Testament richtig schreiben: Nützliche Tipps, Stolperfallen und Formulierungsbeispiele

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Wenn Sie sicherstellen möchten, dass Ihr Vermögen nach Ihrem Tod entsprechend Ihrer Wünsche aufgeteilt wird, so sollten Sie sich mit der Verfassung eines Testaments befassen. Es ist nicht nur für Sie selbst wichtig, das Erbe zu regeln, sondern auch für Angehörige, um Unklarheiten und unnötige Streitigkeiten vorzubeugen. Nachfolgend einige wichtige zu beachtende Aspekte sowie nützliche Formulierungsbeispiele für die Testamentserstellung.

Was muss ich bei der Testamentserstellung beachten?

1. Auf die richtige Form achten

  • Testament immer handschriftlich: Schreiben Sie in jedem Fall das Testament handschriftlich und eigenhändig. Dies ist deshalb nötig, da ein maschinell erstelltes Testament ohne notarielle Beglaubigung keine Rechtsgültigkeit besitzt.
    • Formulierungsbeispiel: „Ich, [Ihr vollständiger Name], geboren am [Ihr Geburtsdatum], verfasse nachfolgend mein Testament.“
  • Achten Sie unbedingt darauf, dass das Testament das aktuelle Datum und den Ort der Erstellung enthält, um nachträgliche Zweifel an der Echtheit des Testaments auszuschließen.
  • Unterschrift: Sie sollten Ihr Testament unbedingt mit Ihrer Unterschrift versehen, sodass die Authentizität gewährleistet ist.

2. Unklarheiten durch eindeutige Formulierungen verhindern

  • Mehrdeutige und unklare Aussagen sollten unbedingt vermieden werden, um potentielle Missverständnisse zu vermeiden.
    • Formulierungsbeispiel: „Mein gesamtes Vermögen soll zu gleichen Teilen an meine Kinder, [Name des ersten Kindes] und [Name des zweiten Kindes], gehen.“
  • Nennen Sie alle Erben und Vermächtnisnehmer beim vollständigen Namen und deren Geburtsdatum, um Verwechslungen auszuschließen.
    • Formulierungsbeispiel: „Ich vermache mein Haus in [Adresse] an meinen Sohn, [vollständiger Name, Geburtsdatum].“
  • Drücken Sie Ihre Wünsche präzise aus.
    • Formulierungsbeispiel: „Meine Tochter, [Name], soll das Vermögen auf meinem Bankkonto bei [Bankname] erhalten.“ Dadurch werden Interpretationsspielräume ausgeräumt, welche andernfalls Streitigkeiten mit sich ziehen könnten.

3. Nachlass klar definiert auf Erben aufteilen

  • Benennen Sie, wer Ihr Erbe sein soll und welcher Teil Ihres Vermögens auf welchen Erben wie verteilt werden soll.
    • Formulierungsbeispiel: „Meine Tochter, [Name], soll das Vermögen auf meinem Bankkonto bei [Bankname] erhalten.“
  • Wollen Sie beispielsweise bestimmte Gegenstände oder Geldbeträge konkret an eine bestimmte Person vererben, können Sie spezifische Vermächtnisse festlegen.
    • Formulierungsbeispiel: „Mein Schmuck soll an meine Nichte, [Name], gehen.“
  • Konkretisieren Sie genau, welche Vermögenswerte Sie an wen vererben möchten. Dazu zählen Immobilien, Fahrzeuge, Bankkonten, Wertpapiere oder auch persönliche Gegenstände. Fertigen Sie eine detaillierte Auflistung an, um Klarheit zu schaffen und Missverständnisse auszuschließen.

4. Unvorhergesehene Todesfälle im Testament berücksichtigen

  • Stirbt einer Ihrer eingetragenen Erben noch vor Ihnen oder schlägt das Erbe aus, so sollten Sie für diesen Fall im Vorfeld bereits Ersatzerben benennen. Dadurch kann sichergestellt werden, dass Ihr Vermögen auch in unvorhergesehenen Fällen entsprechend Ihrer Wünsche aufgeteilt wird.
    • Formulierungsbeispiel: „Sollte mein Sohn, [Name], vor mir versterben oder sein Erbe ausschlagen, so soll sein Anteil gleichermaßen an seine Kinder, [Namen der Kinder], übergehen.“ 
  • Besonders wichtig sind Ersatzerben deshalb, da Sie vermeiden sollten, dass Ihr Vermögen an Personen fällt, die Sie nicht bedacht haben und nicht als Ihre Erben wünschen.
    • Formulierungsbeispiel: „Falls meine Tochter, [Name], vorzeitig verstirbt oder das Erbe ausschlägt, soll ihr Anteil an meinen Enkel, [Name], gehen.“

