Wirecard AG: Die Jahresverschuldungen des Wircecard-Konzernes stiegen rascher als die Jahresgewinne

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Wenn die Schulden schneller wachsen als die Gewinne, ist die Fortführungsprognose grundsätzlich negativ. 

In dem IFRS-Konzernabschluss der Wirecard AG, Aschheim bei München, betreffend den Wircecard-Konzern zum 31. 12. 2015 wurde ein EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände) in Höhe von 227,315 Millionen Euro ausgewiesen, siehe Bundesanzeiger.de.

In der „Entwicklung der Finanzlage“ des Konzernabschlusses 2015 stiegen die Schulden von 922,273 Mio. Euro auf 1,654.988 Mrd. Euro, also um ca. 756 Mio. Euro.

Damit könnte der Gewinn von 227,315 Millionen Euro aus dem Schuldenzuwachs von ca. 756 Mio. Euro generiert worden sein.

In dem IFRS-Konzernabschluss der Wirecard AG zum 31. 12. 2016 wurde ein EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände) in Höhe von 307,363 Millionen Euro ausgewiesen, siehe Bundesanzeiger.de.

In der „Entwicklung der Finanzlage“ des Konzernabschlusses 2016 stiegen die Schulden von 1,654.988 Mrd. Euro auf 2,007.099 Mrd. Euro, also um 352,111 Mio. Euro.

Damit könnte der Gewinn von 307,363 Millionen Euro in dem Schuldenzuwachs von 352,111 Mio. Euro enthalten sein.

In dem Konzernabschluss der Wirecard AG zum 31. 12. 2017 wurde ein EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände) in Höhe von 412,613 Millionen Euro ausgewiesen.

In der „Entwicklung der Finanzlage“ des Konzernabschlusses 2017 stiegen die Schulden von 2,007.099 Mrd. Euro zum 31.12.2016 auf 2,892.338 Mrd. Euro zum 31.12.2017, also um 885,239 Mio. Euro.

Damit ist die Möglichkeit vorhanden, dass der Gewinn (EBITDA) in Höhe von 412,613 Millionen Euro bezogen auf das Geschäftsjahr 2017 enthalten war in der Zunahme der Verbindlichkeiten von einem Geschäftsjahr auf das andere Geschäftsjahr in Höhe von 885,239 Mio. Euro, die Erträge also mit den zwischenzeitlich ausgereichten Mitteln an die Tochtergesellschaften korrespondierten.

In dem Konzernabschluss der Wirecard AG zum 31. 12. 2018 wurde ein EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände) in Höhe von 560,5 Millionen Euro ausgewiesen.

In der „Entwicklung der Finanzlage“ des Konzernabschlusses 2018 stiegen die Schulden zum 31.12.2017 in Höhe von 2,892 Mrd. Euro auf 3,932 Mrd. Euro zum 31.12.2018.

Dieses ergibt eine Gesamtsteigerung der Schulden um 1,04 Mrd. Euro zum 31.12.2018.

Damit ist die Möglichkeit vorhanden, dass der Gewinn (EBITDA) in Höhe von 560,5 Millionen Euro enthalten war in der Zunahme der Verbindlichkeiten von einem Geschäftsjahr auf das andere Geschäftsjahr in Höhe von 1,04 Mrd. Euro, die Erträge also mit den zwischenzeitlich ausgereichten Mitteln an die Tochtergesellschaften korrespondierten.

Fazit: 

2015 Gewinn: 227,315 Millionen Euro, Schuldenzuwachs: 756 Mio. Euro

2016 Gewinn: 307,363 Millionen Euro, Schuldenzuwachs: 352,111 Mio. Euro

2017 Gewinn: 412,613 Millionen Euro, Schuldenzuwachs: 885,239 Mio. Euro.

2018 Gewinn: 560,5 Millionen Euro, Schuldenzuwachs: 1,04 Mrd. Euro

Der Abschlussprüfer verweigerte das Abschlusstestat für 2019, weil er keine Nachweise für die Existenz von Guthaben in Höhe von 1,9 Mrd. Euro bei asiatischen Partnerbanken gefunden habe. Es sollen falsche Saldenbestätigungen zu Täuschungszwecken vorgelegt worden sein. Damit könnte eine Überschuldung bei der Wirecard AG im Umfang von 1,9 Mrd. Euro zu vermuten sein. Daneben fällt auf, dass die Schulden seit 2015 schneller wuchsen als die Gewinne. Nach dem BGH-Urteil II ZR 51/07, Rdnr.10, indiziert eine unrichtige Bilanz die Insolvenzreife. Gläubigerbenachteiligungsvorsatz bei Sanierungskonzept wurde jedoch verneint, wenn Gläubiger auf die Schlüssigkeit des Sanierungskonzeptes vertraute, BGH-Urteil vom 28.03.2019 – IX ZR 7/18, NJW-Spezial 2019, 407.  


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