Wirecard will Antrag auf Insolvenzverfahren stellen

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Die Skandalgeschichte

Nach Bekanntwerden der Festnahme von Ex-CEO Markus Braun sprang die Aktie am Dienstag um rund 25% auf 17,50 €, heute liegt sie bei rund 12,00 €. Am Donnerstag davor waren es allerdings noch rund 100,00 € pro Aktie.
Heute wird berichtet, dass die Wirecard AG prüft, Insolvenz zu beantragen. Ausgesprochen fraglich ist daher, ob für Anleger bei Wirecard selbst überhaupt noch was zu holen ist.
Das Eingeständnis einer Luftbuchung von 1,9 Milliarden zeigt, dass der Zahlungsdienstleister wohl niemals nennenswert Geld verdient hat. Letzte Woche war der Konzern noch 13 Milliarden wert, aktuell sind es nur noch rund 2 Milliarden.

Seit Jahren wurde dem Unternehmen vorgeworfen, nicht transparent zu berichten. Spätestens seit den Vorwürfen der Financial Times (FT) kam die Wirecard AG nicht mehr aus den Schlagzeilen. Die Vorwürfe um Kreislaufzahlungen und Unregelmäßigkeiten in Milliardenumfang konnten auch mit der von der Wirecard beauftragten Sonderprüfung durch KPMG nicht ausgeräumt werden. Das Gutachten wurde Ende April veröffentlicht und statt der erhofften Entlastung legte KPMG in seinem Bericht umfangreiche Versäumnisse bei Wirecard offen. Die Wirecard Aktie brach um ca. 40 % ein. KPMG erhielt Unterlagen teilweise verspätet oder gar nicht. Insbesondere wurden keine Saldenbestätigungen für Bankguthaben vorgelegt. Es wird vermutet, dass die Guthaben garnicht existieren.

Jetzt liegt der Betrug offen:

1,9 Milliarden Euro, die auf Treuhandkonten den Kunden als Sicherheit dienen sollten, sind offenbar nicht auffindbar. Ein Testat für den Jahresabschluss 2019 wurde von der Ernst & Young Wirtschaftsprüfungsgesellschaft (EY) nicht mehr erteilt. Wirecard hat Strafantrag gegen Unbekannt gestellt und fühlt sich selber als “Opfer gigantischen Ausmaßes”. Wirecard droht nach eigenen Angaben die Kündigung von Krediten in Höhe von 2 Milliarden Euro. Dies dürfte für das Unternehmen kaum zu verkraften sein, wenn kein Schuldenmoratorium mit den Banken vereinbart werden kann. Der CEO Markus Braun trat zurück und wurde durch James Freis als Interim-CEO ersetzt. Die Ratingagentur Moody hat indes Wirecard um 6 Notches herabgestuft.

Die BaFin ermittelt bereits gegen Wirecard wegen fehlerhafter adhoc-Mitteilungen im Hinblick auf den KPMG-Prüfbericht. Die Ermittlungen werden nun erweitert.  

Doch ist Wirecard als Anspruchsgegner überhaupt noch zahlungsfähtig?

Es stellt sich die Frage, wie EY die letzten Testate uneingeschränkt erteilen konnte. Wie konnte es sein, dass die von KPMG festgestellten Defizite den Jahresabschlussprüfern von Ernst & Young (EY) in den Jahren zuvor verborgen geblieben sind?

Was können Aktionäre tun?

Ansprüche sollten sowohl gegen die Wirecard AG selbst, also auch gegen deren Wirtschaftsprüfer Ernst & Young geprüft werden. Wir denken, dass Ernst & Young wirtschaftlich der bessere Anspruchsgegner für geschädigte Anleger ist. Die Zukunft von Wirecard ist ausgesprochen ungewiss, eine Insolvenz liegt nach den heutigen Meldungen nahe.    

Der BGH hatte schon in ähnlichen Fällen Klagen gegen einen Wirtschaftsprüfer wegen fehlerhaft erteilter Testate stattgegeben und Anlegern Schadenersatz zugesprochen.

Ansprechpartner für Geschädigte ist Dr. Storch, Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht in Berlin.


Rechtstipp aus den Rechtsgebieten

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