Cybercrime bei Lottoannahmestellen: Phishing-Emails, Paysafe Betrug, Ransomware
- 4 Minuten Lesezeit

Als Kurfürst Karl Albrecht Lotto im Jahr 1735 per Generalmandat in Bayern einführte, ahnte er sicher nichts vom Paysafe-Karten Betrug im Jahr 2024. Heute, 289 Jahre später, sehen sich Lottoannahmestellen mit einer Reihe von Herausforderung konfrontiert, die in der damaligen Zeit wie "Zurück in die Zukunft" geklungen hätten.
Cyberangriffe auf Lottoannahmestellen, Update 2024
Lottoannahmestellen sind in verschiedenen Einzelhandelsbetrieben zu finden, darunter: Kioske und Tabakwarengeschäfte, Tankstellen, Schreibwarengeschäfte, Supermärkte und Lebensmittelgeschäfte, Postfilialen und Postagenturen, Zeitungshändler, Bäckereien und Cafés.
Diese Geschäfte integrieren Lottoannahmestellen, um zusätzliche Einnahmen zu generieren und mehr Kunden anzuziehen. Für Kunden bietet dies die Möglichkeit, Lotterieprodukte bequem zusammen mit anderen alltäglichen Einkäufen zu erwerben.
Obwohl die Systeme der Lottogesellschaften über isolierte LOTTO-Terminals in der Regel sicher sind, hapert es häufig an der IT-Sicherheit der übrigen Infrastruktur.
Es kommen mitunter veraltete Computer, Router mit längst bekannten Sicherheitslücken, nicht gepatchte Drucker oder private Endgeräte zum Einsatz. Da das Tagesgeschäft (auch dank Mitarbeitermangel) den Betreibern von Lottoannahmestellen wenig Zeit für Security (oder Compliance) lässt, haben Täter v.a. in kleinsten Betrieben leichtes Spiel.
Cyberangriffe auf Lottosysteme
Ein alarmierender Vorfall ereignete sich kürzlich bei Lotto Rheinland-Pfalz, wo die Internetseite aufgrund verdächtiger Zugriffsversuche vorübergehend gesperrt werden musste
Gefälschte Bewerbungen mit Malware-Anhängen
Kriminelle versenden professionell gestaltete Bewerbungsunterlagen an Lottoannahmestellen, um an sensible Informationen zu gelangen oder Zugang zu Computersystemen zu erhalten. In vielen Fällen versuchen die Täter auf diese Weise die Zugangsdaten zum Online-Banking auszuspähen, um die Opfer im Nachgang zur Preisgabe einer Push-Tan zu verleiten.
Word-Dateien gelten als besonders gefährlich. Hier kann sich Malware verbergen, die über sog. Macro-Schnittstellen weitere Schadsoftware aus dem Internet auf den "infizierten" PC herunterlädt, um Admin-Rechte zu erlangen. Ransomware-Angriffe ("Erpressungs-Trojaner") werden meist über diesen Weg oder über ungepatchte Software vorbereitet.
Phishing und Identitätsdiebstahl bei Lotto Annahmestellen
Betrüger geben sich am Telefon als Mitarbeiter von Lotterieanbietern aus, um an persönliche Daten zu gelangen, die für Identitätsdiebstahl und weitere Angriffe, Zahlungsumleitungsbetrug oder Warenkreditbetrug genutzt werden können. Auch gefälschte Gewinnbenachrichtigungen per E-Mail oder manipulierte Spielscheine werden für Identitätsdiebstahl genutzt.
Tankstellen: Betrug mit Paysafe-Karten
Betrug mit Paysafe-Karten erfolgt oft durch raffinierte Täuschungsmanöver. Betrüger geben sich als Vertreter von Behörden, Lotteriegesellschaften oder leitende Angestellte eines Betriebs ("hallo, ich bins! Kannst Du mir bitte grad mal den Code schicken ...") aus und fordern ihre Opfer auf, Paysafe-Karten zu kaufen und/ oder die Codes telefonisch oder online zu übermitteln.
Sie nutzen dabei Druckmittel wie angebliche Gewinne, die freigegeben werden müssen, drohen mit ausgedachten Rechtsfolgen oder missbrauchen eine dem Opfer bekannte Identität einer Person, z.B. eines Vorgesetzten. Über sog. Caller-ID-Spoofing sind die Täter in der Lage jede "Absenderrufnummer" vorzuspiegeln. Angerufene werden dadurch leicht getäuscht!
