Sie sind Darlehensnehmer - aktuelle Urteile für Sie!
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Widerruf, Täuschung und Beratungspflichten – Worauf Sie bei Darlehensverträgen achten sollten
Darlehensverträge sind oft komplex und mit weitreichenden Konsequenzen verbunden – sei es beim Autokauf, bei Immobilienfinanzierungen oder bei der Zusammenarbeit mit Vermittlern. Doch was passiert, wenn falsche Unterlagen eingereicht werden, ein Kauf widerrufen wird oder die Beratung unzureichend war? Drei aktuelle Urteile zeigen, worauf Verbraucher achten sollten und welche Rechte sie im Streitfall haben.
Was ist ein Darlehensvertrag
Ein Darlehensvertrag regelt die Überlassung einer Geldsumme von einem Darlehensgeber (häufig eine Bank) an einen Darlehensnehmer. Dabei verpflichtet sich der Darlehensnehmer, das Darlehen zu einem bestimmten Zeitpunkt zurückzuzahlen und in der Regel Zinsen zu zahlen. Solche Verträge werden meist für größere Anschaffungen wie Autos oder Immobilien geschlossen. Wichtig ist dabei, das Kleingedruckte zu kennen: Widerrufsrechte, Kündigungsgründe und die Rolle von Vermittlern können im Streitfall entscheidend sein.
Urteile
LG Wuppertal (14.01.2025) – Widerruf eines finanzierten Autokaufs:
In diesem Fall hatte der Kläger ein Tesla-Fahrzeug zu einem Kaufpreis von 64.970 € bestellt. Dem Vertrag würde ordnungsgemäß eine Widerrufserklärung beigefügt, welche eine Widerrufsfrist von 14-Tagen vorsah. Der Kläger beabsichtigte diesen über ein mit dem Kaufvertrag verbundenes Darlehen einer Bank zu finanzieren. Später widerrief er den Kaufvertrag und verlangte die Rückabwicklung. Der Widerruf wurde von der Beklagten aufgrund dessen Verfristung zurückgewiesen. Das Landgericht Wuppertal stellte klar, dass bei einem verbundenen Geschäft – also, wenn Darlehen und Kaufvertrag eng miteinander verknüpft sind – die Bank für die Rückabwicklung zuständig ist, sobald das Darlehen an den Verkäufer ausgezahlt wurde (§ 358 Abs. 4 Satz 5 BGB). Allerdings wurde der Widerruf als verspätet abgelehnt, da die gesetzliche Widerrufsfrist bereits abgelaufen war. Dieses Urteil verdeutlicht, wie wichtig es ist, Widerrufsfristen genau zu kennen und frühzeitig zu handeln. Auch muss man sich bei solchen Verträgen, welche eine wirtschaftliche Einheit bilden, informieren, von wem der Widerruf ausgeübt werden kann.
LG Heidelberg (11.02.2025) – Fristlose Kündigung wegen gefälschter Unterlagen:
Hier hat eine Darlehensnehmerin ein Verbraucherdarlehen von über 630.000 € aufgenommen, um einen Immobilienerwerb zu finanzieren. Dabei habe ihr Vermittler gefälschte Verdienstabrechnungen an die Bank weitergeleitet, woraufhin dann der Vertrag geschlossen wurde. Als die Fälschung aufflog, kündigte die Bank den Darlehensvertrag fristlos. Die Klägerin argumentierte, sie habe nichts von den gefälschten Unterlagen gewusst. Das Gericht entschied jedoch, dass das Verhalten des Vermittlers der Klägerin zugerechnet werden muss (§ 278 BGB), da er in ihrem Pflichtenkreis und damit in ihrem Auftrag handelte. Das Urteil unterstreicht die Gefahren einen Dritten in Rechtsgeschäfte miteinzubeziehen und die Verantwortung für das Handeln Dritter übernehmen zu müssen, wenn diese im eigenen Interesse tätig werden.
BGH (20.02.2025) – Haftung bei mangelhafter Beratung durch Darlehensvermittler:
In diesem Fall hatte ein Paar einen Darlehensvertrag mit der Bank zur Finanzierung eines Hauskaufs abgeschlossen. Als der Kauf nicht zustande kam, verlangte die Bank eine sogenannte Nichtabnahmeentschädigung in Höhe von 35.862,29 € – eine Entschädigung, die fällig wird, wenn ein Darlehen nicht wie vereinbart abgerufen wird. Diese wurde von den Klägern vollständig bezahlt. Die Kläger machten geltend, ihre Vermittlerin habe sie nicht ausreichend über dieses Risiko aufgeklärt. Der BGH betonte, dass Vermittler zur umfassenden Risikoaufklärung verpflichtet sind. Das Oberlandesgericht muss nun prüfen, ob die Vermittlerin ihre Pflichten verletzt hat. Dieses Urteil zeigt, wie wichtig eine gründliche Beratung vor Abschluss eines Darlehensvertrags ist.
Fazit
Die drei Urteile machen deutlich, dass Darlehensverträge weit mehr sind als bloße Formalitäten – sie erfordern ein genaues Verständnis der eigenen Rechte und Pflichten. Ob es um den Widerruf eines finanzierten Kaufs, die Folgen falscher Unterlagen oder die Beratung durch Vermittler geht: In jedem Fall können Fehler oder Unklarheiten schwerwiegende finanzielle Konsequenzen haben. Ein Darlehensvertrag begleitet Sie oft über viele Jahre – umso wichtiger ist es, von Anfang an auf der sicheren Seite zu stehen. Dr. Martin P. Heinzelmann, LL.M., Rechtsanwalt und Fachanwalt für Banken- und Kapitalmarktrecht unterstützt Sie in allen Fragen rund um Darlehen, Widerrufsrechte und die Haftung von Vermittlern. Lassen Sie sich durch einen kompetenten Anwalt frühzeitig beraten, um unangenehme Überraschungen zu vermeiden.
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