Werberecht und Datenschutz im Spatial Metaverse: Chancen und Risiken für Werbeagenturen

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In unserer zunehmend digitalisierten Welt gewinnen Konzepte wie das Metaverse – ein virtuelles Universum, das als zusammenhängender, gemeinsamer Raum dient - enorm an Bedeutung. Technologiefirmen wie Spatial sind Vorreiter in der Umsetzung dieses spannenden Konzepts.


Update (07.08.2023): Ist das Metaverse the next big thing? Die Schätzung von McKinsey ist ohne Frage beeindruckend: Das Metaverse soll bis 2030 einen Wert von 5 Billionen US-Dollar erreichen. Doch darf man nicht vergessen, dass solche Vorhersagen immer mit Unsicherheiten behaftet sind und von zahlreichen Faktoren abhängen. Ein möglicher Nutznießer dieser Entwicklung könnte die Modeindustrie sein, doch es ist von entscheidender Bedeutung, sich den tatsächlichen technologischen Herausforderungen zu stellen und die Bedürfnisse der Kunden in den Fokus zu rücken. Unternehmen sollten sich hüten, sich zu sehr von einer vermeintlich glänzenden Zukunft im Metaverse blenden zu lassen.


Das Metaverse: Virtuelle Realität trifft auf soziales Netzwerk


Die Idee des Metaversums kombiniert die Prinzipien der virtuellen Realität und sozialen Netzwerken. Ein Metaverse ist eine immersive, interaktive virtuelle Welt, in der Benutzer miteinander agieren, arbeiten, spielen und soziale Kontakte pflegen können. In dieser digitalen Umgebung kreieren Benutzer Avatare, die sie repräsentieren, und gestalten ihre Umgebung mit digitalen Objekten und Gebäuden. Das Metaverse kann als eine dreidimensionale Erweiterung des Internets betrachtet werden und bietet unzählige Möglichkeiten für Marken, um mit ihren Zielgruppen auf eine ganz neue Art und Weise in Kontakt zu treten.


Spatial Plattform: Das Metaverse wird Realität


Die Spatial Plattform macht die Vision des Metaversums Wirklichkeit. Als eine kollaborative Virtual Reality (VR) und Augmented Reality (AR) Plattform erlaubt Spatial das Erschaffen von 3D-Räumen, in denen Benutzer in Echtzeit interagieren können. Neben der Kommunikation ermöglicht Spatial auch das Manipulieren von Objekten, das Erstellen von Notizen und das Teilen von Informationen. Diese Funktionen eröffnen neue Wege für Kollaboration, Lernen und sogar Unterhaltung.


Was ist Spatial genau?


Seit 2016 hat Spatial das Ziel, Menschen durch eine Metaverse-Welt zu verbinden und einzigartige digitale Räume und Kunstwerke zu schaffen. Die Metaverse-Welt konzentriert sich auf Kunst, Veranstaltungen und exklusive Räume, die keine Wünsche offenlassen.

Der Fokus von Spatial liegt darauf, den Nutzern ein unvergleichliches Erlebnis zu bieten, indem sie Kunstwerke, Räume und Veranstaltungen entdecken oder selbst als Creator gestalten können. Die Schaffung und das Entdecken von digitalem Raum stehen dabei im Vordergrund. Spatial setzt sich für ein offenes Metaverse ein, in dem jeder willkommen ist.

In Spatial können Objekte wie Kunstwerke gekauft, verkauft oder gehandelt werden. Die Transaktionen erfolgen über NFTs, die üblicherweise mit der Kryptowährung Ethereum bezahlt werden.

Wenn Sie kostenlos einen öffentlichen Raum für NFT-Kunstausstellungen, Treffen und Live-Events erstellen möchten, bietet Ihnen Spatial diese Möglichkeit.

Wenn Sie jedoch professionelle Veranstaltungen durchführen möchten, beispielsweise Eintrittskarten verkaufen oder den Zugang zu Kunstwerken steuern möchten, benötigen Sie ein Upgrade auf ein Spatial und ein Konto.

Warum ist Spatial für Werbeagenturen interessant?

Als Anwaltskanzlei haben wir eine Werbeagentur bei den Vertragsverhandlungen Spatial erfolgreich beraten und vertreten dürfen. Wir sind stolz darauf, ein Teil dieser spannenden Entwicklung zu sein und darüber hier zu berichten.

Spatial ist eine innovative Plattform, die Werbekunden neue Möglichkeiten bietet, ihre Produkte auf eine Weise zu präsentieren, die in der traditionellen Welt der Werbung nicht möglich wäre. Insbesondere für Unternehmen, die hochinteressante Produkte im Endverbrauchergeschäft haben, ist Spatial ein äußerst attraktives Medium. In diesem digitalen Universum können Produkte nicht nur gezeigt, sondern auch erlebbar gemacht werden. Dies führt zu einer deutlich intensiveren Interaktion mit potenziellen Kunden und zu einem tieferen Verständnis für das Produkt.

Unsere Rolle bestand darin, sicherzustellen, dass die Vertragsbedingungen zwischen unseren Mandanten, der Werbeagentur, und Spatial so auszutarieren, dass die Werbeagentur als Vertragspartner von Spatial keine hohen Risiken tragen muss. Diese Konstellation bietet sich an, wenn der Auftraggeber mit US-amerikanischen Unternehmen aufgrund von konzernrechtlichen Interessenskollisionen nicht selbst Vertragspartner werden kann. Dann wird gerne die Agentur vorgeschoben - als Anwalt für Agenturen muss ich dabei betonen: Nicht um jeden Preis sollten alle Risiken akzeptiert werden!

