Opfer im Strafverfahren: Welche Rolle spielt die Nebenklage?

  • 4 Minuten Lesezeit

Ein Strafverfahren dreht sich meist um den Täter, aber auch das Opfer spielt eine wichtige Rolle. Dessen aktive Beteiligung wird durch die Nebenklage ermöglicht. Doch was genau ist eine Nebenklage und welche Funktion hat sie? In diesem Blogartikel werden wir uns mit der Bedeutung der Nebenklage im Strafverfahren auseinandersetzen. Dabei werden wir uns mit Fragen zur Zulässigkeit der Nebenklage, den Rechten und Befugnissen des Nebenklägers, der anwaltlichen Vertretung und den damit verbundenen Kosten befassen.

1. Einleitung - Was ist eine Nebenklage?

Im Strafverfahren geht es in erster Linie darum, den Täter zu ermitteln und für seine Tat zu bestrafen. Doch was ist mit dem Opfer? Wie kann der bzw. die Geschädigte im Verfahren berücksichtigt werden und welche Rolle spielt dabei die Nebenklage? Die Nebenklage bietet dem Opfer die Möglichkeit, sich aktiv am Strafverfahren zu beteiligen. Eine Nebenklage bietet für das Opfer oder dessen Angehörige die Gelegenheit, als zusätzliche Partei im Strafprozess aufzutreten und damit zur Aufklärung der Tat und der Durchsetzung der Geschädigtenrechte beizutragen.

2. Die Rolle der Nebenklage

Die Rolle der Nebenklage im Strafverfahren ist von entscheidender Bedeutung für die Wahrnehmung der Interessen des Opfers. Durch die Einreichung einer Nebenklage kann das Opfer aktiv am Verfahren teilnehmen und auf eine angemessene Bestrafung des Täters hinwirken. Die Nebenklage ermöglicht dabei unter anderem, Beweisanträge und Anträge auf Schadensersatz und Schmerzensgeld zu stellen. Ohne die Möglichkeit einer Nebenklage wäre es für viele Opfer schwierig oder gar unmöglich, ihre Interessen durchzusetzen und Gerechtigkeit zu erlangen. Es ist daher wichtig, dass sich betroffene Personen über ihre Rechte als Nebenkläger informieren und hierzu professionelle rechtliche Unterstützung in Anspruch nehmen.

3. Wann ist eine Nebenklage zulässig?

Eine Nebenklage schließt sich der Anklage der Staatsanwaltschaft an und ist nicht bei jeder Straftat zulässig. Nach der Auflistung in § 395 StPO ist sie insbesondere möglich bei Straftaten:

  • gegen das Leben (zB. Totschlag, Mord)→ Nebenklage durch Angehörige bzw. bei Versuch durch die betroffene Person selbst

  • gegen die körperliche Unversehrtheit (zB. vorsätzliche Körperverletzung)

  • gegen die persönliche Freiheit (zB. Freiheitsberaubung)

  • gegen die sexuelle Selbstbestimmung (zB. Vergewaltigung)

Allerdings kann auch in anderen Fällen aus besonderen Gründen zur Wahrnehmung der Geschädigteninteressen die Nebenklage erhoben werden. In jedem Fall sollte man sich als Opfer einer Straftat oder dessen Angehöriger im Vorfeld anwaltlich beraten lassen, um zu klären, ob eine Nebenklage sinnvoll und aussichtsreich erscheint.

4. Die Rechte und Befugnisse des Nebenklägers

Als Nebenkläger haben Sie eine besondere Stellung im Strafverfahren. Anders als Zeugen oder Sachverständige sind Sie direkt von der Tat betroffen und haben somit besondere Befugnisse. Hierunter fallen unter anderem:

  • Anwesenheitsrecht in der Hauptverhandlung

  • Beweisantragsrecht und Fragerecht

  • Recht zur Abgabe von Erklärungen

Außerdem kann der Nebenkläger beispielsweise Rechtsmittel einlegen, wenn das Verfahren eingestellt wird. Auch dürfen Sie ein Schlusswort halten und somit Ihre Sichtweise auf den Fall darlegen.

Weiterhin können Sie zusätzlich zur Nebenklage durch ein sogenanntes Adhäsionsverfahren Schadensersatz- und Schmerzensgeldansprüche geltend machen, um hierfür nicht noch ein weiteres gerichtliches Verfahren bemühen zu müssen. Ohne dieses Adhäsionsverfahren erhalten Geschädigte im Strafverfahren oft keine Kompensation für ihre Schäden.

5. Anwaltliche Vertretung und Kosten

Eine Nebenklage erfordert oft eine anwaltliche Vertretung, die mit Kosten verbunden ist. Der Nebenkläger muss diese Kosten in der Regel zunächst selbst tragen. Bei Bedürftigkeit besteht auch die Möglichkeit, Prozesskostenhilfe zu beantragen. Oft übernehmen auch Rechtsschutzversicherungen einen Anteil der gerichtlichen Anwaltskosten. Die Kosten werden dann im Rahmen einer Verurteilung des Täters diesem auferlegt.

Es ist wichtig zu beachten, dass eine Nebenklage nicht nur mit finanziellen Kosten verbunden ist, sondern auch bedeutet, dass der Nebenkläger aufgrund seiner Anwesenheit während der Verhandlung möglicherweise emotional belastende Ereignisse wiederholt durchleben muss. Eine sorgfältige Abwägung sollte daher erfolgen, bevor ein Opfer die Entscheidung trifft, eine zulässige Nebenklage einzureichen und damit eine aktive Rolle im Strafverfahren einzunehmen.

6. Fazit

Abschließend lässt sich festhalten, dass die Nebenklage ein wichtiges Institut des Strafverfahrens ist. Sie gibt den Opfern von Straftaten eine Stimme im Strafverfahren, die über die bloße Tätigung der Zeugenaussage hinausgeht.
 Durch die Zulassung der Nebenklage wird zudem das öffentliche Interesse an einer vollständigen Aufklärung des Sachverhalts gestärkt. Der Nebenkläger hat umfangreiche Rechte und Befugnisse, die es ihm ermöglichen, seine Interessen zu vertreten. Die anwaltliche Vertretung ist dabei empfehlenswert, da sie dem Nebenkläger eine professionelle Unterstützung bietet.
 Allerdings kann die Nebenklage auch finanziell und emotional belastend sein. Daher sollte vorher eine Abwägung mit professioneller Unterstützung durch einen Fachanwalt für Strafrecht erfolgen, um sich auf das Verfahren einzustellen.


Rechtstipp aus dem Rechtsgebiet

Artikel teilen:


Sie haben Fragen? Jetzt Kontakt aufnehmen!

Weitere Rechtstipps von Rechtsanwalt Claus Erhard

Beiträge zum Thema