„Die Nachfrage nach digitaler Rechtsberatung wird sich in der Zukunft stark ausweiten“

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Rechtsanwalt Horst Nachtigall: „Die Nachfrage nach digitaler Rechtsberatung wird sich in der Zukunft stark ausweiten“
Leah Schmidt anwalt.de-Redaktion

Mandanten standortunabhängig und dennoch persönlich zu beraten: Diese Verbindung gelingt Rechtsanwalt Horst Nachtigall durch Online-Rechtsberatung. Im Interview schildert er, wie davon auch lokale Mandate profitieren können und welche Aspekte man bei der Vorbereitung beachten sollte.

Vor Ort in der Kanzlei, per Telefon, online: Welche Beratungsformen bieten Sie Ihren Mandanten an? 

Angeboten werden alle drei Möglichkeiten der Kommunikation, wobei die telefonische Beratung in der Regel über eine erste Einschätzung, entstehende Kosten und eine Terminvereinbarung nicht hinausgeht. 

Haben Sie sich auf die Durchführung von Online-Rechtsberatung vorbereitet, bevor Sie damit begonnen haben? 

Einer besonderen, aufwändigen Vorbereitung bedarf es nicht. Ich habe zuvor verschiedene Anbieter für Online-Meetings getestet und mich dann für einen entschieden. Notfalls kann ich auch auf einen anderen ausweichen. Die genutzten Programme sind lizensiert, was wichtig ist.  

In technischer Hinsicht ist auf eine stabile Internetverbindung zu achten. Genutzt wird von mir eine externe Kamera (nicht die Bildschirmkamera) und bei Bedarf ein drahtloses Headset. Man sollte außerdem auf einen angemessenen Hintergrund achten.  

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Welche datenschutzrechtlichen Aspekte sollten Ihrer Erfahrung nach bei der Auswahl des Video-Telefonie-Programms beachtet werden?  

Das Programm sollte so ausgewählt werden, dass Datenweiterleitung und -speicherung über einen Server oder ein Rechenzentrum in Europa gewährleistet ist. Die Teilnehmer an Meetings werden von mir jeweils ausdrücklich zugelassen, sodass die Teilnahme unberechtigter Dritter nicht möglich ist. Bei jedem Meeting erfolgt ein Hinweis auf meine Datenschutzbestimmungen. Meetings werden grundsätzlich nicht aufgezeichnet, es sei denn, es erfolgt eine ausdrückliche Zustimmung der teilnehmenden Personen. 

Gibt es etwas, worauf man bei der technischen Umsetzung achten sollte?

Die technische Umsetzung ist heute relativ einfach, da es genügend professionelle Anbieter gibt, welche auch die datenschutzrechtlichen Voraussetzungen erfüllen. Ich habe keine Unterstützung in Anspruch genommen. 

Welche Tipps haben Sie für den Fall, dass während des Video-Telefonats plötzlich die Technik streikt? 

Der Fall ist bei mir glücklicherweise noch nicht vorgekommen. Eventuell ist auf ein anderes Programm auszuweichen oder das Meeting telefonisch fortzusetzen. Auf keinen Fall sollte man unlizenzierte kostenfreie Programme nutzen. 

Nutzen auch Ratsuchende aus Ihrem lokalen Umfeld die Online-Beratung?  

Ja, natürlich. Man spart sich die Fahrt in die Kanzlei und die Meetings werden von mir gerne nach Arbeitsende der Ratsuchenden angeboten.  

Inwiefern hat die Corona-Pandemie Ihre Mandantenkommunikation beeinflusst? War sie vielleicht sogar der Auslöser für Ihr Online-Beratungsangebot? 

Die Pandemie war sicherlich ausschlaggebend für den verstärkten Einsatz von Online-Meetings. Der Kanzleibetrieb musste weitergehen und Besprechungen mit Mandanten sind natürlich absolut notwendig. 

Wie hat sich die Nachfrage nach digitaler Beratung im Laufe der Pandemie entwickelt?

Die Pandemie hatte zu Beginn wegen der verbreiteten Ängste vor Ansteckung Online-Meetings notwendig gemacht. Das hat sich etwas geändert, sodass heute weniger die Nachfrage eine Rolle spielt als das Angebot. Das bedeutet, dass die Ratsuchenden auf die Möglichkeit verstärkt aufmerksam gemacht werden müssen. Die Erfahrung zeigt aber, dass Online-Meetings gerne angenommen werden. 