Die Vertragsverhandlung beinhaltete die Klärung von Fragen zu Lizenzierungsbedingungen, geistigem Eigentum, Datenschutz und vielem mehr. Hier kommt es ganz auf die konkrete Ausgestaltung des Metaverse bzw. der Brand Experience an. Soll es User-generated-content geben? Müssen die Terms der Plattform eingebunden werden oder gibt es eine andere Lösung? 

Was sollte man bei der Erstellung von Brand Experiences auf der Spatial Metaverse Plattform beachten?

Zielgruppenverständnis: Identifizieren Sie die Benutzer von Spatial und verstehen Sie ihre Bedürfnisse und Interessen. Wie können diese in die Markenerfahrung integriert werden?

Einzigartigkeit: Erarbeiten Sie einzigartige Designelemente und innovative Nutzungen der VR/AR-Technologie, um Ihre Marke in diesem virtuellen Raum hervorzuheben.


Messbarkeit / Insights: Erstellen Sie einen Plan zur Erfassung und Analyse relevanter Daten, um den Erfolg Ihrer Brand Experience zu messen.

Rechtliche Aspekte


Datenschutz: Beachten Sie die Datenschutzgesetze bei der Nutzung von Spatial. Wenn deutsche Agenturen für deutsche Auftraggeber handeln, ist über Auftragsverarbeitung und einem Erlaubnistatbestand für die Drittstaatenübermittlung nachzudenken. Das kann z.B. über EU Standard Contract Clauses (z.B. Module 2) oder über das Trans-Atlantic Data Privacy Framework bewerkstelligt werden. Letzteres setzt eine Zertfizierung von Spatial voraus, die nach heutigem Kenntnisstand noch nicht vorliegt.


Urheberrecht: Stellen Sie sicher, dass alle in der Brand Experience verwendeten Materialien entweder original sind oder dass die notwendigen Lizenzen zur Nutzung vorliegen.

Nutzungsbedingungen: Halten Sie sich an die Nutzungsbedingungen von Spatial. Diese können Beschränkungen für bestimmte Inhalte oder Aktivitäten beinhalten.


Haftung: Bei der Gestaltung von Räumen und Erfahrungen in Spatial ist es wichtig, die möglichen Haftungsrisiken zu berücksichtigen. Besonders das Verhalten der Nutzer kann hohe Haftungsrisiken für die Agentur (oder einen anderen Vertragspartner von Spatial) begründen, wenn die vorgelegten Terms of Use / AGB nicht nachverhandelt werden. 


Jugendschutz: Bestimmte Inhalte sind möglicherweise nicht für alle Altersgruppen geeignet. Werbeagenturen müssen sicherstellen, dass ihre Inhalte die geltenden Jugendschutzgesetze einhalten und dass Mechanismen zur Altersprüfung vorhanden sind, wenn dies erforderlich ist.


Diskriminierung und Hassrede: Alle Inhalte, die auf der Spatial-Plattform präsentiert werden, müssen frei von diskriminierenden Aussagen oder Hassrede sein. Spatial hat besonders umfangreiche Community Guidelines, die z.T. Bestandteil der Verträge sind und beachtet werden müssen. Werbeagenturen müssen sicherstellen, dass ihre Inhalte respektvoll und inklusiv sind und die Rechte aller Benutzer sicherstellen, dass sie nicht in das amerikanische Äquivalent der Störerhaftung geraten und z.B. für Rechtsverletzungen der Metaverse Nutzer haften!


Transparenz und Werbekennzeichnung: Werbeagenturen müssen klarstellen, dass ihre auf Spatial präsentierten Inhalte werblicher Natur sind, um die Anforderungen der Transparenz und der Werbekennzeichnung zu erfüllen. Nutzer sollten nicht in die Irre geführt werden und klar erkennen können, wenn sie mit Werbung interagieren.


Geistiges Eigentum: Neben dem Urheberrecht sollten Werbeagenturen auch andere Formen des geistigen Eigentums berücksichtigen. Dazu gehören Markenrechte (die Rechte an Namen und Logos) und Patentrechte (die Rechte an bestimmten Technologien oder Prozessen). Soweit eine Brand Experience für einen Auftraggeber aufgebaut werden soll, geht es hier v.a. um dessen gewerblichen Schutzrechte.


Fazit:


Das Metaverse und Plattformen wie Spatial eröffnen spannende neue Möglichkeiten für die Markenkommunikation und -erfahrung. Mit einer sorgfältigen strategischen und rechtlichen Planung können Werbeagenturen erfolgreiche und einzigartige Kampagnen in diesem Raum realisieren. Tauchen Sie ein in die Welt des Metaversums und entdecken Sie, wie die Spatial Plattform Ihre Markenerfahrung auf ein neues Level heben kann. 


Wenn Sie die Rolle des Vertragspartners von Spatial, v.a. als Werbeagentur oder als Auftraggeber ohne Zwischenschaltung einer Agentur in Erwägung ziehen, holen Sie sich rechtlichen Rat ein. Es macht Sinn, die AGB von Spatial in einigen Punkten so nachzuverhandeln, dass das US-Recht keine größeren Überraschungen oder Haftungsrisiken birgt, die einem den Spaß und Geschäftserfolg im Metaverse verderben könnten.


Sprechen Sie uns gerne an, wenn Sie mehr wissen wollen: www.maisch.law


Foto(s): Marc Maisch

Rechtstipp aus den Rechtsgebieten

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