Fortsetzung Int. Kindesentführung – rechtliche Möglichkeiten/Int.Kidnapping and legal proceedings

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Aus den Statistiken zum „Haager Kindesentführungsübereinkommen“, kurz HKÜ, geht hervor, dass es sich in den meisten Fällen um die Mütter handelt, die die gemeinsamen Kinder in das Ausland gegen oder ohne den Willen des weiteren Erziehungsberechtigten dauerhaft verbringen. Sie verantworten zwei von drei Fällen von Kindesentführung, in jedem dritten Fall ist es der Vater. Andere Personen spielen nur sehr selten eine Rolle. Die Zahl der internationalen Kindesentführungen wird weltweit auf rund 1.500 im Jahr geschätzt.

Daher stellt sich dem oder der Betroffenen die Frage, welche Möglichkeiten in der Situation rechtlich bestehen und Ihr Anwalt/Ihre Anwältin für Sie unternehmen kann:

Kindesentführung, oft auch als Kindesentziehung oder Kindesmitnahme bezeichnet, ist kein Kavaliersdelikt. Rechtlich gesehen handelt es sich um eine Verletzung des Sorgerechts beziehungsweise des Umgangsrechts, die mit hohen Haftstrafen geahndet werden kann (bis zu zehn Jahre bei einer Gefährdung des Kindes). Die Strafe steht jedoch nicht im Vordergrund: Per Gesetz wird versucht, die Konfliktsituation im Sinne des Kindeswohls zu lösen – im besten Fall also das Kind wieder an den Platz zurückzubringen, an dem es üblicherweise lebt.

Im Sinne dieser Deeskalation wird im Falle einer Kindesentführung oft zur Mediation geraten. Diese soll die aktuelle Entführungssituation lösen und zugleich dazu beitragen, dass ein dauerhafter Umgang von Vater und Mutter möglich bleibt. In vielen Fällen wird von einer vorschnellen Strafanzeige abgeraten, da diese das Rückführungsverfahren sogar erschweren kann. Verankert sind die Rückführungsmodalitäten im Haager Kindesentführungsübereinkommen, das 1980 in Kraft getreten ist.

HKÜ – das Haager Kindesentführungsübereinkommen 

Dem HKÜ gehören weltweit mehr als 90 Staaten auf allen Kontinenten an. Am schlechtesten repräsentiert ist Afrika. Alle Mitgliedsstaaten haben sich verpflichtet, entführte Kinder aufzuspüren und innerhalb von sechs Wochen in ihre Heimat zurückzuführen. Voraussetzung ist, dass der entsprechende Antrag dafür gestellt wurde, und zwar binnen Jahresfrist nach der erfolgten Entführung. Ob eine Person berechtigt ist, den HKÜ-Antrag zu stellen, richtet sich nach dem Besitz des Sorgerechts.

HKÜ-Fälle fallen in Deutschland unter die Verantwortung der „Zentralen Behörde für internationale Sorgerechtskonflikte“, die beim Justizministerium angesiedelt ist. 

Mediation

Die Mediation geht über die Modalitäten der Rückführung hinaus. Die Eltern erhalten hier die Möglichkeit, Fragen zu den künftigen Umgangsregelungen und dem gewöhnlichen Aufenthaltsort des Kindes einvernehmlich zu klären. Die Mediatoren moderieren die Absprachen, besitzen aber keine Entscheidungsbefugnis.

Strafanzeige

Mit dem Einreichen einer Strafanzeige wird das entführende Elternteil über Interpol zur Fahndung ausgeschrieben. Damit enden die Möglichkeiten des zivilrechtlichen HKÜ-Verfahrens und eine Mediation ist zunächst nicht mehr möglich.

