Großbritannien streitet um Künstliche Intelligenz und Urheberrecht: Chancen und Risiken für Unternehmer
- 3 Minuten Lesezeit

In Großbritannien sorgt ein Gesetzesvorschlag der Labour-Regierung unter Keir Starmer für Diskussionen: Das Urheberrecht soll gelockert werden, um die Entwicklung von Künstlicher Intelligenz (KI) voranzutreiben. Konkret geht es darum, KI-Unternehmen zu erlauben, urheberrechtlich geschütztes Material – wie Musik, Texte oder Bilder – für das Training ihrer Modelle zu nutzen, ohne die Zustimmung der Rechteinhaber einholen zu müssen. Der Plan stammt aus dem Wunsch, die Wirtschaft durch Innovation zu stärken, hat aber auch Kritik hervorgerufen, etwa von Künstlern wie Elton John, der die Pläne als „kriminell“ bezeichnet. Doch wie wirken sich diese Veränderungen auf Unternehmer aus, insbesondere in Deutschland, die mit Großbritannien zusammenarbeiten oder dort tätig sind?
Was passiert gerade in Großbritannien?
Die Regierung will mit den neuen Regelungen die KI-Branche ankurbeln, indem sie den Zugang zu großen Datenmengen erleichtert. Aktuell müssen Unternehmen, die urheberrechtlich geschütztes Material nutzen, die Erlaubnis der Rechteinhaber einholen – ein oft bürokratischer und kostspieliger Prozess. Die geplanten Änderungen würden diese Hürde beseitigen, solange bestimmte Bedingungen eingehalten werden. Das Ziel: Großbritannien soll im globalen Wettbewerb mit Ländern wie den USA oder China mithalten können. Doch die Kreativbranche, angeführt von Prominenten wie Elton John und Paul McCartney, sieht darin eine Bedrohung für ihre Rechte und hat Proteste organisiert. Ein Antrag zur Erhöhung der Transparenz wurde kürzlich blockiert, und die Debatte rollt weiter.
Was bedeutet das für Unternehmer?
Für Unternehmer, insbesondere solche aus Deutschland, die in Großbritannien oder mit britischen Partnern agieren, ergeben sich sowohl Chancen als auch Risiken:
- Chancen durch Innovation
Unternehmen, die KI-Technologien entwickeln oder nutzen, könnten von den neuen Regeln profitieren. Der erleichterte Zugang zu Daten könnte die Kosten senken und die Entwicklung neuer Produkte oder Dienstleistungen beschleunigen. Deutsche Firmen, die mit britischen KI-Startups kooperieren, könnten so von einem Innovationsschub profitieren, etwa in Bereichen wie Automatisierung oder Datenanalyse. - Rechtliche Unsicherheiten
Für Unternehmer, die selbst urheberrechtlich geschütztes Material (z. B. Designs, Software oder Marken) besitzen, birgt die Lockerung Risiken. Wenn britische KI-Firmen ihre Inhalte ohne Zustimmung nutzen, könnten deutsche Unternehmen vor der Frage stehen, wie sie ihre Rechte durchsetzen. Ohne klare Transparenzregelungen wird es schwierig, nachzuverfolgen, ob und wie eigene Werke verwendet werden. - Haftungsrisiken
Unternehmen, die mit britischen KI-Partnern zusammenarbeiten, könnten indirekt in Haftungsstreitigkeiten verwickelt werden. Sollten Rechteinhaber klagen – etwa weil ihre Musik oder Texte ohne Vergütung genutzt wurden –, könnten deutsche Firmen als Teil der Lieferkette betroffen sein. Eine rechtliche Absicherung durch Verträge wird immer wichtiger. - Markenschutz und Wettbewerb
Wenn KI-Modelle urheberrechtlich geschützte Inhalte kopieren oder nachahmen, könnten deutsche Unternehmer mit Konkurrenz durch KI-generierte Produkte konfrontiert werden. Das könnte den Marktwert eigener Marken schmälern, insbesondere wenn minderwertige KI-Derivate den Markt überschwemmen. - Internationale Auswirkungen
Da die EU strengere Urheberrechtsregelungen hat, könnten deutsche Unternehmen, die in Großbritannien tätig sind, zwischen zwei Systemen balancieren müssen. Eine Abweichung der britischen Gesetze könnte Handelsbeziehungen komplizieren und rechtliche Grauzonen schaffen, die Klärung durch Anwälte erfordern.
Empfehlungen für Unternehmer
Unternehmer sollten die Entwicklung der Gesetzespläne genau beobachten. Es lohnt sich, rechtlichen Rat einzuholen, um:
- Eigene urheberrechtlich geschützte Werke zu sichern, etwa durch wasserdichte Verträge mit britischen Partnern.
- Verträge mit KI-Unternehmen zu prüfen, die klare Regelungen zu Datennutzung und Haftung enthalten.
- Strategien zu entwickeln, um sich vor wettbewerbsverzerrenden Effekten durch KI-Derivate zu schützen.
Die Debatte im britischen Oberhaus wird zeigen, ob ein Kompromiss möglich ist. Bis dahin sollten Unternehmer wachsam bleiben und sich rechtlich abgesichert wissen, um von den Chancen zu profitieren, ohne in rechtliche Fallen zu tappen.
Artikel teilen: