Lang & Schwarz AG wegen Wikifolio-Zertifikat rechtskräftig zu Schadensersatz verurteilt
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In einem komplexen Kapitalmarktprozess wurde die Lang & Schwarz AG zur Zahlung von Schadensersatz verurteilt wegen einem fehlerhaften Basisprospekt für Wikifolio-Endloszertifikate
Lang & Schwarz AG erstattet Anleger Wikifolio-Verluste
Das Gericht gab einer Klage teilweise statt, die sich gegen die Lang & Schwarz Aktiengesellschaft und die wikifolio Financial Technologies AG richtete. Die Entscheidung stärkt die Rechte von Anlegern in Fällen fehlerhafter Prospektangaben bei der Emission von Finanzprodukten.
Wikifolio-Zertifikate verursachten hohe Verluste
Die Klage betraf finanzielle Verluste, die der Kläger durch den Erwerb sogenannter Wikifolio-Endloszertifikate erlitten hatte. Das Landgericht Düsseldorf verurteilte die Lang & Schwarz Aktiengesellschaft zu einer Zahlung an den Kläger nebst Zinsen. Das Urteil gegen Lang & Schwarz ist rechtskräftig. Gegen die wikifolio Financial Technologies AG wurde die Klage abgewiesen, da das Gericht diese nicht als Prospektveranlasser ansah.
Erhobene Prospektrügen
Der Kläger berief sich insbesondere darauf, dass die Gebühren für die Wikifolio-Zertifikate unzureichend dargestellt worden seien. Insoweit sei vor allem nicht darauf hingewiesen worden, dass die High-Watermark, welche als Grundlage für die Berechnung der Trader Performancegebühr diene, zu jedem Jahreswechsel zurückgesetzt werde. Auch die Darstellung über den Umgang mit Dividenden von US-Aktien sowie deutschen Aktien sei unklar und irreführend gewesen.
Die Kernaussagen des Urteils
Das Gericht stellte fest, dass die Darstellung im Prospekt einen wesentlichen Mangel aufweist, der eine ordnungsgemäße Einschätzung des Finanzprodukts durch den Anleger erschwert. Laut Gericht hätten Anleger nur mit einer präzisen Angabe fundierte Anlageentscheidungen treffen können. Ohne diese Information waren sie nicht in der Lage, die potenzielle Wertentwicklung des Zertifikats zu antizipieren. Das Landgericht bewertete dies als wesentlichen Prospektfehler im Sinne des Wertpapierprospektgesetz und sprach dem Kläger einen Anspruch auf Schadensersatz für die Kursdifferenz und die Transaktionskosten zu.
Relevanz des Urteils für eine Vielzahl von Wikifolio-Zertifikate
Das Urteil unterstreicht die Verpflichtung von Emittenten, bei der Ausgabe von Finanzprodukten vollständige und eindeutige Angaben in ihren Prospekten zu machen. Das Landgericht machte deutlich, dass insbesondere die Darstellung von Gebührenstrukturen von zentraler Bedeutung ist, da sie die Wertentwicklung der Anlage und die Entscheidungen potenzieller Investoren unmittelbar beeinflussen.
Rechtsanwalt Dr. Johannes Bender, Partner der Kanzlei Bender & Pfitzmann und Vertreter des Klägers, erläutert die Tragweite des Urteils: „Das Landgericht Düsseldorf hat in seinem Urteil unmissverständlich klargestellt, dass unzureichende oder ungenaue Informationen in Wertpapierprospekten nicht akzeptabel sind. Unser Mandant wurde dadurch in seiner Anlageentscheidung beeinträchtigt. Dieses Urteil setzt ein starkes Zeichen für den Anlegerschutz und betont die Verantwortung von Emittenten.“
Reichweite des Urteils gegen die Lang & Schwarz AG
Gegenstand der Entscheidung waren Basisprospekte von Lang & Schwarz, die Grundlage für eine Vielzahl von Wikifolio-Zertifikaten sind. Der vom Landgericht festgestellte Prospektfehler kann damit über den Einzelfall hinaus eine erhebliche Bedeutung auch für andere Wikifolio-Anleger haben, die entstandene Verluste gegenüber der Lang & Schwarz AG geltend machen wollen.
Die Kanzlei Bender & Pfitzmann hat zur Abklärung möglicher Ansprüche eine kostenfreie Ersteinschätzung eingerichtet, an die sich Betroffene wenden können.
Hintergrund des Verfahrens
Der Kläger hatte mit Unterstützung der Kanzlei Bender & Pfitzmann Schadensersatz in Höhe von rund 50.000 EUR geltend gemacht für Verluste, die durch den Handel mit mehreren Wikifolio-Zertifikaten entstanden waren. Diese Zertifikate basieren auf Referenzportfolios, die von der Lang & Schwarz Aktiengesellschaft emittiert und auf der Plattform wikifolio.com der mitangeklagten wikifolio Financial Technologies AG vermarktet wurden.
Der Kläger argumentierte, dass die Prospekte der Lang & Schwarz Aktiengesellschaft unzureichende und irreführende Angaben enthielten, die ihm entscheidende Informationen über die Gebührenstrukturen und die tatsächlichen Risiken der Produkte vorenthielten. Das Landgericht folgte dieser Argumentation in Bezug auf die unpräzise Darstellung in einem Basisprospekt und sah hierin einen Prospektfehler. Für andere Zertifikate wies das Gericht die Klage jedoch ab, da die Erwerbszeitpunkte außerhalb der gesetzlichen Fristen lagen.
Stärkung der Anlegerrechte
Das Urteil hebt hervor, dass Finanzmarktakteure nicht nur gesetzliche Vorgaben einhalten müssen, sondern auch eine Verantwortung gegenüber Anlegern haben, insbesondere bei der Bereitstellung transparenter und verlässlicher Informationen. Der Fall unterstreicht die Wichtigkeit einer sorgfältigen Prüfung von Prospektangaben und könnte als Präzedenzfall für zukünftige Prospekthaftungsklagen dienen.
Kanzlei für Anlegerrechte
Die Rechtsanwaltskanzlei Bender & Pfitzmann mit Sitz in Düsseldorf hat sich auf Kapitalmarktrecht und Anlegerschutz spezialisiert. Mit umfassender Expertise und einem klaren Fokus auf Mandanteninteressen setzt sich die Kanzlei Bender & Pfitzmann für faire und transparente Bedingungen auf den Finanzmärkten ein.
Bender & Pfitzmann Rechtsanwälte PartG mbB
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