Produkthaftung in den USA - Product Liability in the US

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Jedes Unternehmen, das in die USA exportieren möchte, wird sich vorab zwangsläufig mit der sog. „Produkthaftung“ beschäftigen müssen. Denn in den USA nicht horrende spektaluläre Produkthaftungsklagen in Millionenhöhe nicht selten. Daher ist es zwingend notwendig, sich zuvor rechtssicher beraten und vertreten zu lassen. Das US-Produktrecht wird als wesentlich risikoreicher, aber auch sehr viel interessanter angesehen als das europäische oder gar deutsche Produkt(-haftungs)recht. 

Im US-Recht bestehen grundsätzlich drei verschiedene Anspruchsgrundlagen für Produkthaftungsklagen:

1. „Breach of Warranty”: Bei dieser Art handelt es sich um eine vertragliche Haftung dafür, dass ein Produkt bestimmte Eigenschaften besitzt. Sie ist gesetzlich im „Uniform Commercial Code” geregelt und entspricht am ehesten der sog. deutschen gesetzlichen Gewährleistungshaftung, ist jedoch verschuldensunabhängig. Voraussetzung der Haftung ist, dass ausdrücklich („express”) oder stillschweigend („implied”) garantierte Eigenschaften nicht eingehalten wurden.

2. „Negligence”: Eine weitere Gruppe ist die sog. Sorgfaltspflichtverletzung, die zumindest auf Fahrlässigkeit beruht und entspricht in etwa dem deutschen Deliktrecht, § 823 BGB. Diese Haftung ist verschuldensabhängig. Der Kläger hat die volle Beweislast für seinen Anspruch.

3. „Strict Liability in Tort”: Die dritte Art der Produkthaftung ist schließlich eine Gefährdungshaftung, die einen Schaden verursachenden Produktfehler voraussetzt. Sie ist mit dem deutschen Produkthaftungsgesetz (PHG) vergleichbar und trifft den Hersteller, Händler und Versender verschuldensunabhängig. Hierzu gibt es keine gesetzliche Regelung, sondern nur Rechtsprechung, also das sog. „case law”.

Zu einer Produkthaftung können zum einen Herstellungsfehler, Konstruktionsfehler, Instruktionsfehler oder die Verletzung einer Produktbeobachtungspflicht führen. Bereits bei der Entwicklung können Fehler unterlaufen, wenn die Konstruktion nicht dem aktuellen Stand von Wissenschaft und Technik entspricht. Bei der Herstellung können Fertigungsfehler, die vor Inverkehrbringen nicht beseitigt werden, eine Haftung auslösen. Dies kann auch durch nicht ausreichend kontrollierte Zuliefererteile geschehen. Nicht zuletzt können auch fehlerhafte Anweisungen zum sicheren Gebrauch, zur Montage und zur Wartung sowie nicht ausreichende Produktbeobachtung oder eine unterlassene Rückrufaktion zu einer Produkthaftung führen. Es muss jedoch ein sog. Kausalzusammenhang zwischen einem Produktfehler und einem Schaden bestehen und nachgewiesen werden können, d.h. der Schaden muss infolge des Produktfehlers bzw. aufgrund dessen entstanden sein. Vorsicht ist insbesondere geboten, da jeder in der Vertriebskette für die Haftung herangezogen werden kann, d.h. in den USA also die Hersteller, der Händler, der Importeur, der Vertragshändler, Zulieferer und unter Umständen auch der Entwickler des Produktes. Der Kläger hat daher dein Wahlrecht, wen er verklagen möchte und kann auch mehrere oder alle in Betracht kommenden Gegner gemeinsam in einem Verfahren verklagen. Ein großer Unterschied zum deutschen Recht ist, dass in den USA nicht der Richter, sondern die „Jury” über den Schadensersatz entscheidet. Sie ist dabei an keinerlei Anträge gebunden. Diese Jury ist zusammengesetzt aus Zivilbürgern jeglicher Herkunft, die über keine juristische Vorbildung verfügen dürfen und den Fall eher mit dem gesunden Menschenverstand beurteilen sollen, völlig losgelöst von rechtlichem Fachwissen und Expertise. Der Richter überwacht nur den geordneten Verfahrensablauf. Der sicherste Weg, um das Haftungsrisiko zu reduzieren ist daher, Produktfehler von vornherein möglichst zu vermeiden und sichere Produkte anzustreben. Bei dennoch entstehenden Fehlern müssen die sog. Verlagerung der Haftung angestrebt oder Ansprüche abgewehrt werden. Bei einer Produktentwicklung sollte daher bedacht werden, dass in den USA von einem niedrigeren Kenntnisstand der Produktanwender auszugehen ist. Eine Risiko- und Gefährdungsanalyse ist daher vorab angeraten durchzuführen. Eine robuste Konstruktion, die Montage, Anwendung und Wartung einfach macht, ist ratsam und durch Sicherheitsaudits nachzuweisen. Der Nachweis durch eine Qualitätskontrolle ist ebenfalls wesentlich. Problematisch ist, dass jedoch auch eine fehlerhafte Instruktion zu einer Haftung führen kann. Dies kann sich zum Einen aus einer Bedienungsanleitung ergeben, zum Anderen kann auch schon verharmlosende, übertreibende oder beschönigende Werbung eine Haftung auslösen. Nach Inverkehrbringen des Produktes bestehen Produktbeobachtungspflichten des Herstellers. Bei Erkennen sicherheitsrelevanten Defekten ist die Produktion anzupassen, gegebenenfalls Warnungen auszusprechen und die auf dem Markt befindlichen Produkte zurückzurufen. Bei Verbraucherprodukten besteht daneben eine Meldepflicht bei der CPSC („Consumer Product Safety Commision).

