Vorsicht Abzocke am Telefon - auch bei 110!

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In ganz Deutschland werden vor allem Senioren immer wieder zum Ziel von Täuschungsmanövern durch Telefonbetrüger, die sich als Ordnungshüter ausgeben. Insbesondere zwei Vorgehensweisen sind bei diesen Betrugsversuchen auffällig:

Vorgetäuschte Einbruchswelle Der erste Kontakt wird zumeist telefonisch hergestellt. Die Trickbetrüger verwenden dabei eine ausgeklügelte Methode, die dafür sorgt, dass auf dem Display des Angerufenen die Notrufnummer 110 oder die Telefonnummer der lokalen Polizeiwache erscheint. Sie behaupten, dass konkrete Anzeichen für einen bevorstehenden Einbruch existieren. Auf diese Weise schaffen es die Täuscher regelmäßig, den von ihnen im Vorfeld ausgewählten Personen glaubhaft zu machen, dass ihre Habseligkeiten und Bargeld zuhause nicht sicher aufbewahrt sind. Daher sollten diese in Sicherheit gebracht werden, und ein Zivilpolizist würde vorbeikommen, um die Wertsachen abzuholen. Die Betrüger überzeugen durch ihr vertrauenswürdiges und rhetorisch versiertes Auftreten, sodass es den Opfern meistens schwerfällt, den Schwindel zu erkennen. Sollte ein Opfer doch misstrauisch werden, setzen die Täter es unter Druck, indem sie vorwerfen, die polizeilichen Ermittlungen zu behindern oder Verschwiegenheit fordern.

Das Ziel der Trickbetrüger ist es, durch erfundene Geschichten das Vertrauen der Betroffenen zu gewinnen und sie dadurch unter Druck zu setzen, um an Bargeld, Juwelen und andere Wertgegenstände zu gelangen.

Vorgegaukelte Untersuchungen durch Europol oder Interpol Die Kriminellen tarnen sich am Telefon als Mitarbeiter internationaler Polizeibehörden wie Europol oder Interpol. Häufig wird den Angerufenen zuerst eine automatische Ansage vorgespielt, bevor sie durch das Drücken einer Taste mit einer Person verbunden werden. Dieser Mitarbeiter versucht dann, ein Gespräch zu führen, oftmals auf Englisch. Es wird suggeriert, dass gegen die Angerufenen oder ihre Verwandten aufgrund von Unregelmäßigkeiten bei Bankkonten oder Ausweisen ermittelt werde. Wer keine Informationen preisgibt, wird mit Gefängnisstrafen bedroht.

Schlussendlich verlangen die Anrufer, Geldtransfers auf ausländische Konten oder in Form von Kryptowährungen vorzunehmen – etwas, das legitime Polizeibehörden nie fordern würden.

Bei der IP-Telefonie besteht die Möglichkeit, die angezeigte Nummer des Anrufenden zu verändern. Dieses Phänomen ist als "Anruferkennungsmanipulation" bekannt. Täuschend echte Anrufer behaupten oft, sie seien Mitarbeiter von Institutionen wie der deutschen Rentenversicherung, Verbraucherschutzorganisationen oder sogar Softwareunternehmen wie Microsoft. Tatsächlich stammen diese Anrufe meistens aus Call-Centern, die häufig im Ausland angesiedelt sind. Dies erschwert es den Ermittlungsbehörden, die wahren Täter rasch aufzuspüren.

Wenn Sie solche ungewollten Anrufe erhalten, sollten Sie sich an die für Telekommunikationsdienste zuständige Bundesbehörde, die Bundesnetzagentur, wenden.

Verhaltenshinweise für den Umgang mit suspekten Anrufen:

  • Grundregel: Unter der Notfallnummer 110 wird die Polizei niemals Kontakt mit Ihnen aufnehmen.

  • Offizielle Institutionen wie Polizei, Justizorgane, Verwaltungseinrichtungen und Banken werden niemals die telefonische Herausgabe Ihrer Wertsachen oder Transaktionen von Geldsummen verlangen, insbesondere nicht auf Konten im Ausland.

  • Die Nummer auf dem Telefondisplay bietet lediglich eine Indikation, wer der Anrufende sein könnte. Sie stellt keinen sicheren Identifikationsnachweis dar.

  • Bei Unsicherheit sollten Sie die Echtheit des Anrufs durch einen Anruf bei der betreffenden Einrichtung verifizieren. Wenn Sie Zweifel haben, wählen Sie selbst die Nummer 110, jedoch ohne die automatische Rückruffunktion zu nutzen, um nicht erneut bei den Betrügern zu landen.

  • Halten Sie persönliche und finanzielle Informationen am Telefon stets unter Verschluss. Geben Sie niemals Bankdaten oder Passwörter bekannt.

  • Gewähren Sie einem unbekannten Anrufer keinen Zugriff auf Ihren Computer.

  • Lassen Sie sich telefonisch durch niemanden, selbst nicht durch scheinbare Polizeibeamte, unter Druck setzen.

  • Protokollieren Sie relevante Informationen wie den Zeitpunkt des Anrufs, den angeblichen Namen des Anrufers und jegliche Bankdaten, die im Gespräch genannt werden. Ignorieren Sie sämtliche Forderungen und kontaktieren Sie anschließend die Polizei, auch online möglich.

  • Bei zweifelhaften Anrufen sollten Sie das Telefonat sofort beenden.

  • Sensibilisieren Sie ältere Verwandte, Nachbarn und Bekannte hinsichtlich dieser Richtlinien und der Existenz betrügerischer Anrufe im Namen der Polizei.

Dieser Text dient lediglich der allgemeinen Information und ersetzt keineswegs eine individuelle Rechtsberatung. Bei Fragen zu dem Thema Telefonbetrug rufen Sie uns gerne unverbindlich in einer unserer Kanzleien an.



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