„Es ist mir wichtig, die Leser auf aktuellen Stand zu bringen“

  • 5 Minuten Lesezeit
Volkan Ulukaya: „Es ist mir wichtig, die Leser auf aktuellen Stand zu bringen“
Katja Grund anwalt.de-Redaktion

Rechtstipps mit News-Charakter informieren Ratsuchende über aktuelle Themen – und bieten oftmals das Potenzial, besonders viele Leser zu erreichen. Rechtsanwalt Volkan Ulukaya konzentriert sich bei seinen Rechtstipps auf ebensolche Beiträge mit Nachrichtenwert. Im Interview erklärt er, auf welche Weise er seine Themen findet, wie er die Veröffentlichung und Erstellung der Texte in seinen Kanzleialltag einbindet und welche verschiedenen Vorteile Newsthemen bieten.

Wenige Tage nach dem Stechuhr-Urteil vom 13.09.2022 haben Sie einen Rechtstipp dazu auf anwalt.de veröffentlicht.

Das Urteil wurde unter Arbeitsrechtlern ohnehin mit Spannung erwartet. Deshalb las ich die Pressemitteilung des BAG bereits recht früh und konnte so relativ schnell reagieren.

Mit Ihrem anwalt.de-Profil werden Sie als Anwalt gefunden

Jetzt kostenlos testen

Mit Ihrem anwalt.de-Profil werden Sie als Anwalt gefunden

Jetzt kostenlos testen

War es Ihr Ziel, möglichst als einer der Ersten zu diesem Urteil zu publizieren? 

Nein, das war ehrlich gesagt nicht mein Ziel. Nur war die Berichterstattung­ – vor allem von arbeitgebernahen Juristen – doch sehr einseitig. Schnell wurde gemutmaßt, dass mit dem Urteil die sogenannte Vertrauensarbeitszeit, die mobile Arbeit bzw. die Arbeit aus dem Homeoffice vor unüberwindbaren Problemen stünden und somit ihr Ende gefunden hätten. Dieser Auslegung wollte ich etwas im Sinne der Betriebsräte und Arbeitnehmer entgegensetzen. Deshalb schrieb ich den Ratgeber auch erst Tage später und nicht direkt nach Durchsicht der Pressemitteilung.

Sehen Sie Effekte, dass Sie mehr Leser erreichen, wenn Sie ein aktuell gewordenes Thema möglichst schnell aufgreifen?

Das ist vor allem bei virulenten Themen wie Coronathemen, Lockdown usw. durchaus erkennbar. Aber pauschal lässt sich das nicht unbedingt behaupten. Mein oben genannter Rechtstipp zum sog. „Stechuhr-Urteil“ z. B. hat eine höhere Reichweite als andere Themen, die ich zeitnah veröffentlichte. Ich gehe daher davon aus, dass die Leser auch an fundierten Meinungen zu aktuellen Themen interessiert sind und es daher nicht unbedingt auf Schnelligkeit ankommt.

Gibt es Ihrer Erfahrung nach ein bestimmtes Zeitfenster, bis wann ein Rechtstipp zu einem aktuellen Thema sinnvoll ist, da es vermehrt gesucht wird?

Das ist durchaus der Fall. Ein aktuelles Thema wird oft nach ca. einer Woche durch ein anderes Thema überlagert. Deshalb sollte man den Ratgeber in diesem Zeitfenster veröffentlichen.

Bieten Rechtstipps zu aktuellen Themen in Ihren Augen größeres Potenzial, sich als Experte zu positionieren, als Rechtstipps zu Evergreen-Themen

Ja, durchaus. Beim Thema Betriebsrente ist das für mich erkennbar. Hier habe ich einen Ratgeber veröffentlicht, nachdem in einem von mir geführten Verfahren gegen eine deutsche Großbank ein positives Urteil ergangen ist. Dieser Artikel hat regen Zulauf erhalten. Da dieses Gebiet inzwischen einer meiner Tätigkeitsschwerpunkte ist, kann ich mir durchaus vorstellen, dass Betriebsrentner durchaus leichter den Weg zu mir finden. Bei bestimmten anderen Themen, wie z. B. Kurzarbeit etc., kann ich für mich aber auch einen leicht erhöhten Zulauf feststellen.

Welche Themen mit Nachrichtencharakter eignen sich Ihrer Erfahrung nach für Rechtstipps? Greifen Sie z. B. richtungweisende Urteile in Ihren Rechtstipps auf?

Ja, Urteile eignen sich meiner Meinung nach am besten für Ratgeberthemen. Aber auch aktuelle politische Entwicklungen wecken das Interesse der Leserschaft. Ich versuche diese aktuellen Themen möglichst in einfacher Sprache zu erklären. Das ist mitunter kein leichtes Unterfangen, leiden wir Anwälte doch an einer Berufskrankheit, die dazu führt, dass man wahnsinnig lange Bandsätze schreibt und sich dann wundert, warum Außenstehende diese dann nicht verstehen …

Wie finden Sie aktuelle Themen für Ihre Rechtstipps? 

