Nachweis von Berufsunfähigkeit bei psychischen Erkrankungen

Der Nachweis von Berufsunfähigkeit setzt voraus eine Krankheit ärztlich festgestellt wird und deren Auswirkungen auf die Berufstätigkeit so dargestellt wird, dass daraus ein Grad der Berufsunfähigkeit abgeleitet werden kann. Rein subjektive Beschwerden, die in keiner Form nachweisbar sind, können keine Berufsunfähigkeit begründen. Die Berufsunfähigkeit ist objektiv zu bestimmen, also unabhängig von den Vorstellungen des Versicherten. Das bedeutet, dass die Krankheit als versicherte Gefahr objektiv vorliegen muss, was naturgemäß den Nachweis bei psychischen oder teilweise psychosomatischen Beschwerden (etwa Schmerzen), die nicht messbar sind, schwierig macht. In der Praxis fällt dem Versicherungsnehmer häufig der Nachweis deutlich schwerer als bei körperlichen Beschwerden, weil es sich oft um schleichende, schwer zu beschreibende und für unbeteiligte Dritte auch  schwer nach zu vollziehende Entwicklungen und Beschwerden handelt. Dass eine Erkrankung nachgewiesen ist, bedeutet aber noch keinen automatisch daraus folgenden Nachweis von den für die Berufsunfähigkeit erforderlichen Leistungseinschränkungen. Diese müssen ebenfalls nachgewiesen werden, wofür eine Krankheitsdiagnose nur den Ausgangspunkt bildet. In der Berufsunfähigkeitsversicherung kommt es im Kern nicht darauf an, welche Art von Erkrankung vorliegt, sondern ob die versicherte Gefahr „Krankheit“ zu beruflichen Leistungseinschränkungen führt, die den versicherten Grad überschreiten. Dafür müssen die aus der Erkrankung resultierende Einschränkungen Leistungseinbußen sowie die Restleistungsfähigkeit des Versicherten bekannt sein. Es geht also primär um die Krankheitsfolgen. (vergleiche Neuhaus, VersR 2021,1329,1335).