Gamestop – Die „neue“ Wirklichkeit des Wertpapierhandels?

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Finanz- Terrorismus oder zulässige Handelsstrategie? 

Welch große Aufregung! Fonds erleiden Milliardenverluste. Die, weil – so undifferenzierten Meldungen im Internet zu Folge -  sich eine große Anzahl von Anlegern im Rahmen einer unerwarteten Allianz einer Käufergemeinschaft im Netz zusammengefunden hatten und durch vermehrte Käufe den Kurs explodieren ließen. 

Diese geschah zur großen Überraschung von Fonds, die auf den fallenden Kurs der Aktie gesetzt hatten.  

Es war die Aktie des Unternehmens Gamestop, die nach Ansicht der Analysten dieser Fonds eigentlich hätte an Wert verlieren müssen.  Das Unternehmen Gamestop bietet über Verkaufsfilialen Computer- Spiele auf CD / Bure Ray an. Dies, obwohl die überwiegende Anzahl von Gamern Programme mittlerweile im Internet kauft und herunterlädt. Daher galt dieses Geschäftsmodell als veraltet.  Corona und der lockdown tat sein übriges: Die Aktie verlor an Wert. 

Damit prognostizieren manche Analysten, dass das Unternehmen "Gamestop" bald "pleite" ist  Fondsmanager setzten auf den fallenden Kurs, die Aktie des Unternehmens verlor weiter an Wert. 

Eine andere (wenn auch nur) eine Minderzahl, glaubten dies nicht und hielten den Wert der Aktie des Unternehmens für unterbewertet.  

Recherchiert man zur Entstehung der Kaufgemeinschaft "Gamestop" soll „Reldelsführer“ der Käufergemeinschaft ein Investmentbanker gewesen sein, der dem sozialen Netzwerk reddit angehöhrt.  Auch dieser, hielt die Aktie des Unternehmens Gamestop für unterbewertet, nahm sie in sein Portfolio auf - und erwirtschaftetet zunächst Verluste. Trotzdem postete er wiederholt Kaufempfehlungen. Damit war ein Initiator also nicht ein gewissenloser Internet - Freak oder Finanzterrorist. Es war also wohl ein Investmentbanker, also ein Branchenkenner und Fachmann. Ein professioneller Spekulant, der seinem "Instinkt" folgte. Und andere von seiner Meinung durch posts auf reddit nach und nach überzeugte . 

Was war dann passiert und führt jetzt zur "Aufregung"?

Durch eine (angeblich) koordinierte Kauf-Aktion von Usern des sozialen Netzwerkes Reddit stieg das Wertpapier des Unternehmens Gamestop innerhalb kürzester Zeit von 40 auf mehr als 480 Dollar!  So sollen insgesamt 8.6 Millionen Follower und mindestens 419k aktive, regelmäßige Käufer (Trader) die kontinuierlich weiter kauften) das Kauf-geschehen bestimmt haben. 

Die Börsen kennen bislang den Einfluss von sogenannten Börseninformationsdiensten, Börsenbriefen, oder Strategien großer Vermögensverwalter, die dazu führen dass "scheinbar" koordiniert mehrere Käufer oder größere Vermögen gezielt in bestimmte Aktien investiert werden.  Tatsächlich ist " die Stimmung am Markt"  entscheidend für Trends. 

Diese Impulse am Markt kommen klassischer Weise zu Stande, wenn zum Beispiel ein Unternehmen eine besonders gute oder neue Unternehmensidee hat (Tesla und das Vorstellen neuer Modelle (im Rahmen von ad hoc Mitteilungen). Schon immer aber auch waren immer schon politische Entscheidungen von Regierungen ( Putsch gegen Gorbatschow in Russland 1991, das Platzen der Tecno Blase 2000,  oder der 11te September 2001, der Corona Virus oder andere Geschehnisse, Impuls für Börsenkrach. vermehrten Aktienkauf oder Verkauf und damit verantwortlich für dass Steigen oder Fallen von Kursen. Auch (unbegründet) spekulative Erwartungshaltung durch Stimmungsmache die zur "Überzeichnung, oder Überhitzung" von Aktien führt (eben z.B.: die technologiewerte im Kalenderjahr 2000) war und ist verantwortlich für abnormale Kursentwicklungen. Auch seinerzeit waren eine Unzahl von Anlegern von Börseninformationsdiensten die die Anleger "heiß darauf machten " hohe Gewinne zu erwirtschaften Grund für zunächst einen kometenhaften Anstieg der Kurse und dann, da unbegründet für rapide Kursabstürze.  

