Die Anhörung im Bußgeldverfahren

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Was muss ich bei einer Anhörung wegen einer Verkehrsordnungswidrigkeit beachten?


Im deutschen Rechtssystem spielt die Anhörung im Bußgeldverfahren eine zentrale Rolle. Sie dient dazu, dem Betroffenen die Möglichkeit zu geben, sich zu einem bestimmten Verkehrsverstoß zu äußern, bevor eine endgültige Entscheidung getroffen wird. Diese Anhörung ist ein wichtiger Schritt, der die Grundlage für weitere rechtliche Schritte im Zusammenhang mit dem Verkehrsverstoß bildet. Zusätzlich dazu spielt auch die Verjährung eine entscheidende Rolle im Bußgeldverfahren, da sie die zeitliche Begrenzung für die Verfolgung von Verkehrsverstößen darstellt.


Was ist eine Anhörung im Bußgeldverfahren?

Die Anhörung im Bußgeldverfahren ist ein Verfahrensschritt, bei dem der Betroffene die Gelegenheit erhält, zu dem ihm vorgeworfenen Verkehrsverstoß Stellung zu nehmen. Dies geschieht in der Regel schriftlich, indem dem Betroffenen ein Anhörungsbogen zugeschickt wird. In diesem Bogen werden die Details des Verstoßes aufgeführt, und der Betroffene wird aufgefordert, sich innerhalb einer bestimmten Frist dazu zu äußern.


Zweck der Anhörung

Die Anhörung dient dazu, dem Betroffenen das Recht auf Anhörung und damit auf eine faire Verfahrensführung zu gewährleisten. Sie gibt ihm die Möglichkeit, seine Sicht der Dinge darzulegen und gegebenenfalls Einwände gegen die Vorwürfe zu erheben. Auf diese Weise können Missverständnisse geklärt, falsche Anschuldigungen aufgedeckt und mögliche Fehler im Bußgeldbescheid vermieden werden.


Ablauf der Anhörung

Der Ablauf einer Anhörung im Bußgeldverfahren ist in der Regel standardisiert. Zunächst erhält der Betroffene einen Anhörungsbogen, in dem die Einzelheiten des Verstoßes aufgeführt sind. Der Betroffene hat dann die Möglichkeit, innerhalb einer bestimmten Frist schriftlich Stellung zu nehmen. In seinem Schreiben kann er die Vorwürfe entweder bestreiten oder zugeben und gegebenenfalls Gründe für sein Fehlverhalten anführen. Nach Ablauf der Frist wird der Anhörungsbogen ausgewertet, und auf Basis der vorliegenden Informationen wird über das weitere Vorgehen entschieden. 

Manchmal ist es aber ratsam, gar nicht auf den Anhörungsbogen zu reagieren. Jeder Betroffene einer Verkehrsordnungswidrigkeit hat das Recht zu schweigen. Deshalb sollte man nicht vorschnell antworten. Stattdessen kann man einen verkehrsrechtlich versierten Anwalt beauftragen. Dieser kann Akteneinsicht beantragen und die Ordnungsgemäßheit des Verfahrens prüfen.


Rechtliche Bedeutung der Anhörung

Die Anhörung im Bußgeldverfahren hat eine hohe rechtliche Bedeutung. Sie stellt sicher, dass der Betroffene sein Recht auf Anhörung wahrnehmen kann, bevor über mögliche Sanktionen entschieden wird. Darüber hinaus dient sie der Transparenz und Fairness des Verfahrens, da dem Betroffenen die Gelegenheit gegeben wird, seine Sicht der Dinge darzulegen und mögliche Unstimmigkeiten zu klären. Auf diese Weise trägt die Anhörung dazu bei, dass die Entscheidung im Bußgeldverfahren auf einer soliden rechtlichen Grundlage basiert und mögliche Fehler vermieden werden.


Die Rolle der Verjährung

Die Verjährung spielt ebenfalls eine wichtige Rolle im Bußgeldverfahren. Sie legt fest, innerhalb welchen Zeitraums ein Verkehrsverstoß geahndet werden kann. § 31 OWiG regelt die Verjährungsfristen, die bei den typischen Verkehrsordnungswidrigkeiten (Geschwindigkeitsüberschreitung, Abstand, Handyverstoß) sechs Monate beträgt. Allerdings gilt diese Frist erst ab dem Erlass eines Bußgeldbescheids. Während der Anhörung gilt eine kurze dreimonatige Verjährung. Ist die Verjährungsfrist abgelaufen, kann der Verstoß nicht mehr geahndet werden.


Folgen der Anhörung und Verjährung

Die Folgen der Anhörung im Bußgeldverfahren können je nach Ausgang des Verfahrens variieren. Wenn der Betroffene die Vorwürfe bestreitet und keine ausreichenden Beweise für sein Fehlverhalten vorliegen, kann das Verfahren eingestellt werden. Wenn jedoch festgestellt wird, dass der Betroffene den Verkehrsverstoß begangen hat und keine plausible Erklärung für sein Verhalten vorliegt, kann ein Bußgeldbescheid erlassen werden. In einigen Fällen können auch weitere rechtliche Schritte wie ein Fahrverbot oder die Anordnung eines Aufbauseminars folgen. Wenn jedoch die Verjährungsfrist abgelaufen ist, kann der Verkehrsverstoß nicht mehr geahndet werden, und das Verfahren wird eingestellt.


Zeugenfragebogen - Was ist eine Anhörung als Zeuge? 

Anders als beim Anhörungsbogen als Betroffener ist der Zeuge in der Regel verpflichtet, Angaben zum Sachverhalt zu machen. Der Zeugenbogen ist typisch bei Kennzeichenanzeigen. Die Bußgeldstelle ermittelt über das Kennzeichen die Halterin/den Halter. Dieser soll dann Angaben zur Fahrerin/zum Fahrer im Tatzeitpunkt machen. Der Zeuge wird dann gebeten, den Anhörungsbogen auszufüllen und seine Aussage schriftlich festzuhalten. Diese schriftliche Aussage kann dann als Beweismittel im weiteren Verlauf des Verfahrens dienen. Verweigert die Halterin/der Halter die Mitwirkung, kann unter bestimmten Umständen eine Fahrtenbuchauflage verhängt werden.

Wichtig: Sind Halter/in und Fahrer/in identisch, besteht wieder ein Schweigerecht. Wurde das Kfz von einem nahen Angehörigen gefahren, besteht außerdem ein Zeugnisverweigerungsrecht.


Fazit

Die Anhörung im Bußgeldverfahren ist ein wichtiger Schritt zur Klärung von Verkehrsverstößen. Sie gewährleistet dem Betroffenen das Recht auf Anhörung und ermöglicht es ihm, seine Sicht der Dinge darzulegen. Auf diese Weise trägt die Anhörung zur Transparenz und Fairness des Verfahrens bei und bildet die Grundlage für weitere rechtliche Schritte im Zusammenhang mit dem Verkehrsverstoß. Es ist daher wichtig, dass Betroffene die Anhörung ernst nehmen. Wenn ein Anhörungsbogen ins Haus flattert, sollte man einen verkehrsrechtlich versierten Anwalt zu Rate ziehen.

Foto(s): Yves Junker

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