Ich verfolge – schon aus berufsbedingten Gründen – immer aktuelle Entscheidungen (Rechtsprechung oder Gesetzesänderungen) im Arbeitsrecht und habe deshalb eigentlich immer etwas, worüber man schreiben könnte.

Ist es für Sie ausschlaggebend, ob bereits andere Rechtstipps zu einem aktuellen Thema veröffentlicht wurden? 

Ja, ich checke vorher, ob es bereits andere Rechtstipps gibt. Normalerweise genügt dafür ein Blick in die Übersicht aller aktuellen Rechtstipps im Bereich Arbeitsrecht.

Wie gehen Sie vor, wenn bereits einige Rechtstipps zum geplanten Thema existieren?

Das kommt darauf an, ob die Rechtstipps eher News-Charakter haben oder eine Meinung darstellen. Ich überprüfe das aber nicht immer und nur oberflächlich. Ich lege es grundsätzlich nicht drauf an, den x-ten Rechtstipp zu einem bereits erschöpfend dargestellten Thema zu platzieren. Insofern lasse ich tatsächlich ab und an das Thema fallen.

Sie schreiben Rechtstipps vermehrt über Themen mit Nachrichtenwert, kaum mit Evergreen-Inhalt. Haben Sie sich bewusst für diese Strategie entschieden? 

Das war eine bewusste Entscheidung, weil es mir wichtig ist, die Leser auf aktuellen Stand zu bringen. Zumeist sind die „Evergreens“ erschöpfend bearbeitet worden.

Sie haben in einem Jahr bereits fast 20 Rechtstipps auf anwalt.de veröffentlicht. Wie häufig erhalten Sie Anfragen von Ratsuchenden, die sich auf Ihre Beiträge beziehen?

Das ist unterschiedlich. Zu einem Nischenthema kann man durchaus eine beachtliche Anzahl von Anfragen in kürzester Zeit verzeichnen, während brandaktuelle Rechtstipps eher wenige Reaktionen hervorrufen. Ich würde meinen, dass ich durchschnittlich ca. zwei bis drei spezifische Anfragen in der Woche erhalte.

Wie gelingt es Ihnen, das Schreiben von Rechtstipps im Kanzleialltag unterzubekommen? Reservieren Sie sich hierfür ein festes Zeitfenster?

Ein festes Zeitfenster habe ich nicht. Wenn mir ein Thema zusagt, schreibe ich meist spontan. Das kann während einer Bahnfahrt auf dem Weg zu einem auswärtigen Termin oder abends nach Feierabend der Fall sein. Deshalb investiere ich auch nicht allzu viel Zeit in die Rechtstipps. Aber vielleicht ist ein festes Zeitfenster durchaus eine Überlegung wert.

Wie viel Zeit investieren Sie in Ihre Rechtstipps – von Themenfindung über das Verfassen bis zum Onlinestellen?

Ich würde schätzen, dass es ca. 30 Minuten bis maximal eine Stunde dauert. Wie gesagt, ich schreibe meist spontan zu Themen, in denen ich eh schon im Thema bin.

Ist es Ihrer Meinung nach sinnvoll, die Veröffentlichung von Rechtstipps durchzutakten? 

Ich denke eher nicht, dass sich das durchtakten lässt. Aber vielleicht ist mein Zeitmanagement da durchaus verbesserungswürdig.

Für die Erstellung von Rechtstipps stehen Ihnen verschiedene suchmaschinenoptimierte Elemente zur Verfügung. Welche nutzen Sie davon aktiv? 

Ich benutze Links, wenn ich zu einem passenden anderen Thema bereits etwas geschrieben habe oder um Quellen zu markieren. Unterüberschriften nutze ich in meinen Rechtstipps zur besseren Lesbarkeit und Auffindbarkeit durch Suchmaschinen.

Rechtsanwalt Volkan Ulukaya steht seinen Mandanten in Frankfurt am Main bei Problemen im Arbeits-, Arbeitsstraf-, Sozial- und Sozialversicherungsrecht zur Seite. Für ihn ist es wichtig, ein Vertrauensverhältnis zu Ratsuchenden aufzubauen, da er Verständnis für deren Sorgen und Ängste hat.

(KGR; ZGRA) 

Sie wollen mehr erfahren? Dann lesen Sie die Ratgeber darüber, wie und wo Sie als Anwalt Rechtstipps publizieren können oder wie Ihnen das perfekte Kanzleimarketing gelingt.

Foto(s): ©privat/Volkan Ulukaya, ©Adobe Stock/Angkana

Artikel teilen:


Beiträge zum Thema