Sobald die Codes übermittelt sind, lösen die Täter diese ein und das Geld ist für die Opfer unwiederbringlich verloren. Diese Betrugsmasche ist besonders gefährlich, da Paysafe-Transaktionen anonym und nicht rückverfolgbar sind, was die Strafverfolgung erheblich erschwert. In der Praxis geht die Polizei diesen Fällen nicht mehr nach, weil der Schaden mit dem Ermittlungsaufwand außer Verhältnis steht.
Lottoannahmestellen: So haften Mitarbeiter bei selbst verursachten Sicherheitsverletzungen
Viele Mitarbeiter wissen gar nicht, dass sie auch selbst für verschuldete Fehler im Umgang mit Computern haften können. Mitarbeiter von Lottoannahmestellen können unter bestimmten Umständen haftbar gemacht werden, wenn sie bei der IT-Sicherheit nicht die erforderliche Sorgfalt walten lassen. Hier ein Überblick über mögliche Haftungsszenarien:
Arbeitsrechtliche Konsequenzen
Abmahnung oder Kündigung
Bei Vernachlässigung der IT-Sicherheitsrichtlinien können Arbeitgeber arbeitsrechtliche Ordnungsmaßnahmen ergreifen, die von Abmahnungen bis hin zur Kündigung reichen können.
Schadensersatzforderungen
Entsteht dem Arbeitgeber durch fahrlässiges Verhalten des Mitarbeiters ein Schaden, kann dieser unter Umständen zum Schadensersatz verpflichtet werden. Ein laxer Umgang mit Passwörtern, ggf. sogar die Verwendung von Privatgeräten bei Unternehmensanwendungen kann sogar als grob fahrlässig gewertet werden.
Strafrechtliche Verantwortung
Fahrlässige Datenschutzverletzungen
Bei grober Fahrlässigkeit im Umgang mit personenbezogenen Daten drohen strafrechtliche Konsequenzen, insbesondere wenn sensible Kundendaten betroffen sind.
Beihilfe zu Cyberstraftaten
In extremen Fällen könnte ein Mitarbeiter wegen Beihilfe zu Cyberstraftaten belangt werden, wenn er vorsätzlich oder grob fahrlässig Sicherheitslücken schafft.
Zivilrechtliche Haftung
Persönliche Haftung gegenüber Dritten
In seltenen Fällen könnten Mitarbeiter persönlich von geschädigten Kunden auf Schadensersatz verklagt werden, wenn ihnen ein besonders schwerwiegendes Fehlverhalten nachgewiesen wird.
Begrenzung der Haftung
Es ist wichtig zu beachten, dass die Haftung von Arbeitnehmern in der Regel begrenzt ist. Bei leichter Fahrlässigkeit haften Mitarbeiter normalerweise nicht persönlich. Nur bei Vorsatz oder grober Fahrlässigkeit kann eine volle Haftung in Betracht kommen.Um Haftungsrisiken zu minimieren, sollten Mitarbeiter von Lottoannahmestellen:
- Alle Sicherheitsrichtlinien und -schulungen ernst nehmen und befolgen
- Bei Unsicherheiten bezüglich IT-Sicherheit Vorgesetzte oder IT-Experten konsultieren
- Verdächtige Aktivitäten oder potenzielle Sicherheitslücken umgehend melden
- Persönliche Zugangsdaten streng vertraulich behandeln
Durch sorgfältiges und verantwortungsbewusstes Handeln können Mitarbeiter nicht nur sich selbst, sondern auch die Lottoannahmestelle und deren Kunden vor Schäden durch Cyberkriminalität schützen.
Auswirkungen und Schutzmaßnahmen
Die Folgen von Cyberangriffen können weitreichend sein, von Vertrauensverlust über finanzielle Einbußen bis hin zu rechtlichen Konsequenzen. Um sich zu schützen, sollten Lottoannahmestellen regelmäßige Sicherheitsaudits durchführen, Mitarbeiter schulen und mehrstufige Authentifizierungsverfahren implementieren1.
Sicherheit für Smartphones
Zur Verbesserung der Sicherheit auf mobilen Geräten werden verschiedene Apps empfohlen, darunter Antivirus-Apps, VPN-Dienste, Passwort-Manager und Zwei-Faktor-Authentifizierungs-Apps1.Die zunehmenden Cyberangriffe auf Lottoannahmestellen verdeutlichen, dass auch traditionelle Glücksspielanbieter vor den Gefahren der digitalen Welt nicht gefeit sind. Es ist entscheidend, dass sowohl Anbieter als auch Kunden wachsam bleiben und aktiv Schutzmaßnahmen ergreifen, um die Sicherheit und Integrität des Lottosystems zu gewährleisten. ehr Informationen über Cybersecurity bei Lottoannahmestellen finden Sie hier.
Artikel teilen: