Erbansprüche in den USA als Ausländer - Inheritance Claims in the US as a Foreigner

  • 5 Minuten Lesezeit

Das Deutsche und auch Europäische Erbrechtssystem entscheidet sich gravierend vom US-amerikanischen Erbrechtssystem, das wiederum Unterschiede in allen 50 Bundesstaaten aufweist. Es ist daher nicht korrekt, von "dem" US Rechtssystem zu sprechen, da dies Ländersache ist und alle 50 Bundesstaaten eigene Regeln und Gesetze haben, denen bestimmte Rechtsverfahren folgen.

Während in Deutschland der Nachlass des/der Verstorbenen unmittelbar, d.h. sukzessive auf den/die Erben übergeht (entweder bei gesetzlicher Erbfolge automatisch oder bei gewillkürter Erbfolge nach dem Testament), ist dies in den USA ein deutlich diffiziler Prozess. 

In den Vereinigten Staaten geht der Nachlass vielmehr zunächst an den sogenannten „personal representative“ über. Dies ist der persönliche Rechtsnachfolger, der entweder ganz konkret im Testament bezeichnet ist ("executor"), oder aber durch das zuständige Nachlassgericht in den USA bestellt wird, wenn er nicht bereits bestimmt wurde. Dies heißt sodann „administrator“. Wer nun glaubt, diese Position wäre dem deutschen Testamentsvollstrecker oder Nachlassverwalter gleichzusetzen, der irrt. Denn durch die Ernennung im Testament oder die Bestellung des Gerichts erlangt der executor zwar nur treuhänderische, aber tatsächliche Eigentumsgewalt am gesamten Nachlass bis zum Abschluss des Nachlassverwahrens anhält. Bis zu diesem Abschluss des Verfahrens haben die Erben, die im Laufe dessen erst festgestellt werden müssen, keine Rechte am Nachlass, sondern nur eine sog. Anwartschaft.

In den USA ist also die Abwicklung durch einen personal representative in jedem Falle erforderlich. In Deutschland kommt es nur in Ausnahmefällen zur Einsetzung eines Nachlassverwalters oder Testamentsvollstreckung, nämlich dann wenn die Erben noch nicht ermittelt sind oder es Streitigkeiten hinsichtlich des Nachlasses gibt.

Wenn Sie also von einem Nachlass in den USA bedacht worden sind und entweder Erbe oder Begünstigter oder anderweitig involviert sind, müssen Sie sich in jedem Falle an eine Kanzlei wenden, um dieses gesamte Verfahren in Gang zu setzen und richtig informiert zu werden.

Zum Ende der Tätigkeit legt sodann der sog. personal representative dem US-Nachlassgericht den Erbennachweis sowie eine ausführliche Endabrechnung vor. Dies kann maximal 1 Jahr dauern. Das Gericht nimmt dies sodann zum Anlass, einen Prügungstermin anzusetzen um nach allen ggfs. erhobenen Einsprüchen eine Schlussabrechnung zu erstellen und den Erbennachweis zu prüfen. Dies ist sodann auch Grundlage für die Verteilung des Nettonachlasses an den oder die Erben und Vermächtnisnehmer aufgrund der gesetzlichen oder gewillkürten (also bei Vorliegen eines Testaments) Erbfolge.

Bekanntermaßen sind auch die Anwaltskosten in den USA grundsätzlich sehr hoch und daher viel höher als in Deutschland. Bei anwaltlicher Vertretung in Nachlasssachen wird häufig ein Honorar im Voraus vereinbart, das einen bestimmten Prozentsatz des Reinertrags des Nachlasses ausmacht. Die Höhe dieses Prozentsatzes richtet sich nach der Schwierigkeit des Falles und dem dadurch bestimmten Umfang der anwaltlichen Tätigkeit. 10 bis 15% sind als durchschnittlicher Mindestbetrag gerechtfertigt, während in schwierigen Fällen auch mindestens 30% - 35% gerechnet werden muss. Bare Auslagen des Anwalts sind unter Umständen zu bevorschussen.

Haben Sie Fragen oder benötigen Sie Vertretung und Verteidigung in einem internationalen Erbrechtsfall? Kontaktieren Sie unsere Kanzlei noch heute, wir stehen Ihnen gerne zur Seite!


English Version:

The German and European inheritance law system differs significantly from the US inheritance law system which in turn has specific differences and nuances in all 50 states. It is therefore incorrect to speak of "THE" US legal system, as this is a state matter and all 50 states have their own rules and laws that follow certain legal procedures.


While in Germany the estate of the deceased passes directly, i.e. successively, to the heir(s) (either automatically in the case of legal succession or in the case of arbitrary succession according to the last will/testament), in the US this is a much more detailed process.

In the United States, the estate first passes to the so-called “personal representative”. This is the personal legal successor, who is either specifically named in the will ("executor") or is appointed by the responsible probate court in the US if he or she has not already been appointed. This person is then the so called “administrator”. 

Anyone who believes that this position is equivalent to the German executor or estate administrator is mistaken. Because through the appointment in the will or by the court, the executor only gains fiduciary but actual ownership power over the entire estate until the end of the estate court proceeding. Until the process is completed, the heirs, who must first be identified have no rights to the estate but only a so-called entitlement.

In the USA, processing by a personal representative is always necessary. In Germany, the appointment of an estate administrator or the execution of a will only occurs in exceptional cases, namely when the heirs have not yet been identified or there are disputes regarding the estate.

Therefore, if you have been probated by an estate in the USA and are either an heir, a beneficiary or otherwise involved, you must definitely contact a law firm to initiate this entire process and to be properly informed at all times.

At the end of the proceeding, the so-called personal representative then submits proof of heirs and a detailed final statement to the US probate court. This can take a maximum of 1 year. The court then takes this as an opportunity to set a trial date in order to prepare a final account after any objections that may have been raised and to check the proof and identity of heirs. This is then also the basis for the distribution of the net estate to the heirs and legatees based on legal or arbitrary (i.e. if there is a will) succession.

As is well known, legal fees in the USA are generally very high and therefore much higher than in Germany. For legal representation in estate matters, a fixed fee is often agreed in advance, which represents a certain percentage of the estate's net assets. The amount of this percentage depends on the difficulty of the case and the extent of the lawyer's work. 10 to 15% is justified as an average minimum amount, while in difficult cases at least 30% - 35% must be taken into account. Cash expenses incurred by the lawyer may need to be paid in advance.

Do you have any questions or do you need representation / and / or  defense in an international inheritance law case? Contact our law firm today, we will be happy to assist you!

Foto(s): public pictures

Rechtstipp aus den Rechtsgebieten

Artikel teilen:


Sie haben Fragen? Jetzt Kontakt aufnehmen!

Weitere Rechtstipps von Rechtsanwältin Vera Zambrano née Mueller

Beiträge zum Thema