Bei Beratungs- und Vertretungsbedarf wenden Sie sich an unsere Kanzlei in den USA oder in Deutschland.

English Version:

Every company that wants to export to the US will inevitably have to deal with so-called "product liability" in advance. Because in the US spectacular product liability lawsuits that are immensely and extraordniarily and reach millions USD are not rarely or uncommon. It is therefore imperative to obtain legally secure advice and representation beforehand. US product law is seen as significantly more risky but also much more interesting than European or even German product (liability) law. 

In US law there are basically three different bases for claims for product liability claims: 

1. "Breach of Warranty": This type of warranty is a contractual liability that a product has certain properties. It is ruled by law in the “Uniform Commercial Code” and corresponds most closely to the so-called German statutory warranty liability but is independent of fault. The prerequisite for liability is that expressly (“express”) or tacitly (“implied”) guaranteed properties have not been observed. 

2. “Negligence”: Another group is the so-called breach of duty of care which is based at least on negligence and corresponds roughly to German tort law, § 823 BGB. This liability is fault-based. The plaintiff has the full burden of proof for his claim. 

3. “Strict Liability in Tort”: Finally, the third type of product liability is strict liability which requires a product defect that has caused damage. It is comparable to the German Product Liability Act (PHG) and affects the manufacturer, dealer and sender regardless of fault. There is no legal regulation for this, so the so-called "case law". Product liability can lead to manufacturing errors, construction errors, instruction errors or the violation of a product monitoring obligation. Errors can already occur during development if the design does not correspond to the current state of science and technology. During manufacture, manufacturing defects that cannot be eliminated before being placed on the market can trigger liability. This can also happen due to insufficiently controlled supplier parts. Last but not least, incorrect instructions for safe use, assembly and maintenance as well as insufficient product monitoring or failure to recall the product can lead to product liability. However, a so-called causal connection between a product defect and damage must exist and be able to be proven, i.e. the damage must have arisen as a result of the product defect or due to it. Caution is particularly required, as everyone in the distribution chain can be called upon for liability, i.e. in the US the manufacturer, the dealer, the importer, the authorized dealer, supplier and possibly also the developer of the product. The plaintiff therefore has the right to choose whom he would like to sue and can also sue several or all of the possible opponents together in one lawsuit. A big difference to German law is that in the US it is not the judge but the “jury” who decides on the amount of damages. It is not bound by any applications. This jury is made up of civilians of all origins who are not allowed to have any previous legal training and should judge the case with common sense, completely detached from legal knowledge and expertise. The judge only monitors the orderly process. The safest way to reduce the liability risk is therefore to avoid product defects from the outset as far as possible and to strive for safe products. In the event of errors, the so-called shift of liability must be sought or claims fended off. When developing a product, it should therefore be taken into account that the product users in the US have a lower level of knowledge. It is therefore advisable to carry out a risk and hazard analysis in advance. A robust construction that makes assembly, use and maintenance easy is advisable and can be proven through safety audits. Evidence through quality control is also essential. The problem is that incorrect instructions can also lead to liability. On the one hand, this can result from operating instructions; on the other hand, trivializing, exaggerating or glossing over advertising can also trigger liability. After the product has been placed on the market, the manufacturer is obliged to observe the product. If security-relevant defects are detected, production must be adjusted, warnings issued if necessary and products on the market recalled. In the case of consumer products, there is also an obligation to report to the CPSC (“Consumer Product Safety Commission). 

If you need legal advice or representation please contact our law firm in the US or in Germany.



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