5. Ihren Wille mithilfe eines Testamentsvollstreckers erfüllt wissen

  • Um Ihren letzten Willen ordnungsgemäß umzusetzen, kann es helfen, einen Testamentsvollstrecker zu benennen. Dies sollte eine vertrauenswürdige Person sein, die Ihre Anweisungen gewissenhaft befolgt.
    • Formulierungsbeispiel: „Ich bestimme [Name des Testamentsvollstreckers] zum Testamentsvollstrecker meines Nachlasses.“ 
  • Dieser Testamentsvollstrecker übernimmt Aufgaben wie die Verwaltung und Verteilung des Nachlasses, die Begleichung von Schulden sowie die Erfüllung aller Vermächtnisse. Dies ist besonders dann sinnvoll, wenn es sich um einen umfangreichen komplexen Nachlass handelt, der andernfalls zu Streitigkeiten unter den Erben führen könnte.

6. Pflichtteile beachten

  • Nahe Angehörige (z.B. Ehepartner, Kinder) besitzen einen gesetzlichen Pflichtteilsanspruch, der nicht vollständig entzogen werden kann. Dieser Pflichtteil entspricht der Hälfte des gesetzlichen Erbteils und kann nur in besonderen Fällen entzogen werden.
    • Formulierungsbeispiel: „Mein Sohn, [Name], soll lediglich den Pflichtteil erhalten.“ 
  • Berücksichtigen Sie gesetzliche Regelungen zum Pflichtteil bei der Testamentserstellung, um spätere Anfechtungen und Streitigkeiten vorzubeugen.

7. Testament regelmäßig aktualisieren

  • Einmal formuliert, sollten Sie Ihr Testament regelmäßig prüfen und bei Bedarf aktualisieren. Größere Ereignisse im Leben wie die Geburt eines Kindes, Scheidung oder der Erwerb neuer Vermögenswerte sollten im Testament enthalten sein.
    • Formulierungsbeispiel: „Dieses Testament ersetzt alle früheren Testamente und letztwilligen Verfügungen.“ 

8. Testament richtig hinterlegen

  • Sie können Ihr Testament bei einem Nachlassgericht in Verwahrung geben. Hierzu benötigen Sie das von Ihnen eigenhändig verfasste und unterschriebene Testament, Ihren Personalausweis oder Reisepass, Ihre Geburtsurkunde sowie die zu entrichtende Hinterlegungsgebühr.
  • Wichtig zu wissen ist dabei, dass das Nachlassgericht Ihr Testament lediglich verwahrt, dabei aber nicht auf Rechtsgültigkeit prüft.

9. Der beste Zeitpunkt für die Testamentserstellung

Kurzum: jetzt. Das Leben ist unberechenbar. Selbst wenn Sie noch jung sind und sich mit dem Thema zuvor noch nicht befasst haben, sollten Sie aus nachfolgenden Gründen schon jetzt Ihr Testament schreiben:

  • Haben Sie Kinder, so können Sie diese im Testament mithilfe einer Sorgerechtsverfügung davor schützen, im Falle eines unvorhergesehenen Versterbens, in einer sowieso schon misslichen Lage auch noch mit Unsicherheit zu Ihrem neuen Zuhause umgehen zu müssen.
  • Haben Sie bisher noch nicht geheiratet, so kann es sein, dass Ihrem Partner kein oder nur ein stark eingeschränktes Erbe zusteht, soweit Sie dies in einem Testament nicht anders geregelt haben.
  • Ändern sich Ihre Lebensumstände, so können Sie Ihr Testament jederzeit aktualisieren. Wichtig ist vor allem, dass überhaupt ein Testament erstellt wurde.

Fazit

Mit einem klar formulierten und sorgfältig erstellten Testament können Sie Ihren Angehörigen Klarheit und Sicherheit in einer sicherlich schwierigen Lage verschaffen. Ein Rechtsanwalt bei der Erstellung eines Testaments hinzuzuziehen kann sinnvoll sein, um sicherzustellen, dass das Testament den rechtlichen Anforderungen entspricht, Ihr Vermögen kostenvermeidend verteilt wird und Ihr letzter Wille eindeutig und rechtsgültig festgehalten ist.

Kontaktieren Sie uns gerne, um einen Beratungstermin zu vereinbaren.

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Foto(s): Anja Jäger

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