VW Abgasskandal: Doch illegale Abschalteinrichtungen in EA288-Motoren? SWR entdeckt neue Hinweise

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Recherchen von Report Mainz legen den Verdacht nahe, dass auch beim EA 288 – dem Nachfolger des Schummelmotors EA 189 – eine illegale Abschalteinrichtung eingebaut wurde. Die Messwerte im Realbetrieb sind auffallend hoch. Doch noch mauern Volkswagen und das Kraftfahrtbundesamt. Geht der VW-Abgasskandal alsbald in eine neue Runde?

Düsseldorf, 7.12.20: Im Auftrag des TV-Magazins Report Mainz (SWR) mit einem Golf 7 durchgeführte Tests haben ergeben, dass auch beim EA189-Nachfolger, dem EA288, stark überhöhte Stickoxid-Emissionen beim Realbetrieb auf der Straße zu beobachten sind. Die Untersuchung ergab, dass die Abgasreinigung in Abhängigkeit von der Außentemperatur geschieht. Ein Verfahren, das Fachkreise als „Thermofenster“ bezeichnen.

In einem Gutachten, das dem Europäischen Gerichtshof seit Anfang dieses Jahres vorliegt, werden Thermofenster als illegal bezeichnet; eine Bewertung, die von der Generalanwältin des EuGH ausdrücklich unterstützt wird. VW hingegen sieht diese Einrichtung als zulässig an, da sie dem Motorenschutz diene. Das abschließende Urteil des Gerichtshofs steht noch aus. Die Aussage von VW kann aus Verbrauchersicht dennoch als Fortschritt interpretiert werden, denn ein Jahr zuvor hatte der Konzern die Existenz eines Thermofensters beim EA288 noch vehement abgestritten. Nun also plötzlich doch: das Eingeständnis einer neuen Abschalteinrichtung.

Kraftfahrtbundesamt zögert noch beim verpflichtenden Rückruf

Trotz der eindeutigen massiven Überschreitung der Grenzwerte kann sich das KBA nach wie vor nicht zu einem verpflichtenden Rückruf sämtlicher EA288-Modelle durchringen, was Fragen hinsichtlich der Expertise der Flensburger Behörde aufwirft. Die deutschen Gerichte sind da schon einen Schritt weiter und fordern VW zur Rücknahme von EA288-Fahrzeugen auf. Mittlerweile sind entsprechende Urteile von 16 Landgerichten bekannt. VW hat allerdings angekündigt, gegen sämtliche Entscheidungen in Berufung zu gehen. Einige der bisher 16 Verfahren sind mithin noch bei den Oberlandesgerichten anhängig, andere wurden mittlerweile verglichen.

Welche Fahrzeuge sind vom neuen VW-Abgasskandal betroffen?

In diesen Fahrzeugen ist das EA288-Thermofenster eingebaut:

Audi-Modelle

  • A1 8X
  • A3 8V
  • A4 B8
  • A4 B9
  • A5 F5
  • A6 C7
  • Q2 GA

VW-Modelle

  •  Amarok
  •  Arteon
  •  Beetle
  •  Caddy
  •  CC
  •  Crafter
  •  Golf VII
  •  Golf Sportsvan
  •  Jetta VI
  •  Passat B8
  •  Polo V
  •  Polo VI
  •  Scirocco III
  •  Sharan II
  •  Tiguan
  •  Tiguan II
  •  Touran II
  •  T-Roc
  •  T6 (California)

Seat-Modelle

  • Alhambra II
  • Arona
  • Ateca
  • Ibiza
  • Leon III
  • Tarraco
  • Toledo IV

Skoda-Modelle

  • Fabia III
  • Karoq
  • Kodiaq
  • Kodiaq RS
  • Octavia III
  • Rapid
  • Superb III

Wie ist der Einbau eines Thermofensters juristisch zu werten?

Aus anwaltlicher Sicht handelt es sich beim Thermofenster um eine vorsätzliche sittenwidrige Schädigung gemäß § 826 BGB: Die betroffenen Modelle bewegen sich bloß im Testbetrieb innerhalb der zulässigen Grenzwerte, um so die notwendige Typgenehmigung zu erhalten. Sobald der Diesel auf der Straße ist, erhöht sich die Schadstoffmenge um den Faktor 10. Somit liegt eine bewusste Täuschung des Kunden vor, die diesen wiederum zu Rückabwicklung und Schadensersatz berechtigt. Auch wenn die Beweislage noch nicht so eindeutig wie beim EA189 ist, sprechen die bisherigen Gutachten doch eine klare Sprache: Fahrzeuge mit Motor EA288 weisen genauso hohe Abweichungen zwischen Test- und Realbetrieb wie der Vorgänger EA189 auf, was ganz unzweifelhaft auf eine Abschalteinrichtung hindeutet, deren Existenz der Konzern mittlerweile auch zugegeben hat. Die Begründung „Motorschutz“ ist fadenscheinig und wird von den Gerichten nicht akzeptiert. Es scheint nur eine Frage der Zeit zu sein, bis sich das KBA zu einem verpflichtenden Rückruf der EA288-Fahrzeuge entschließen wird.

Chancen der getäuschten Kunden enorm gestiegen

Mit dem illegalen Thermofenster steht nunmehr VW-Dieselgate 2.0 vor der Tür. Die Chancen der getäuschten Käufer vor Gericht steigen mit jedem Gutachten und Test, die das Ausmaß des Betrugs offenlegen. Halter eines EA288-Diesels sollten sich deshalb schnell juristische Beratung suchen, bevor sie sich für eine konkrete Vorgehensweise entscheiden. Verbraucheranwälte bieten einen kostenfreien Plausibilitätscheck (ist der Motor Ihres Fahrzeugs betroffen: ja oder nein?) an und klären den Interessenten vorab transparent und ausführlich über die individuellen Erfolgschancen und die prognostizierte Dauer des Klageverfahrens auf. Bis hierhin geschieht alles kostenfrei.

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