Wie, schätzen Sie, wird sich die Nachfrage nach digitaler Rechtsberatung weiterentwickeln?  

Die Nachfrage nach digitaler Rechtsberatung wird sich in der Zukunft stark ausweiten. Allerdings müssen potenzielle Mandanten verstärkt auf die Möglichkeiten hingewiesen werden. Es fehlt meist auf den einschlägigen Plattformen und Suchmaschinen eine besondere Hervorhebung. Mandanten sollen die Erfahrung machen, dass Online-Beratungen qualitativ nicht weniger wert sind als Präsenztermine. Dies funktioniert am besten, indem man sich etwas mehr Zeit für die Mandanten nimmt. 

Hinweis auf die Online-Rechtsberatung im anwalt.de-Profil

Ihr anwalt.de-Profil informiert potenzielle Mandanten darüber, dass auch Online-Rechtsberatung bei Ihnen möglich ist. Beziehen sich Ratsuchende in ihren Anfragen auf diese Option? 

Mandanten fragen beim ersten Kontakt eher selten nach einem Online-Termin. Ich biete dies aber meist beim ersten telefonischen Kontakt an und mache Online-Termine bevorzugt ab 16:30 Uhr. Als Fachanwalt für Arbeitsrecht kommt dies vielen entgegen, da die Beratung dann außerhalb der Arbeitszeit der Ratsuchenden stattfinden kann. 

Bei welchen Themen ziehen Ratsuchende Ihrer Erfahrung nach einen Beratungstermin in den Kanzleiräumen vor? 

Der überwiegende Anteil meiner Mandaten sucht mich wegen Problemen aus dem Arbeitsrecht auf. Hier ist das Online-Meeting nach meiner Erfahrung sehr gut geeignet. Ansonsten lässt sich nach meiner Auffassung eine Tendenz nicht unbedingt am Thema festmachen. 

Gibt es Anliegen, bei denen sich Online-Rechtsberatung weniger eignet oder Sie Mandanten gar davon abraten?  

Sicherlich, wenn die Angelegenheit sehr komplex und mit der Vorlage umfassender Unterlagen verbunden ist. Dann halte ich selbst einen Präsenztermin für geeigneter. 

Was sind Ihrer Meinung nach die Vorteile der Online-Beratung für Rechtsanwälte?  

Die Vorteile liegen klar in den flexibleren zeitlichen Möglichkeiten, eine Besprechung durchzuführen. Ratsuchende müssen keine zeitraubenden Fahrten machen. Für mich persönlich wichtig ist mobiles Arbeiten, ohne den persönlichen Kontakt zu den Mandanten zu verlieren. Zeit, die für die Besprechung genutzt werden kann. Meine in der Innenstadt liegende Kanzlei hat sich zunehmend mit der Einschränkung von Parkmöglichkeiten durch die städtische Verkehrspolitik auseinanderzusetzen. 

Können Sie demografische Unterschiede feststellen, welche Klientel zu Online-Rechtsberatung tendiert?  

Sicher sind jüngere Mandanten mit der Nutzung der technischen Möglichkeiten besser vertraut. Insgesamt ist aber zu beobachten, dass unabhängig vom Alter die meisten Ratsuchenden bereits Erfahrungen an ihrer Arbeitsstelle mit Online-Meetings gemacht haben, sei es im Rahmen innerbetrieblicher Kommunikation oder auch mit Externen. Für eine Besprechung mit dem Anwalt wird meist ein Besuch in dessen Kanzlei erwartet und an die Möglichkeit des Online-Meetings wird nicht gedacht. 

Rechtsanwalt Horst Nachtigall ist mit seinem persönlichen Anwaltsprofil auf anwalt.de vertreten. Als Fachanwalt für Arbeitsrecht berät er seine Mandanten sowohl in seiner Kanzlei Nachtigall in Gießen als auch standortunabhängig online.  

(LES; ZGRA) 

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Foto(s): ©privat/Horst Nachtigall, ©Adobe Stock/Piman Khrutmuang, ©anwalt.de/KGR

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