Dark Patterns im Online-Design – Was Kreative und Unternehmen wissen sollten
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Stellen Sie sich vor, Sie wollen sich von einem Newsletter abmelden – aber finden den Abmelde-Link einfach nicht. Oder Sie installieren eine App, stimmen nebenbei einer Datenweitergabe zu, ohne es wirklich zu bemerken. Willkommen in der Welt der Dark Patterns – manipulativer Designstrategien, die Nutzer:innen zu Handlungen verleiten, die nicht in ihrem Interesse sind.
Was genau dahintersteckt, welche rechtlichen Risiken bestehen – und wie Sie als Unternehmer:in oder Gestalter:in auf der sicheren Seite bleiben – das klärt diese Podcast-Folge von Kaffeerecht, der TWW.LAW. Unten finden Sie auch das eingebettete YouTube-Video der Episode.
Was sind Dark Patterns?
Dark Patterns bezeichnen gestalterische Tricks in digitalen Benutzeroberflächen, die Menschen zu bestimmten Handlungen bewegen sollen – oft gegen ihre eigenen Interessen. Diese Praxis ist besonders im E-Commerce, in Apps und Online-Plattformen verbreitet.
Ein zentrales Beispiel: Cookie-Banner, bei denen der „Alle annehmen“-Button groß, bunt und zentral platziert ist, während die Ablehnung versteckt hinter mehreren Klicks liegt.
Doch es gibt viele weitere Formen – hier ein Überblick:
🔹 Beispiele für typische Dark Patterns
- Disguised Ads (getarnte Werbung): Anzeigen, die wie redaktionelle Inhalte wirken.
- Faraway Bill: Rechnungen, die erst nach mehreren Klicks im Kundenkonto auffindbar sind.
- Forced Continuity: Kostenloser Test endet automatisch in einem kostenpflichtigen Abo – ohne Erinnerung oder einfache Kündigung.
- Sneak into Basket: Automatisches Hinzufügen von Produkten (z. B. Garantieverlängerung) in den Warenkorb.
- Trick Questions: Verwirrende Formulierungen mit doppelter Verneinung oder positiver Button-Färbung für unerwünschte Optionen.
Solche Mechanismen setzen darauf, dass Nutzer:innen aus Bequemlichkeit, Unaufmerksamkeit oder Zeitdruck Entscheidungen treffen, die sie eigentlich vermeiden wollten.
Warum ist das rechtlich problematisch?
1. Datenschutz & Einwilligung
Nach der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) und dem TTDSG gilt: Eine Einwilligung zur Datenverarbeitung muss freiwillig und informiert erfolgen. Wird durch manipulative Gestaltung Einfluss genommen, ist die Einwilligung rechtlich unwirksam.
2. Wettbewerbsrecht
Das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) verbietet irreführende oder aggressive geschäftliche Handlungen. Dark Patterns, die Nutzer in unerwünschte Käufe drängen oder Kündigungen erschweren, können als unlautere Geschäftspraktiken gewertet werden.
3. Digital Services Act (DSA)
Mit dem neuen Digital Services Act (seit Februar 2024 anwendbar) liegt erstmals eine explizite EU-Regelung gegen Dark Patterns vor:
„Online-Plattformen dürfen ihre Benutzeroberflächen nicht so gestalten, dass Nutzer getäuscht, manipuliert oder in ihrer Entscheidungsfreiheit maßgeblich beeinträchtigt werden.“– Art. 25 Abs. 1 DSA
Damit besteht nun ein klares Verbot für viele der oben genannten Muster – mit rechtlichen Folgen für Unternehmen.
Was bedeutet das für Unternehmen, Agenturen und Kreative?
🔹 Gestalten Sie fair und transparent
Wenn Sie Webshops, Apps oder digitale Produkte gestalten oder vertreiben, sollten Sie besonders auf folgende Punkte achten:
- Gleichberechtigte Button-Gestaltung: „Annehmen“ und „Ablehnen“ sollten gleich sichtbar sein.
- Kündigung muss einfach sein: Ein Button für Kündigung oder Abmeldung, erreichbar mit wenigen Klicks.
- Transparente Zusatzprodukte: Keine Voreinstellungen für zusätzliche Käufe.
- Datenerhebung klar kommunizieren: Was passiert mit Nutzerdaten? Welche Rechte bestehen?
🔹 Dark Patterns lohnen sich nicht – auch wirtschaftlich
Neben der rechtlichen Unsicherheit gibt es auch wirtschaftliche Risiken: Ein Vertrauensverlust bei Nutzer:innen kann sich negativ auf die Kundenbindung und Markenwahrnehmung auswirken. Studien deuten sogar darauf hin, dass sich manipulative Designs langfristig nicht lohnen.
🎧 Mehr dazu im Podcast
In der Podcastfolge von Kaffeerecht diskutieren wir praxisnah, wo genau die rechtlichen Grenzen verlaufen, wie Gerichte Dark Patterns bewerten – und welche Fälle (z. B. Amazon, Fokus.de, WhatsApp) bereits zu Änderungen geführt haben.
Fazit: Fair gestalten – rechtssicher bleiben
Dark Patterns mögen kurzfristig Erfolge versprechen – aber sie gefährden Vertrauen, Markenimage und Rechtssicherheit. Wer auf faire, transparente Gestaltung setzt, schützt nicht nur die Nutzer:innen, sondern auch das eigene Unternehmen vor rechtlichen und wirtschaftlichen Risiken.
💡 Tipp: Prüfen Sie Ihre Website oder App kritisch. Ist der Nutzer jederzeit gut informiert und frei in seinen Entscheidungen?
🛡 Unterstützung gesucht?
Die Kanzlei Tölle Wagenknecht Rechtsanwälte berät Unternehmen praxisnah zu rechtssicherem Design, DSGVO, E-Commerce und digitalem Marketing – und hilft bei der Einschätzung, ob bestimmte Gestaltungselemente riskant sind.
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