Vorladung wegen illegalen Online-Casino (Glücksspiel) oder Geldwäsche: Was Sie wissen sollten

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Eine Vorladung von der Polizei wegen des Verdachts auf illegales Online-Glücksspiel oder Geldwäsche ist für viele Menschen ein erschreckendes Ereignis. Diese Vorladung erfolgt meist in Verbindung mit § 285 des Strafgesetzbuches (StGB), der die Teilnahme am unerlaubten Glücksspiel unter Strafe stellt. Der folgende Artikel soll Ihnen einen Überblick über die rechtlichen Grundlagen, den Ablauf einer solchen Vorladung, Ihre Rechte und mögliche Konsequenzen geben.

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§ 285 StGB: Beteiligung am unerlaubten Glücksspiel

Der Tatbestand

§ 285 StGB stellt die Teilnahme an einem öffentlichen Glücksspiel ohne behördliche Erlaubnis unter Strafe. Ein Glücksspiel gilt als öffentlich, wenn es einer unbestimmten Anzahl von Personen zugänglich ist. Hierzu zählen insbesondere Online-Casinos, die ohne entsprechende Lizenz betrieben werden.

Das Strafmaß

Wer gegen § 285 StGB verstößt, kann mit einer Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten oder mit einer Geldstrafe bestraft werden. Besonders problematisch ist hierbei, dass nicht nur die Betreiber, sondern auch die Teilnehmer des illegalen Glücksspiels strafrechtlich verfolgt werden können.

§ 286 StGB: Einziehung von Taterträgen

Die Rechtslage

Nach § 286 StGB können Erträge, die aus einer Straftat stammen, eingezogen werden. Dies betrifft insbesondere Gewinne aus illegalem Glücksspiel. Das bedeutet, dass sowohl der Betreiber als auch die Teilnehmer von unerlaubten Glücksspielen mit der Einziehung ihrer Gewinne rechnen müssen.

Konkrete Auswirkungen

Die Einziehung von Taterträgen soll verhindern, dass kriminelle Handlungen wirtschaftlich profitabel sind. Dies bedeutet für die Betroffenen, dass alle Gewinne, die aus dem illegalen Glücksspiel stammen, an den Staat abgeführt werden müssen.

Der Ablauf einer Vorladung zur Polizei

Die Vorladung

Wenn Sie eine Vorladung zur Polizei erhalten, bedeutet dies, dass gegen Sie ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wurde. Sie werden aufgefordert, zu einem bestimmten Zeitpunkt bei der Polizei zu erscheinen und Angaben zur Sache zu machen.

Das Recht auf Schweigen

In dieser Situation ist es wichtig zu wissen, dass Sie das Recht haben, zu schweigen. Es ist ratsam, von diesem Recht Gebrauch zu machen und keine Aussage zu machen, bevor Sie Einsicht in die Ermittlungsakte genommen haben. Dadurch vermeiden Sie es, sich möglicherweise selbst zu belasten.

Akteneinsicht

Ihr Anwalt kann für Sie Akteneinsicht beantragen. Erst nach Kenntnis des genauen Inhalts der Ermittlungsakte können Sie und Ihr Anwalt eine fundierte Entscheidung darüber treffen, wie weiter vorzugehen ist. Dies ist von entscheidender Bedeutung für Ihre Verteidigungsstrategie.

Gründe für ein Ermittlungsverfahren

Automatisierte Meldungen

Ermittlungsverfahren wegen illegalen Glücksspiels und Geldwäsche werden häufig durch automatisierte Meldungen ausgelöst. Finanzinstitute sind gesetzlich verpflichtet, auffällige Transaktionen zu melden. Verdächtige Geldbewegungen können auf Geldwäsche oder illegales Glücksspiel hinweisen und so ein Ermittlungsverfahren in Gang setzen.

Verdächtige Aktivitäten

Auch die Teilnahme an oder die Werbung für illegale Online-Casinos kann zu Ermittlungen führen. Wenn die Polizei oder andere Behörden auf verdächtige Aktivitäten aufmerksam werden, können diese Informationen zu weiteren Untersuchungen führen.

Mögliche Konsequenzen

Strafmaß

Das Strafmaß für eine Verurteilung nach § 285 StGB hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter die Schwere der Tat, die Höhe der erzielten Gewinne und ob der Täter vorbestraft ist. Neben der Freiheitsstrafe oder Geldstrafe können auch die Einziehung der erzielten Gewinne sowie weitere strafrechtliche Maßnahmen folgen.

Geldauflagen

In vielen Fällen kann eine Geldauflage im Raum stehen. Diese wird häufig in Abhängigkeit von der Höhe der erzielten Erträge und dem Umfang der Beteiligung am illegalen Glücksspiel festgelegt. Eine Geldauflage kann als milderes Mittel gegenüber einer Freiheitsstrafe verhängt werden.

Wie ein Anwalt helfen kann

Verteidigungsstrategie

Ein Anwalt kann Sie umfassend beraten und eine geeignete Verteidigungsstrategie entwickeln. Dies beinhaltet die Prüfung der Ermittlungsakte, das Einlegen von Rechtsmitteln und die Vertretung vor Gericht.

Antrag auf Akteneinsicht

Der Anwalt wird für Sie einen Antrag auf Akteneinsicht stellen, um den genauen Inhalt der Ermittlungsakte zu erfahren. Dies ist die Grundlage für jede weitere Verteidigungsstrategie.

Kostenlose Deckungsanfrage bei der Rechtsschutzversicherung

Viele Rechtsschutzversicherungen bieten auch einen Strafrechtsschutz an. Ihr Anwalt kann für Sie eine kostenlose Deckungsanfrage bei Ihrer Rechtsschutzversicherung stellen. Im Falle einer Deckungszusage übernimmt die Versicherung die Kosten für Ihre Verteidigung.

Einstellung oder Freispruch

Ein erfahrener Anwalt wird versuchen, eine Einstellung des Verfahrens oder einen Freispruch zu erreichen. Abhängig von den Umständen des Falles kann dies durch Verhandlungen mit der Staatsanwaltschaft oder durch einen Freispruch vor Gericht geschehen.

Fazit

Eine Vorladung wegen des Verdachts auf illegales Online-Glücksspiel oder Geldwäsche ist ein ernstes Anliegen. Es ist wichtig, Ihre Rechte zu kennen und einen Anwalt zu konsultieren, um Ihre Interessen zu wahren. Durch die richtige Vorgehensweise und eine fundierte Verteidigungsstrategie können Sie möglicherweise schwerwiegende Konsequenzen vermeiden oder mildern.

Foto(s): Foto von Erik Mclean auf Unsplash

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