KTG Agrar – Weiterer Emittent von Mittelstandsanleihen insolvent

  • 2 Minuten Lesezeit

Mit der KTG Agrar SE stellt ein weiteres Unternehmen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung, das einst sogenannte Mittelstandsanleihen begeben hatte. Mit rund 340 Millionen Euro Anleihevolumen gehört der Agrarkonzern dabei zu den großen und durchaus prominenten Vertretern dieses Marktsegments. „Wir werden, wie in vielen anderen Fällen insolventer Emittenten von Mittelstandsanleihen, die Interessen der Anleihegläubiger aktiv vertreten“, sagt Klaus Nieding, Vorstand der Nieding+Barth Rechtsanwaltsaktiengesellschaft.

Bereits am 6. Juni musste die Gesellschaft die letzte fällige Zinszahlung für eine 250-Millionen-Euro schwere Mittelstandsanleihe (WKN A1H3VN / ISIN DE000A1H3VN9) ausfallen lassen, deren Laufzeit im Juni 2017 endet. „Damals wurde das unter anderem mit technischen Problemen begründet. Die Mittel für die Zinszahlung seien aufgrund des Verkaufs von Unternehmensassets vorhanden. Mit Blick auf die jetzige Insolvenzanmeldung, ist das eine zumindest eigenartige Begründung“, sagt Nieding. Ebenfalls von der Insolvenz betroffen ist eine 2014 begebene 92-Millionen-Euro-Anleihe (A11QGQ / ISIN DE000A11QGQ1), die bis Oktober 2019 läuft.

Die Insolvenz von KTG Agrar zeigt laut Nieding die Grenzen der ökologischen Landwirtschaft: „Gerade in Jahren mit schlechten Wetterverhältnissen wie 2016 haben ökologische Landwirtschaftsbetriebe besondere Probleme, die zum Teil bis zum Totalausfall führen können“, so Nieding. Die besonderen Bestimmungen für die ökologische Landwirtschaft begrenzen die Auswahl und den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel. Der Einsatz von Kupfer, des wichtigsten Pflanzenschutz-Wirkstoffs bei ökologischer Bewirtschaftung, stößt an seine Grenzen.

„Als nächstes dürfte das Unternehmen eine Anleihegläubigerversammlung einberufen. Hier ist es entscheidend, dass die Gläubiger möglichst mit einer Stimme sprechen, sonst laufen sie Gefahr, zwischen den unterschiedlichen Interessen zerrieben zu werden“, so Nieding weiter. Der Ablauf sei in solchen Fällen immer der Gleiche: „Institutionelle Investoren kaufen die Anleihen billig auf und versuchen dann über die Gläubigerversammlung eine schnelle Zerschlagung des Unternehmens zu erreichen. Das bringt ihnen eine schöne Rendite. Die Interessen der restlichen Anleihegläubiger fallen dabei hinten runter“, sagt Nieding. Für die Mehrheit auf einer Anleihegläubigerversammlung reichen aufgrund der geringen Präsenz in der Regel zwischen 10 und 20 Prozent der Anleihen aus.

„Aufgrund meiner vielfältigen Erfahrungen in der Vertretung von Anleihegläubigern als Gemeinsamer Vertreter und in Gläubigerausschüssen insolventer Unternehmen bin ich der Auffassung, dass es für KTG Agrar durchaus Perspektiven geben sollte. Das hängt natürlich von der finanziellen Gesamtsituation und den vorhandenen Assets ab. Fortführungs-Interessenten sollte es vor dem Hintergrund der integrierten Wertschöpfungskette des Unternehmens aber geben“, stellt Nieding fest.

Die Nieding+Barth Rechtsanwaltsaktiengesellschaft bietet betroffenen Anlegern eine kostenlose Registrierung per E-Mail, um sich über die weiteren Entwicklungen zu informieren.



Artikel teilen:


Sie haben Fragen? Jetzt Kontakt aufnehmen!

Weitere Rechtstipps von Rechtsanwalt Klaus Nieding

Beiträge zum Thema