Was tun, wenn ich einen Strafbefehl erhalte?
- 5 Minuten Lesezeit

Was tun, wenn ein Strafbefehl gegen mich ergeht?
Ein Strafbefehl ist ein häufig angewendetes Verfahren im deutschen Strafrecht, das häufig weniger bekannt ist, als es eigentlich sein sollte. Denn die wenigsten Menschen wissen genau, was es bedeutet, wenn ein Strafbefehl gegen sie ergeht – und noch weniger wissen, wie sie darauf reagieren sollten. Dabei ist die Bedeutung eines Strafbefehls nicht zu unterschätzen, da er rechtliche und persönliche Konsequenzen nach sich ziehen kann. In diesem Artikel erfahren Sie alles Wichtige, was Sie tun sollten, wenn ein Strafbefehl gegen Sie ergeht.
Was ist ein Strafbefehl?
Ein Strafbefehl ist eine Entscheidung eines Amtsgerichts, in der es ohne eine mündliche Verhandlung eine Strafe verhängt. Das Verfahren, in dem der Strafbefehl erlassen wird, nennt man „vereinfachtes Verfahren“ oder auch „beschleunigtes Verfahren“. Es wird in der Regel dann angewendet, wenn der Sachverhalt als relativ einfach und eindeutig angesehen wird. Bei diesem Verfahren stellt das Gericht nur die Schuld des Beschuldigten fest, wenn es nach den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft überzeugt ist, dass die Beweise ausreichen und eine Strafe verhängt werden kann.
Typische Straftaten, bei denen ein Strafbefehl ergehen kann, sind etwa Diebstahl, Betrug, Körperverletzung oder andere weniger schwere Delikte. Das Verfahren hat den Vorteil, dass es schneller und einfacher ist als ein vollständiges Gerichtsverfahren. In vielen Fällen ist der Strafbefehl eine schnellere Alternative zur herkömmlichen Strafverhandlung.
Wie erhalte ich einen Strafbefehl?
Der Strafbefehl wird vom Amtsgericht auf Antrag der Staatsanwaltschaft erlassen, wenn diese der Auffassung ist, dass der Sachverhalt aufgeklärt ist und eine Strafe verhängt werden kann. Der Strafbefehl wird dem Beschuldigten per Post zugestellt und enthält folgende Informationen:
• Den Vorwurf der Straftat
• Das Strafmaß (meistens eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe zur Bewährung)
• Eine Frist von zwei Wochen, in der der Beschuldigte Widerspruch einlegen kann, wenn er mit dem Strafbefehl nicht einverstanden ist
Der Strafbefehl ist eine Art vorläufiges Urteil, das in Kraft tritt, wenn der Beschuldigte nicht innerhalb der gesetzten Frist Widerspruch einlegt. Sollte der Beschuldigte Widerspruch einlegen, wird das Verfahren fortgeführt und es kommt zu einer Hauptverhandlung vor Gericht.
Was passiert, wenn ich den Strafbefehl erhalte?
Wenn Sie einen Strafbefehl erhalten, haben Sie zwei wesentliche Optionen, wie Sie darauf reagieren können:

