vertretene Theorie sprechen, dass Gundolf Köhler das Bombenattentat allein und ohne Helfer begangen hat. Vergeblich bemühten sich die Rechtsanwälte der Opfer um eine Wiederaufnahme der Ermittlungen. Dass nun vielleicht Licht ins Dunkel gebracht wird, ist diesen unermüdlichen Anwälten und dem BR-Reporter zu verdanken, der sein Leben der Recherche zum schwersten Anschlag in der Nachkriegsgeschichte gewidmet hat.

(WEL)

Foto(s): ©Fotolia.com

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