Abgaskandal: Neben Reise- und Wohnmobilen sind auch Diesel-Pkw von Fiat Chrysler involviert

  • 3 Minuten Lesezeit

Der Autobauer Fiat Chrysler (FCA) und sein Schwesterkonzern CNH Industrial mit der Marke Iveco sollen bei einer ganzen Reihe von kostspieligen Reise- und Wohnmobilen, Transportern und auch Diesel-Pkw in den Jahren 2014 bis 2019 mit Schummel-Software bei der Abgassteuerung gearbeitet zu haben. Der Weg der Betrugshaftungsklage steht geschädigten Verbrauchern damit offen.  

Der Abgasskandal ist längst kein rein deutsches Phänomen mehr. Schon seit Sommer steht auch der Autobauer Fiat Chrysler (FCA) und seinem Schwesterkonzern CNH Industrial der in Verdacht, bei vielen Modellen in den Jahren 2014 bis 2019 unzulässige Abschalteinrichtungen verbaut zu haben. Die betroffenen Dieselmotoren mit den Abgasnormen Euro 5 und 6 sind in einer ganzen Reihe von Fiat-, Jeep- und Alfa-Romeo-Fahrzeugen vom Kleinwagen bis zum Transporter und zudem auch in Modellen von Iveco verbaut. Konkret betroffen sind Fabrikate der Marken Fiat, Alfa Romeo und Jeep sowie Nutzfahrzeuge, die unter der Marke Iveco vertrieben werden. Vor allem betrifft das Problem kostspielige Reise- und Wohnmobile, betont der Mönchengladbacher Rechtsanwalt Dr. Gerrit W. Hartung von der Dr. Hartung Rechtsanwaltsgesellschaft mbH (www.hartung-rechtsanwaelte.de). Die Kanzlei befasst sich ausschließlich mit Anleger- und Verbraucherschutzthemen und hat sich auf die Beratung von Betroffenen des Abgasskandals spezialisiert. Dr. Gerrit W. Hartung gilt als „Dieselanwalt“ der ersten Stunde. 

Nun hat das Kraftfahrt-Bundesamt an einem Fiat 500 X mit dem Motor „Multijet“ Abgasmanipulationen und erhöhte Stickoxidwerte festgestellt. Wenn Fahrzeuge erhöhte Stickoxidwerte aufweisen, entsprechen sie nicht den gesetzlichen Bestimmungen. Die Nichteinhaltung der rechtlichen Rahmenbedingungen sind gleichbedeutend mit einem Mangel am Fahrzeug. „Das bedeutet, dass geschädigte Verbraucher nun auch gegen Fiat Chrysler wegen vorsätzlicher sittenwidriger Schädigung nach § 826 BGB vorgehen können, um auf dem Wege der Betrugshaftungsklage Schadensersatz zu erstreiten. Dass das keine reine Theorie ist, zeigt die Erfahrung aus den Vereinigten Staaten. In den USA zahlte Fiat Chrysler bereits 2019 gut 800 Millionen Dollar im Rahmen eines Vergleichsverfahrens wegen möglicher Dieselmanipulationen. Das kann sich jetzt auch auf Deutschland ausweiten“, erklärt Rechtsanwalt Dr. Gerrit W. Hartung. Ebenso ist kürzlich die erste Klage gegen FCA eingereicht worden. Im Mittelpunkt steht ein Fiat Professional Doblo Cargo. Beim Motor handelt es sich um einen Multijet 1.6 mit der Abgasnorm Euro 6b. Der Motor steht auf einer Liste, die die Staatsanwaltschaft Frankfurt im Zuge von Durchsuchungen bei FCA am 22. Juli 2020 veröffentlicht hatte. 

Und: Die Deutsche Umwelthilfe hat kürzlich ein Gutachten fertiggestellt. Dabei wurden zwei Fiat-Reisemobile der Abgasnorm Euro 5 untersucht. Beide überschritten die zulässigen Werte für den Ausstoß von giftigen Stickoxiden „bei Weitem“, notierten die Gutachter. Federführend war Axel Friedrich, ehemals Abteilungsleiter Verkehr und Lärm beim Umweltbundesamt. Die Messwerte für die Wohnmobilmotoren sind sehr hoch. Der Ducato 150 Multijet (Pilote G700G), überschreitet den erlaubten Stickoxidgrenzwert im realen Fahrbetrieb um den Faktor 6,9, der Ducato 150 Multijet (Dethleffs T7150) um das 9,9-Fache. Auch beim Kraftfahrt-Bundesamt wird der Fiat Ducato mit dem Multijet-Motor als Teil des Diesel-Abgasskandals geführt. 

„Aufgrund der Kaufpreise solcher Reise- und Wohnmobile können die wirtschaftlichen Schäden sehr groß sein. Eigentümer sollten daher die Möglichkeit der Betrugshaftungsklage dringend prüfen, um keine wirtschaftlichen Nachteile zu erleiden, sondern ihr Recht durchzusetzen“, betont Rechtsanwalt Dr. Gerrit W. Hartung. In etwa 90 Prozent der Abgasskandal-Fälle bei Fiat Chrysler gehe es tatsächlich um Wohnmobile, teilte die Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main. Iveco hat aktuell folgende drei Wohnmobile im Angebot, die unter Verdacht stehen, die EU-Abgasnorm nicht einzuhalten und die Abgasreinigung manipuliert zu haben: Daily Hi-Matic, Daily 4x4 und Eurocargo. Da Fahrgestelle und Motoren der Iveco-Wohnmobile auch bei zahlreichen anderen Marken verbaut werden – laut der Website von Iveco unter anderem bei Biomobil, Carthago, Dopfer, Niesmann Bischoff und Notin viele andere mehr –, besteht der begründete Verdacht, dass auch Modelle dieser Anbieter die EU-Abgasnormen nicht einhalten.

Foto(s): Dr. Hartung Rechtsanwaltsgesellschaft mbH


Artikel teilen:


Sie haben Fragen? Jetzt Kontakt aufnehmen!

Weitere Rechtstipps von Rechtsanwalt Dr. Gerrit W. Hartung

Beiträge zum Thema