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Mehrwertsteuer für Solaranlagen entrichtet ?

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Die steuerliche Behandlung von Photovoltaikanlagen in Deutschland erlebte zum 1. Januar 2023 eine signifikante Änderung durch die Einführung des Nullsteuersatzes gemäß § 12 Abs. 3 UStG. Diese Neuregelung ermöglicht es Käufern von Solaranlagen, die vor dem genannten Datum gekauft und bezahlt, aber erst danach fertiggestellt wurden, die zu viel gezahlte Mehrwertsteuer zurückzufordern. Voraussetzungen hierfür sind, dass der Installationsort auf oder in der Nähe von bestimmten Gebäuden liegt, die Bruttoleistung der Anlage 30 kW nicht überschreitet und die Fertigstellung sowie der Netzanschluss nach dem 1. Januar 2023 erfolgen. Die rechtliche Grundlage, praktische Schritte und relevante Urteile, beispielsweise des Amtsgerichts München vom 5. Juni 2024, unterstreichen die Bedeutung des Zeitpunkts der Leistungserbringung für die Anwendung des Nullsteuersatzes. Käufer müssen für die Rückforderung ihre Vertrags- und Zahlungsunterlagen prüfen, Rechnungskorrekturen durchführen lassen und gegebenenfalls einen Antrag bei der Finanzbehörde stellen. Rechtliche Unterstützung kann den Prozess beschleunigen und helfen, Hürden zu überwinden. Die Kanzlei Reime bietet Betroffenen Unterstützung bei der Durchsetzung ihrer Ansprüche, inklusive einer kostenfreien Erstberatung.

Einleitung

Die steuerliche Behandlung von Photovoltaikanlagen hat sich durch die Einführung des Nullsteuersatzes gemäß § 12 Abs. 3 UStG zum 1. Januar 2023 grundlegend verändert. Insbesondere für Käufer, die ihre Solaranlage vor diesem Datum erwarben und den Kaufpreis samt Mehrwertsteuer gezahlt haben, besteht die Möglichkeit, die zu viel gezahlte Mehrwertsteuer zurückzufordern. Voraussetzung dafür ist, dass die Fertigstellung der Anlage erst nach dem 1. Januar 2023 erfolgte. 


1. Die Einführung des Nullsteuersatzes

Seit dem 1. Januar 2023 gilt in Deutschland ein Nullsteuersatz für die Lieferung, Einfuhr und Installation von Photovoltaikanlagen, sofern diese bestimmten Bedingungen entsprechen:

  • Installationsort: Die Anlage muss auf oder in der Nähe von Wohngebäuden, öffentlichen oder anderen begünstigten Gebäuden installiert sein.

  • Leistung der Anlage: Die Bruttoleistung darf 30 kW (peak) nicht übersteigen.

Diese Gesetzesänderung soll die Nutzung erneuerbarer Energien fördern und hat gleichzeitig eine besondere Bedeutung für Käufer, die vor dem Inkrafttreten des Gesetzes eine Photovoltaikanlage erworben haben.


2. Rückforderung der Umsatzsteuer

Käufer von Photovoltaikanlagen, die vor dem 1. Januar 2023 bestellt und bezahlt, aber erst danach fertiggestellt wurden, können die gezahlte Mehrwertsteuer zurückfordern. Entscheidend ist dabei der Zeitpunkt der Fertigstellung und Abnahme der Anlage.

Voraussetzungen für die Rückforderung:

  1. Bezahlung vor dem 1. Januar 2023: Der Kaufpreis einschließlich Mehrwertsteuer wurde vor diesem Datum entrichtet.

  2. Inbetriebnahme nach dem 1. Januar 2023: Die Anlage wurde erst nach diesem Stichtag betriebsbereit gemacht und an das Stromnetz angeschlossen.


3. Rechtsprechung zur Umsatzsteuer bei Photovoltaikanlagen

Urteil des Amtsgerichts München vom 5. Juni 2024 (Az. 158 C 24118/23)

  • Sachverhalt: Der Käufer bestellte 2022 eine Photovoltaikanlage. Die Montage der Module erfolgte im September 2022, der Wechselrichter wurde im Dezember 2022 eingebaut. Die Abnahme durch den Netzbetreiber fand jedoch erst im Mai 2023 statt.

  • Entscheidung: Das Gericht entschied, dass die Leistung erst mit der Abnahme durch den Netzbetreiber als erbracht gilt. Somit fand der Nullsteuersatz Anwendung, und der Käufer konnte die gezahlte Mehrwertsteuer in Höhe von 3.021 Euro zurückfordern.

Weitere relevante Urteile

  • Bundesfinanzhof, Urteil vom 7. Dezember 2022 (Az. XI R 16/21): Der Vorsteuerabzug für Reparaturkosten wurde als zulässig anerkannt, sofern ein direkter Zusammenhang mit steuerpflichtigen Ausgangsumsätzen besteht.

  • Finanzgericht München, Urteil vom 15. Juli 2023: Der Vorsteuerabzug wurde bei Anlagen mit einer unternehmerischen Nutzung von weniger als 10 % abgelehnt.

  • Bundesfinanzhof, Urteil vom 4. Mai 2022 (Az. XI R 29/21): Hier wurde klargestellt, dass die Nutzung der Anlage für den Vorsteuerabzug entscheidend ist, nicht der Standort.


4. Praktische Schritte zur Durchsetzung von Ansprüchen

1. Prüfung der Unterlagen

Käufer sollten ihre Vertrags- und Zahlungsunterlagen sorgfältig prüfen, um sicherzustellen, dass die Voraussetzungen für die Rückforderung erfüllt sind:

  • Zeitpunkt der Zahlung

  • Datum der Fertigstellung und Netzanschluss

  • Originalrechnungen 

2. Rechnungskorrektur

Installateure sind aufzufordern, die Rechnungen zu korrigieren und die Mehrwertsteuer zu erstatten. Sollte der Installateur insolvent sein oder sich weigern, können Ansprüche direkt bei den Finanzbehörden geltend gemacht werden.

3. Rechtliche Unterstützung

Die Beauftragung unserer spezialisierten Kanzlei ist hilfreich, um den Rückforderungsprozess zu beschleunigen und rechtliche Hürden zu überwinden.


4. Bedeutung der Rechtsprechung

Die aktuelle Rechtsprechung unterstreicht die Bedeutung des Zeitpunkts der Leistungserbringung und der Einheitlichkeit der Leistung für die Anwendung des Nullsteuersatzes. Die Urteile zeigen, dass die steuerliche Behandlung von Photovoltaikanlagen komplex ist und eine individuelle Prüfung jedes Falls erforderlich macht.


5. Fazit

Die Einführung des Nullsteuersatzes hat für viele Käufer von Photovoltaikanlagen die Chance eröffnet, zu viel gezahlte Mehrwertsteuer zurückzufordern. Entscheidend sind dabei die Fertigstellung der Anlage nach dem 1. Januar 2023, die Einheitlichkeit der Leistung sowie die sorgfältige Dokumentation aller relevanten Unterlagen.


Kontakt zur Rechtsanwaltskanzlei Reime

Betroffene Steuerzahler können sich an die Kanzlei Reime wenden, um Unterstützung bei der Durchsetzung ihrer Ansprüche zu erhalten.

Die Kanzlei bietet eine kostenfreie Erstberatung und verfügt über umfangreiche Erfahrung in der Vertretung von Steuerzahlern in ähnlichen Fällen. Betroffene können ihre Unterlagen zur Prüfung einreichen und eine realistische Einschätzung ihrer rechtlichen und wirtschaftlichen Lage erhalten.



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