1. Einspruch einlegen
Sie haben grundsätzlich das Recht, innerhalb von zwei Wochen nach Erhalt des Strafbefehls Einspruch gegen diesen einzulegen. Der Einspruch muss schriftlich beim Gericht eingelegt werden, das den Strafbefehl erlassen hat. Wird Einspruch eingelegt, wird das Verfahren wieder in die normale gerichtliche Verhandlung überführt. Das bedeutet, dass es zu einer Hauptverhandlung kommt, in der der Fall vor Gericht geprüft wird, Beweise und Zeugenaussagen berücksichtigt werden und Sie die Möglichkeit haben, sich zu verteidigen.
Warum Einspruch einlegen?
• Verteidigungsmöglichkeiten: In einer Hauptverhandlung können Sie sich gegen die Vorwürfe verteidigen. Wenn die Beweislage nicht ausreichend ist oder sich neue Beweise ergeben, die Ihre Unschuld beweisen können, könnte dies zu einer Einstellung des Verfahrens oder einer milderen Strafe führen.
• Unschuld oder milderes Urteil: Falls Sie unschuldig sind oder das strafbare Verhalten milder war als angenommen, kann das Gericht in einer Verhandlung zu einem anderen Urteil kommen, das zu Ihrem Vorteil ausfällt.
• Rechtsmittel: In der Verhandlung haben Sie die Möglichkeit, den Fall durch ein professionelles Verteidigungsteam zu prüfen und sich über mögliche Rechtsmittel beraten zu lassen. In vielen Fällen können Verteidiger alternative Sanktionen wie eine Bewährungsstrafe statt einer Freiheitsstrafe erreichen.
2. Strafbefehl annehmen
Wenn Sie mit dem Strafbefehl einverstanden sind und der Auffassung sind, dass die Strafe gerechtfertigt ist, können Sie den Strafbefehl akzeptieren. In diesem Fall wird der Strafbefehl rechtskräftig und die Strafe wird vollstreckt. Der Strafbefehl ist dann nicht mehr anfechtbar.
Vorteile der Annahme:
• Schnelligkeit: Wenn Sie den Strafbefehl annehmen, sparen Sie sich die Zeit und Kosten einer Verhandlung. Das Verfahren ist abgeschlossen, und Sie können den Strafausspruch in der Regel schneller hinter sich lassen.
• Geringere Kosten: Ein Widerspruch und die anschließende Verhandlung können mit hohen Anwalts- und Gerichtskosten verbunden sein. Wenn Sie den Strafbefehl annehmen, entfallen diese zusätzlichen Kosten.
• Rechtssicherheit: In vielen Fällen ist die Strafe im Strafbefehl niedriger als die Strafe, die bei einer Verhandlung verhängt werden könnte, vor allem wenn es sich um kleinere Delikte handelt und die Beweislage eindeutig ist.
Was passiert, wenn ich keinen Einspruch einlege?
Wenn Sie den Strafbefehl nicht anfechten, wird dieser nach Ablauf der Zwei-Wochen-Frist rechtskräftig. Dies bedeutet, dass die Strafe vollstreckt wird, ohne dass eine mündliche Verhandlung stattfindet. Sie müssen die verhängte Strafe bezahlen (bei Geldstrafen) oder die Freiheitsstrafe antreten, wenn diese verhängt wurde. Sollte die Strafe eine Freiheitsstrafe ohne Bewährung beinhalten, müssen Sie die Haftstrafe antreten.
In vielen Fällen ist es ratsam, frühzeitig einen Anwalt zu Rate zu ziehen, der die Strafe prüfen kann und mögliche Auswirkungen auf Ihre berufliche oder persönliche Situation abwägt. Besonders bei schwerwiegenden Strafen ist eine rechtzeitige Verteidigung wichtig, um unnötige Folgen zu vermeiden.
Welche Folgen hat ein Strafbefehl für mich?
Ein Strafbefehl hat verschiedene rechtliche und praktische Folgen. Die wichtigsten sind:
1. Eintrag im Führungszeugnis: Ein Strafbefehl führt in der Regel zu einem Eintrag im polizeilichen Führungszeugnis, was für Ihre berufliche Karriere, insbesondere in Berufen, die ein einwandfreies Führungszeugnis erfordern, problematisch sein kann.
2. Strafrechtliche Folgen: Eine rechtskräftige Verurteilung durch einen Strafbefehl hat eine strafrechtliche Konsequenz, die mit einer Geldstrafe oder einer Freiheitsstrafe verbunden ist. Je nach Delikt kann dies Auswirkungen auf Ihre Zukunft haben, insbesondere wenn Sie wiederholt straffällig werden.
3. Zivilrechtliche Folgen: In manchen Fällen kann eine strafrechtliche Verurteilung auch zivilrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen, etwa bei Delikten wie Diebstahl oder Körperverletzung, wenn zivilrechtliche Ansprüche wie Schadensersatz oder Schmerzensgeld geltend gemacht werden.
Warum ist es sinnvoll, einen Anwalt zu konsultieren?
Ein Strafbefehl mag auf den ersten Blick wie eine einfache Angelegenheit erscheinen, doch die möglichen Konsequenzen können weitreichend sein. Ob Geldstrafe oder Freiheitsstrafe – ein Strafbefehl hat oft weitreichende Auswirkungen auf Ihr Leben. Ein Anwalt für Strafrecht kann Sie frühzeitig über Ihre Möglichkeiten aufklären, die Strafe prüfen und eine geeignete Verteidigungsstrategie entwickeln.
Ein erfahrener Strafverteidiger hilft Ihnen nicht nur, die rechtlichen Feinheiten zu verstehen, sondern auch dabei, ob es sinnvoll ist, den Strafbefehl anzunehmen oder dagegen vorzugehen. Er kann Sie außerdem darüber informieren, ob möglicherweise eine Haftstrafe ersetzt oder eine mildere Strafe verhängt werden kann.

Fazit
Wenn ein Strafbefehl gegen Sie ergeht, ist es entscheidend, schnell und richtig zu handeln. Prüfen Sie den Strafbefehl sorgfältig und entscheiden Sie, ob ein Widerspruch sinnvoll ist oder ob die Strafe für Sie akzeptabel ist. In jedem Fall ist es ratsam, sich von einem Anwalt beraten zu lassen, um die beste Entscheidung zu treffen und mögliche negative Konsequenzen zu vermeiden.
Artikel teilen: