Freemium-Modelle in Software & Gaming – Was Kreative und Unternehmen wissen sollten

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Spiele-Apps, Cloud-Software oder Design-Tools – viele digitale Produkte locken mit einem scheinbar attraktiven Versprechen: kostenlos nutzbar. Doch häufig steckt hinter dem vermeintlichen Gratis-Angebot ein durchdachtes Geschäftsmodell – das sogenannte Freemium-Modell. Gerade in der Gaming- und Softwarebranche erfreut sich dieses Modell wachsender Beliebtheit.

Doch was bedeutet das konkret für Nutzer:innen? Welche rechtlichen Aspekte sollten Unternehmen beachten, wenn sie selbst solche Modelle anbieten – und wo lauern Fallstricke, etwa im Verbraucherschutz oder beim Jugendschutz?

Was ist ein Freemium-Modell?

Der Begriff „Freemium“ setzt sich aus „free“ und „premium“ zusammen. Die Grundidee: Das Basisprodukt ist kostenfrei, für erweiterte Funktionen – etwa zusätzliche Features, Designoptionen oder exklusive Inhalte – müssen Nutzer:innen bezahlen.

Beispiel: Ein Spiel lässt sich kostenlos im App-Store laden und nutzen. Wer schneller vorankommen oder seinen Avatar individuell gestalten will, kann dafür In-App-Käufe tätigen. Dasselbe Prinzip findet sich auch bei Software-Tools, etwa durch kostenpflichtige Pro-Versionen oder Abos.

Rechtlich relevant: Wo die Stolpersteine lauern

Verbraucherschutz: Was muss offengelegt werden?

Ein zentrales Thema bei Freemium-Modellen ist die Transparenz. Verbraucher:innen müssen klar und verständlichdarüber informiert werden, was das Produkt kann – und was eben nicht, ohne zusätzliche Kosten. Das betrifft insbesondere:

  • Welche Funktionen sind im kostenlosen Teil enthalten?

  • Welche Kosten entstehen bei Upgrades?

  • Wie lange gelten die bezahlten Inhalte oder Abos?

Gerade im mobilen App-Bereich erfolgt die Bezahlung oft über den App-Store. Dabei greifen Plattform-eigene Mechanismen wie Apple Pay oder Google Wallet – was in puncto Informationspflichten teils in eine Grauzone führt.

In-Game-Währungen & psychologische Kaufanreize

Viele Freemium-Spiele arbeiten mit virtuellen Währungen. Problematisch wird es, wenn die Kaufentscheidungen durch sogenannte Nudging-Strategien beeinflusst werden – etwa, indem Nutzende gezwungen sind, mehr In-Game-Währung zu kaufen, als sie eigentlich benötigen. Restbeträge erhöhen die Wahrscheinlichkeit zukünftiger Käufe.

Jugendschutz: Kinderspiel oder Risiko?

Besonders heikel wird das Thema bei jugendlichen Nutzer:innen. Der Einsatz von sogenannten Lootboxen – virtuellen Schatzkisten, deren Inhalte dem Zufall überlassen sind – ist stark umstritten. Kritiker:innen vergleichen sie mit Glücksspielen.

Während in Deutschland rechtlich (noch) kein Konsens darüber herrscht, ob Lootboxen unter das Glücksspielrechtfallen, haben andere Länder wie Belgien oder die Niederlande entsprechende Verbote bereits umgesetzt. In Österreichentschieden Gerichte, dass bestimmte Lootbox-Modelle als illegales Glücksspiel gelten – mit der Folge: Rückzahlungen an betroffene Spieler:innen.

Datenschutz & Wettbewerbsrecht

Freemium-Angebote müssen – wie jedes digitale Produkt – datenschutzrechtliche Standards einhalten. Besonders dann, wenn Daten mit anderen Plattformdiensten verknüpft werden, greift der Digital Markets Act. Dieser verbietet z. B. die Zusammenführung personenbezogener Daten über verschiedene Dienste hinweg – etwa, wenn ein Freemium-Spiel mit dem Google-Konto gekoppelt ist.

Zudem sind Anbieter verpflichtet, unlautere Werbung zu vermeiden. Häufige Mängel:

  • Dauerhafte “Rabatte”, die gar keine sind

  • Irreführende Hinweise auf limitierte Angebote

  • Undurchsichtige Preisstaffelungen

Praktische Hinweise für Unternehmen & Entwickler

Für Anbieter solcher Modelle – ob Game-Entwickler oder SaaS-Start-up – gilt es, folgende Punkte besonders im Blick zu behalten:

✔️ Transparente Kommunikation über Kosten, Funktionen und Spielmechaniken

✔️ Klare und faire AGB, auch in Bezug auf In-App-Käufe

✔️ Berücksichtigung des Jugendschutzes, insbesondere bei Spielen mit Suchtpotenzial

✔️ Regelmäßige Updates & Pflege, um zahlende Nutzer:innen dauerhaft zu halten

✔️ Datenschutzkonforme Gestaltung, insbesondere bei Tracking & Nutzerprofilen

Mehr zum Thema? Jetzt reinhören! 🎧

In der aktuellen Folge des Kaffeerecht“-Podcasts sprechen wir über die Hintergründe, Risiken und rechtlichen Rahmenbedingungen von Freemium-Modellen – praxisnah und verständlich aufbereitet. Dabei gehen wir auch auf prominente Beispiele wie FIFA (bzw. EAFC) ein und beleuchten die Entwicklung des Marktes.

Fazit: Zwischen cleverem Modell & rechtlichen Grauzonen

Freemium-Modelle sind längst Teil unseres digitalen Alltags. Für Nutzer:innen bieten sie niederschwellige Einstiege – für Anbieter das Potenzial hoher Umsätze. Doch mit dem Erfolg steigen auch die rechtlichen Anforderungen: Verbraucher- und Jugendschutz, Datenschutz und transparente Preisgestaltung sind keine Kür, sondern Pflicht.

Die Kanzlei Tölle Wagenknecht Rechtsanwälte berät Unternehmen genau in diesen Bereichen – mit einem besonderen Fokus auf die digitale Wirtschaft.

Foto(s): Image by Nathan Osman from Pixabay

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