Ist der Aufenthaltsort des Kindes unbekannt, können verschiedene Behörden und Institutionen involviert werden. Das BKA wird aktiv, ebenso die deutsche Botschaft in dem Land, in dem das Kind vermutet wird. Daneben gibt es Organisationen wie die „Initiative vermisste Kinder“, die ihre Hilfe anbieten, zum Beispiel über eine strukturierte Einbeziehung der sozialen Netzwerke. Über die Hotline 116 000 können betroffene Eltern ihren Fall ebenfalls schildern und aufnehmen lassen.

Präventive Möglichkeiten

Besteht der begründete Verdacht, dass ein Elternteil das Land widerrechtlich mit dem Kind verlassen will, kann sich der sorgeberechtigte Partner an das Amtsgericht wenden. Hier kann zum Beispiel das alleinige Sorgerecht oder das Recht auf Aufenthaltsbestimmung auf den Kläger übertragen werden. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, dass die Behörde den Verdächtigten dazu verpflichtet, den Reisepass des Kindes an das Gericht oder Jugendamt auszuhändigen.

Fazit

In jedem Fall ist der bzw. dem Betroffenen dringend anzuraten, sich an ihren Anwalt bzw. Anwältin für Familienrecht zu wenden, die umgehend professionell eingreifen kann.

English version:

The statistics on the “Hague Child Abduction Convention“ or HKÜ for short, show that in most cases the mothers takes the common children abroad, against or without the will of the other legal guardian. Mothers are responsible for two out of three cases of child abduction, in every third case it is the father. Other people rarely play a role. The number of international child abductions is estimated at about 1.500 a year worldwide.

Therefore, the question arises for the person concerned which legal possibilities exist in the situation your lawyer can do for you:

Child abduction, often referred to as child or child abduction, is not a trivial offense. Legally, it is a violation of custody or right of access which can be punished with high prison sentences (up to ten years in case of a risk concerning the child). However, the punishment is not the first priority: The law tries to solve the conflict situation in the sense of the child's best interests – in the very best case, to bring the child back to the place where it usually lives.

In the sense of this de-escalation, mediation is often firstly advised in the event of child abduction. This should solve the current abduction situation and at the same time help to ensure that a lasting relationship between father and mother remains possible. In many cases, a premature criminal complaint is not recommended, as this may lead to broken-up communication and makes the return procedure even more difficult. The return arrangements are enshrined in the Hague Child Abduction Convention, which entered into force in 1980.

HCN – The Hague Child Abduction Convention

The HKÜ has more than 90 countries worldwide on all continents. E.g. Africa is the worst represented. All member states have committed to track kidnapped children and return them to their homes within six weeks. The prerequisite is that the corresponding application has been made for it within one year after the kidnapping took place. Whether a person is entitled to make the HKÜ application depends on the ownership of the custody right.

HKÜ cases fall in Germany under the responsibility of the “Central Authority for International Custody Conflicts“, which is located at the Ministry of Justice.

mediation

Mediation goes beyond the modalities of repatriation. Here parents have the opportunity to clarify questions about the future rules of access and the habitual residence of the child by mutual agreement. The mediators moderate the arrangements, but have no decision-making power.

complaint

Submitting a criminal complaint, the abducting parent is tendered via Interpol for the search. This ends the possibilities of the civil-law HCA procedure and mediation is initially no longer possible.

If the child's whereabouts are unknown, various authorities and institutions may be involved. The BKA (Bundeskriminalamt) becomes active, as does the German Embassy in the country where the child is suspected. There are also organizations such as the “Initiative Missing Children“, which offer their help, for example through a structured involvement of social networks. Via the 116000 hotline, affected parents can also describe and record their case.

Preventive options

If there is a reasonable suspicion that a parent wants to illegally leave the country with the child, the custodial partner can turn to the district court. Here, for example, the sole custody or the right of residence can be transferred to the plaintiff. Another possibility is that the authority obliges the suspect to hand over the child's passport to the court or youth welfare office.

Conclusion

In any case the person concerned is strongly advised to contact his or her family law attorney who can immediately intervene professionally. 


Rechtstipp aus den Rechtsgebieten

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