Der Kern der Konfliktlösung

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In vorangegangenen Artikeln habe ich mich dazu geäußert, warum es für fast jeden Konflikt eine Win-Win-Lösung gibt und auch, warum diese den Konflikt nachhaltig beendet – ein Kompromiss jedoch fast nie.

In jedem Schlichtungsprozess, jeder Mediation oder allen anderen alternativen Konfliktlösungsverfahren werden nach den vorgebrachten Positionen die Beweggründe beleuchtet. Wenn diese Interessen, die die Parteien zu ihren vertretenen Positionen gebracht haben, bekannt sind, können sie bei der Findung von Lösungen berücksichtigt werden.

Was treibt mein Gegenüber an?

Diese Beweggründe zu erarbeiten und sodann die Konfliktparteien den oder die streitigen Punkte aus der Perspektive des anderen sehen zu lassen, ist das Herzstück einer gelungenen Konfliktbearbeitung.

Voraussetzung für diesen Perspektivwechsel ist immer, dass die Parteien vorher genügend Raum und Zeit hatten, ihre Positionen zu verdeutlichen.

Erst wenn ich alles gesagt habe, was mich aufregt, ärgert, ungeduldig oder traurig macht, kann ich mich darauf einlassen, mir meine Beweggründe anzugucken – und dann auch die meines Konfliktpartners.

Verständnis ist nicht Einverständnis

Hier kommt meist ein Missverständnis auf: Wenn wir die Beweggründe des anderen hören, so können wir diese verstehen; wir müssen allerdings nicht einverstanden sein. Wichtig ist, dass wir wissen, warum er so handelt oder besser: wofür! Dies fällt leichter, wenn wir die Perspektive wechseln können und so den Konflikt aus der Sicht des anderen betrachten.

Auf einer Fortbildung habe ich habe ich neulich einen Workshop zum Thema „CrossGenerational Mediation – Mediation mit Generationen im Unternehmen“ von einer Anwalts- und Mediatorenkollegin besucht. Der Workshop war eindrucksvoll und hat noch einmal klar verdeutlicht, worauf es bei der Lösung von Konflikten zwischen Generationen ankommt.

Der andere denkt sowieso schlecht von mir – denkt der andere wirklich schlecht von mir?

In dem Workshop haben drei Generationen je ein eigenes Bild von ihrer Generation erarbeitet. Im nächsten Schritt wurde dieses Eigenbild durch ein Fremdbild der jeweils anderen Generationen ergänzt.

Eindrucksvoll war – und dies ist im Rahmen des Perspektivwechsels immer (!) der Fall –, dass das Fremdbild der anderen Generationen über die eigene Generation wesentlich verständnisvoller und auch positiver ausfiel, als die eigene Generation dies angenommen hat.

Schon dieses Erlebnis von „Der andere denkt gar nicht so schlimm über mich“ bewirkt in einem verhärteten Konflikt sehr viel. Selbst für uns, die in keinem Konfliktverhältnis zu den anderen – meist unbekannten – Workshop-Teilnehmern standen, war diese Erkenntnis wieder sehr erhellend.

Jeder Konflikt bringt Emotionen mit sich

Wenn der Perspektivwechsel gelingen soll, so müssen wir uns zum einen mit unseren eigenen Beweggründen auseinandersetzen und diese mitteilen und zum anderen mit denen des oder der anderen. Ein erfahrener Mediator wird darauf achten, dass für die Ungeduld, den Ärger, die Wut oder auch die Trauer genügend Raum ist und er wird gleichzeitig als Unparteiischer darauf achten, dass die Regeln eingehalten werden.

Wenn ich um die Beweggründe weiß, vergrößern sich die Lösungsmöglichkeiten

Mediatoren sprechen gerne von der Vergrößerung des Lösungs-Kuchens. Das heißt eigentlich nichts anderes, als dass die Apfelsine nicht nur in der Mitte durchgeschnitten werden kann, sondern – wenn wir drüber gesprochen haben, wofür der einzelne die Apfelsine benötigt – auch ggf. der eine die Schale für seinen Kuchen bekommt und der andere das Fruchtfleisch für einen Saft.

Sie haben ein Konflikt im privaten oder beruflichen Umfeld? Sprechen Sie mich an, ein gelöster Konflikt setzt bei allen Beteiligen Potenzial für Neues frei.


Rechtstipp aus dem Rechtsgebiet

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