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Doch Gefängnisstrafe für Amanda Knox?

  • 3 Minuten Lesezeit
Johannes Schaack anwalt.de-Redaktion

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Die italienische Justiz berät heute erneut über den Fall Amanda Knox. Hiermit hat der insgesamt fünfte Gerichtsprozess begonnen – das Justizdrama um den attraktiven „Engel mit den Eisaugen“ reißt somit nicht ab. Der heute 27-jährigen US-Amerikanerin wird weiterhin vorgeworfen, 2007 zusammen mit ihrem Ex-Freund Raffaele Sollecito die Britin Meredith Kercher brutal ermordet zu haben.

Die gesamte Welt wurde Zeuge eines Justizdramas 2.0

Die Geschichte des Falls ist komplex und liest sich teils wie ein gekonnt verfasster, moderner Thriller. Amanda Knox und Meredith Kercher hatten sich 2007 als Austauschstudentinnen im italienischen Perugia ein Apartment geteilt. Dort wurde am 02. November 2007 Kerchers nur mit einem T-Shirt bekleidete Leiche vorgefunden. Die 21-Jährige war qualvoll verblutet. Medienberichten zufolge waren ihr insgesamt 47 Wunden an Hals und Körper zugefügt worden. Die Behörden schlossen die Möglichkeit eines durch Drogenkonsum motivierten Sexualmords nicht aus. Schnell hatte sich der brutale Mordfall in ein internationales Medienereignis verwandelt, für dessen Berichterstattung weltweit nicht nur sämtliche Facetten des journalistischen Spektrums zum Einsatz kamen. Auch in Blogs und sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter rissen die Spekulationen nicht ab.

Ein Medienevent par excellence

Mittlerweile stand der Fall Amanda Knox Pate für zwei Verfilmungen – die Doku „Amanda Knox: Murder on Trial in Italy“ (2011) und die aufwendige Produktion „Die Augen des Engels“ (2014) unter der Regie von Thomas Lang. Zudem sind zwei Bücher veröffentlicht worden. „Zeit, gehört zu werden“ (2013) wurde von Knox selbst verfasst. Zudem erschien die Mischung aus Kriminalroman und Sachbuch „Der Engel mit den Eisaugen“ (2013) aus der Feder von Douglas Preston und Mario Spezi, die als Vorlage für die zweite Verfilmung diente.

Ein Justiz-Thriller mit zum heutigen Tag fünf Stationen

Als Hauptverdächtige, die brutale Bluttat verübt zu haben, galten ursprünglich Amanda Knox’ Arbeitgeber – der Barbesitzer Diya „Patrick“ Lumumba – und der Kleinkriminelle Rudy Hermann Guede. Letzterer hatte sich durch den Austausch von Facebook-Nachrichten mit einem britischen Journalisten verraten und wurde am 20. November 2007 in Mainz verhaftet.

Fast genau zwei Jahre nach der Tat geriet Knox ins Visier

Am 4. Dezember 2009 wendete sich jedoch das Blatt. Knox und Sollecito wurden durch das Geschworenengericht in Perugia im Rahmen eines Indizienverfahrens zu 26 respektive 25 Jahren Haft verurteilt. Besagtes Urteil wurde 2011 wieder aufgehoben, da Unzulänglichkeiten in der Beweislage entdeckt worden waren – der Freispruch erfolgte mit bemerkenswerter Medienresonanz. Im März 2013 wurde der Fall durch das Kassationsgericht erneut aufgenommen, da abermals Fehler im Rahmen des Verfahrens festgestellt wurden. Am 30. Januar begann der vierte Prozess – diesmal vor dem Berufungsgericht in Florenz, zu dem die beiden Angeklagten nicht erschienen. Am 30. Januar 2014 wurden Amanda Knox und Raffaele Sollecito in Abwesenheit erneut des Mordes schuldig gesprochen. Für Knox wurden 28 Jahre und 6 Monate und für Sollecito 25 Jahre Haft angesetzt. Die Anwälte der beiden Beklagten legten daraufhin Berufung ein.

Wird das Urteil des Kassationsgerichts in Rom heute für Klarheit sorgen?

Am heutigen Tag soll entschieden werden, ob die Causa Amanda Knox erneut neu verhandelt werden muss. Bestätigen die Richter des obersten Gerichts in Italien den Schuldspruch der zweiten Instanz, wird die Haftstrafe von 28 Jahren und 6 Monaten für Knox und von 25 Jahren für Sollecito verhängt. Dessen ungeachtet steht auch die Antwort auf die wichtige Frage, ob die US-Behörden zu Knox’ Auslieferung an Italien bereit sind, noch aus. Eine rechtliche Grundlage besteht jedenfalls – in der Form eines bereits 1984 in Kraft getretenen Auslieferungsabkommens. Es ist daher davon auszugehen, dass der Fall Amanda Knox auch in den nächsten Wochen und Monaten aus der Medienberichterstattung nicht wegzudenken sein wird. Es bleibt somit weiterhin spannend – eben wie in einem guten Thriller.

Foto(s): ©Fotolia.com

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