Die neue Rechtslage bei Kryptowährungshandel in Österreich: Ein Überblick aus anwaltlicher Sicht

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In den letzten Jahren hat sich die rechtliche Situation in Bezug auf Kryptobetrug in Österreich erheblich weiterentwickelt. Als Rechtsanwalt, der sich auf dieses komplexe und dynamische Rechtsgebiet spezialisiert hat, möchte ich Ihnen einen aktuellen Überblick über die wichtigsten Aspekte der neuen Rechtslage geben.

Verschärfte Regulierung und Aufsicht

Ab dem 30. Dezember 2024 treten zwei bedeutende EU-Verordnungen in Kraft, die den Kryptosektor in Österreich maßgeblich beeinflussen werden:

  1. MiCA-Verordnung (Markets in Crypto-Assets Regulation): Diese umfassende Regulierung des Kryptomarktes wird von der österreichischen Finanzmarktaufsicht (FMA) umgesetzt. Die FMA übernimmt damit die vollständige Aufsicht über den Kryptomarkt in Österreich und setzt neue Standards für Transparenz und Sicherheit.

  2. EU-Geldtransferverordnung (Transfer of Funds Regulation, TofR): Diese Verordnung zielt speziell auf die Prävention von Geldwäsche ab und führt strengere Prüfpflichten für Kryptodienstleister ein.

Neue Pflichten für Kryptobörsen und -dienstleister

Die TofR verpflichtet Kryptodienstleister zu erheblichen Compliance-Maßnahmen:

  • Identitätsüberprüfung: Bei jeder Transaktion müssen die Identitäten von Absender und Empfänger verifiziert werden.
  • Datenerhebung: Es sind umfangreiche Daten wie Name, Adresse, Geburtsdatum und Kontodetails zu erheben.
  • Datenübermittlung: Diese Informationen müssen an den Dienstleister des Empfängers weitergeleitet werden.
  • Datenspeicherung: Die gesammelten Daten sind für einen festgelegten Zeitraum sicher zu speichern.

Besonders bei Transaktionen über 1.000 Euro mit selbstverwalteten Wallets besteht eine zusätzliche Verpflichtung für Dienstleister, zu prüfen, ob der Nutzer tatsächlich der Eigentümer des Wallets ist.

Verstärkte Mittelherkunftsprüfung (Proof of Funds)

Die Anforderungen an den Nachweis der Mittelherkunft wurden verschärft. Anleger sind nun verpflichtet:

  • Offenlegung des Ursprungs der Mittel: Dies kann durch Gehaltsnachweise, Kontoauszüge oder andere geeignete Dokumente erfolgen.
  • Nachvollziehbarkeit der Vermögenswerte: Der Weg der virtuellen Vermögenswerte muss klar und nachvollziehbar dargelegt werden.

Diese Maßnahmen dienen der Bekämpfung von Geldwäsche und der Finanzierung illegaler Aktivitäten und erhöhen die Transparenz im Kryptomarkt.

Strafverfolgung und Ermittlungen

Die österreichischen Behörden haben ihre Kapazitäten im Bereich der Kryptokriminalität erheblich ausgebaut:

  • Das Cybercrime-Competence-Center (C4) des Bundeskriminalamts organisiert regelmäßige Treffen für Krypto-Ermittler, um den Wissensaustausch und die Koordination zu fördern.
  • Seit 2017 wurden Kryptowährungen im Gegenwert von über sechs Millionen Euro auf behördlichen Wallets sichergestellt, was die steigende Effektivität der Strafverfolgung in diesem Bereich unterstreicht.

Steuerliche Behandlung

Die steuerliche Behandlung von Kryptowährungen in Österreich wurde präzisiert:

  • Besteuerung von Wertsteigerungen: Realisierte Gewinne aus Kryptowährungen unterliegen der Einkommensteuer.
  • Grenzüberschreitende Fälle: Hier kommt in der Regel Artikel 13 des OECD-Musterabkommens zur Anwendung, was die Zuweisung der Besteuerungsrechte zwischen den Staaten regelt.

Es ist ratsam, sich steuerlich beraten zu lassen, um Compliance sicherzustellen und steuerliche Risiken zu minimieren.

Empfehlungen für Betrugsopfer

Wenn Sie Opfer eines Kryptobetrugs geworden sind, sollten Sie folgende Schritte unternehmen:

  1. Digitale Spurensicherung: Sichern Sie alle relevanten E-Mails, Bank- und Überweisungsbelege, Chatnachrichten und Transaktionsdaten. Die Polizei wird danach fragen.,
  2. Kontaktabbruch: Brechen Sie den Kontakt zu den mutmaßlichen Tätern sofort ab, um weiteren Schaden zu vermeiden. Oftmals verwickeln die Täter die Opfer in neue Gespräche oder geben sich als Polizei aus, um diese nochmals zu schröpfen.
  3. Rechtsberatung: Konsultieren Sie einen spezialisierten Rechtsanwalt für eine Ersteinschätzung Ihrer Situation. 
  4. Blockchain-Analyse: Erwägen Sie eine professionelle Analyse zur Nachverfolgung der Transaktionen.
  5. Strafanzeige: Erstatten Sie Anzeige bei der Polizei oder Staatsanwaltschaft, idealerweise mit anwaltlicher Unterstützung, um Ihre Rechte effektiv zu vertreten. Gerade in Österreich werden Gutachten zur Kryptoforensik sehr geschätzt.

Fazit

Die neue Rechtslage in Österreich zielt darauf ab, den Kryptomarkt stärker zu regulieren und Betrug einzudämmen. Sowohl Anleger als auch Dienstleister stehen vor höheren Anforderungen und Compliance-Pflichten. 

Das neue Recht stellt einen Wendepunkt für den Handel mit Kryptowährungen dar. Was einst als dezentrales, anonymes Zahlungssystem begann, wird zunehmend ins regulierte Finanzsystem eingebunden. Anleger müssen künftig nicht nur die Herkunft ihrer Mittel nachweisen, sondern auch detaillierte Angaben zu Transaktionen und Empfängern machen. Dies bedeutet mehr Bürokratie, ist jedoch notwendig, um weiterhin legal am Kryptomarkt teilzunehmen.

Langjährige Anleger sollten frühzeitig ihre Unterlagen prüfen und die Herkunft ihrer Investitionen lückenlos dokumentieren – auch rückwirkend. Wer proaktiv handelt, vermeidet rechtliche Risiken und bleibt handlungsfähig. Ohne fachkundige rechtliche und datenforensische Unterstützung könnte dieser Prozess jedoch eine Herausforderung sein.

Es bleibt abzuwarten, wie effektiv diese Maßnahmen in der Praxis sein werden, um die steigende Zahl von Kryptobetrugsfällen zu reduzieren. 

Als Rechtsanwalt empfehle ich allen Beteiligten, sich frühzeitig über die neuen gesetzlichen Vorgaben zu informieren und gegebenenfalls rechtlichen Rat einzuholen.

Foto(s): KBH

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