Erstaunlicher Weise ist der Ruf nach Schutzmechanismen, angeblich zu Gunsten der Börse in diesem Zusammenhang laut zu vernehmen. 

Fraglich ist, ob man aber sozialen Netzwerken verbieten kann User zu dulden die Tipps für den Wertpapierhandel eben unter Nutzung eines sozialen Netzwerkes im Internet zu verbreiten.

Fakt ist, das die Finanzwelt mit dem nun festgestellten Umstand leben und umgehen muss. Dass nämlich auch ggf. Impulse für Kauf und Verkauf bestimmter Wertpapiere von Einkaufsgemeinschaften über das Internet zunehmen kann und wird, halte ich jedenfalls für sehr wahrscheinlich. Und ob man ein derartiges Verhalten als ethische fragwürdig verurteilten darf ist "müßig". Im gleichen Maße müssen sich nämlich auch die Analysten der großen Fonds die auf niedrige und weiter fallende Kurse der Aktie GameStop "gewettet hatten" , den Vorwurf gefallen lassen, dass dies aus reiner Gewinnsucht erfolgt ist.  

Dabei sind entsprechende einzelne Bewegungen also Trends – und Gegentrends an den staatlich beaufsichtigten Märkten seit Jahrzehnten bekannt. So gab es bereits 1983 einen für den Oskar nominierten Hollywood Streifen mit dem Titel: „ die Glücksritter“.

Der Original-Filmtitel „Trading Places“ ist, glaubt man entsprechenden Ausführungen unter Wikipedia ein Wortspiel: Er bedeutet einerseits „Handelsplätze“ – wobei im Film die Warenterminbörse (Stichwort: tiefgefrorener Orangensaft) eine wichtige Rolle spielt. – Andererseits Trading Places auch bedeutet: „die Plätze tauschen“. Etwas, was angesehenen Wertpapierhändlern, ggf. also nicht nur im „Film passiert“.  Auch wenn „tiefgefrorener Orangensaft“ heute, anders als 1983, ggf. nicht mehr ein an einer Börse stark gehandelter Waren-Wert ist, so ist die Problematik den jeweiligen Marktteilnehmern doch schon lange Zeit bekannt.

Und – wenn die Finanzaufsicht will -  dann kann sie in das Markt-Geschehen eingreifen und z.B.: eben Leerverkäufe verbieten. Dies was Fachleute schon seit Jahrzehnten fordern, um Marktirritationen dieser Art zu vermeiden. Und wer weiß, vielleicht kommt ja bald ein neuer Film über die sog. Börse in den Streaming Dienste die das aktuelle Geschehen „verwursten“ (ist wohl bereits fest geplant) .

Aus Sicht eines schwerpunktmäßig auf Anlegerseite tätigen Fachanwalts für Bank- und Kapitalmarktrecht kann ich jeden Anlegern insoweit nur eins zurufen:

Achten Sie auf den Marktplatz! und bleiben Sie mir Ihrem Geld in Deutschland. Auch hier gibt es genügend dieser "Wettbüros". Mehr als ein "Wetten auf Kurse" ist der Kauf oder Verkauf sogenannter "Billig Aktien" nicht.  Und man sollte nur das Geld investieren, dessen Verlust man auch bereit ist zu tragen. Dies, weil nie absehbar ist, wann plötzlich durch eine Stimmungslage der maximale Gewinn erzielt worden ist und schnell verkauft werden muss, um nicht aufgrund der anschließend stark fallenden Werte extreme Verluste erleiden zu müssen. 

Zudem sollte der Anleger darauf achten, wo er sein Depot hat und wer ihm berät:

Da immer mehr unseriöse und kriminelle Initiatoren Verbraucher über Risiken und Chancen täuschen und den Bürgern sogar vorgegaukelt wird, dass Gelder an der Börse investiert werden, obwohl dies nicht der Fall ist, ist Vorsicht geboten

Da z.B.  die überwiegende Anzahl von Handelsplattformen im Internet überhaupt nicht an der Börse agiert, sollte man wachsam sein, wenn ein Berater einem etwas anderes erzählt:  Da aber zum Beispiel CFD im Regelfall lediglich im sogenannten Sekundärmarkt gehandelt werden, drohen aus vielen Gründen Verluste, mit welchen der Verbraucher nicht rechnet. Daher-verlieren viele Menschen die getäuscht werden sehr hohe Vermögenswerte. 

In manchen Fällen können versierte Anwälte bei der Kompensation von Schäden helfen. 

„Halten Sie also im Zweifel lieber Ihr Geld fest“ und bleiben Sie wachsam!

Foto(s): Martin J. Haas Rechtsanwalt

Rechtstipp aus den Rechtsgebieten

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