Gesellschafterstreit in der GmbH: 25 Brennpunkte, die ​eine Gesellschafterstreitigkeit auslösen können.

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1. Einführung

Gesellschafterstreitigkeiten sind Konflikte, die zwischen den Gesellschaftern einer Gesellschaft, insbesondere in Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbH), auftreten können. Diese Streitigkeiten können eine Vielzahl von Themen betreffen, von strategischen Entscheidungen über Finanzfragen bis hin zu persönlichen Differenzen. Die Gründe für solche Auseinandersetzungen sind oft vielfältig und reichen von unterschiedlichen Visionen über die Zukunft des Unternehmens, Meinungsverschiedenheiten über die Geschäftsführung, bis hin zu Unstimmigkeiten bei der Verteilung von Gewinnen.

Die Problematik von Gesellschafterstreitigkeiten liegt nicht nur in den unmittelbaren Konflikten selbst, sondern auch in den potenziellen Auswirkungen, die sie auf das Unternehmen haben können. Ungeklärte oder eskalierende Streitigkeiten können die Geschäftstätigkeit beeinträchtigen, die Mitarbeitermoral senken und das Unternehmensimage schädigen. Darüber hinaus können sie zu kostspieligen rechtlichen Auseinandersetzungen führen, die sowohl Zeit als auch Ressourcen in Anspruch nehmen.

Ein weiteres kritisches Element der Problematik ist die Tatsache, dass Gesellschafterstreitigkeiten oft nicht nur geschäftliche, sondern auch persönliche Dimensionen haben. Viele Gesellschaften, insbesondere kleinere oder familiengeführte Unternehmen, haben Gesellschafter, die enge persönliche Beziehungen zueinander haben. In solchen Fällen können geschäftliche Differenzen zu persönlichen Zerwürfnissen führen und umgekehrt.

Es ist daher von entscheidender Bedeutung, präventive Maßnahmen zu ergreifen, um das Risiko von Gesellschafterstreitigkeiten zu minimieren und Mechanismen für ihre effektive Lösung zu etablieren. Ein klar definierter Gesellschaftsvertrag, regelmäßige Kommunikation und Mediation sind nur einige der Werkzeuge, die dabei helfen können, die negativen Auswirkungen solcher Streitigkeiten zu begrenzen.


2. 25 Brennpunkte die Anlass einer Gesellschafterstreitigkeit sein können und die es vertraglich zu regeln lohnt

Folgende Punkte sollten Gesellschafter frühzeitig beachten und vertraglich regeln, um Zerwürfnissen während dem Bestehen der Gesellschaft vorzubeugen:

1. Unternehmensstrategie:

Jedes Unternehmen benötigt eine klare Strategie, um erfolgreich zu sein. Doch was passiert, wenn die Gesellschafter unterschiedliche Visionen für die Zukunft des Unternehmens haben? Meinungsverschiedenheiten über die langfristige Ausrichtung können zu erheblichen Spannungen führen. Es ist entscheidend, dass alle Beteiligten offen kommunizieren und einen Konsens finden, um das Unternehmen voranzubringen.


2. Gewinnausschüttungen:

Gewinne sind ein Zeichen für den Erfolg eines Unternehmens. Doch wie sollten diese Gewinne verwendet werden? Einige Gesellschafter könnten die sofortige Ausschüttung bevorzugen, während andere die Reinvestition in das Unternehmen als sinnvoller erachten. Diese unterschiedlichen Ansichten können zu Konflikten führen, die das finanzielle Wohl des Unternehmens beeinträchtigen können.


3. Kapitalerhöhungen:

Die Finanzierung ist das Rückgrat eines jeden Unternehmens. Wenn zusätzliches Kapital benötigt wird, können Meinungsverschiedenheiten über die Beschaffung dieses Kapitals entstehen. Die Auswirkungen solcher Entscheidungen auf die Anteile der bestehenden Gesellschafter können zu weiteren Spannungen führen, insbesondere wenn nicht alle Gesellschafter bereit sind, zusätzliches Kapital beizusteuern.


4. Geschäftsführerbestellung:

Die Wahl des richtigen Geschäftsführers ist entscheidend für den Erfolg eines Unternehmens. Wenn Gesellschafter unterschiedliche Ansichten darüber haben, wer die Führung übernehmen sollte, kann dies zu erheblichen Konflikten führen. Es ist wichtig, dass diese Entscheidung auf objektiven Kriterien basiert und im besten Interesse des Unternehmens getroffen wird.


5. Unternehmensverkauf:

Der Verkauf eines Unternehmens ist eine bedeutende Entscheidung. Während ein Gesellschafter den Verkauf als Chance sieht, kann ein anderer darin ein Risiko sehen. Meinungsverschiedenheiten über den Wert des Unternehmens, den richtigen Zeitpunkt für einen Verkauf oder die Bedingungen des Verkaufs können zu tiefgreifenden Konflikten führen.


6. Vertragsbedingungen:

Verträge sind ein wesentlicher Bestandteil des Geschäftsbetriebs. Doch unterschiedliche Interpretationen oder Erwartungen bezüglich der Vertragsbedingungen können zu Meinungsverschiedenheiten führen. Es ist wichtig, dass alle Gesellschafter eine klare Vorstellung von den Vertragsbedingungen haben und eventuelle Unklarheiten frühzeitig geklärt werden.


7. Unternehmensbewertung:

Die Bewertung eines Unternehmens kann aus verschiedenen Gründen erforderlich sein, sei es für einen Verkauf, eine Kapitalerhöhung oder interne Zwecke. Unterschiedliche Bewertungsmethoden oder -ansätze können jedoch zu Meinungsverschiedenheiten führen. Eine objektive und transparente Bewertung ist entscheidend, um solche Konflikte zu vermeiden.


8. Geistiges Eigentum:

Patente, Marken und Urheberrechte sind wertvolle Vermögenswerte für viele Unternehmen. Konflikte können entstehen, wenn Gesellschafter unterschiedliche Ansichten darüber haben, wie dieses geistige Eigentum geschützt, genutzt oder lizenziert werden sollte. Es ist wichtig, klare Richtlinien und Vereinbarungen zu haben, um solche Streitigkeiten zu vermeiden.


9. Unternehmensschulden:

Schulden können ein nützliches Instrument zur Finanzierung des Unternehmenswachstums sein. Doch zu viel Verschuldung kann das Unternehmen gefährden. Meinungsverschiedenheiten über das richtige Maß an Verschuldung oder die Bedingungen von Darlehen können zu Spannungen zwischen den Gesellschaftern führen.


10. Expansion:

Wachstum und Expansion sind für viele Unternehmen ein Ziel. Doch wie und wo dieses Wachstum stattfinden sollte, kann zu Meinungsverschiedenheiten führen. Während einige Gesellschafter die Expansion in neue Märkte befürworten könnten, könnten andere der Meinung sein, dass das Unternehmen sich auf seinen Kernmarkt konzentrieren sollte.

11. Mitarbeiterentscheidungen:

Mitarbeiter sind das Herzstück eines jeden Unternehmens. Entscheidungen bezüglich Einstellungen, Entlassungen oder Beförderungen können jedoch zu Meinungsverschiedenheiten zwischen den Gesellschaftern führen. Es ist wichtig, dass solche Entscheidungen transparent, fair und im besten Interesse des Unternehmens getroffen werden, um potenzielle Konflikte zu vermeiden.


12. Unternehmenskultur:

Die Kultur eines Unternehmens beeinflusst, wie Mitarbeiter arbeiten und wie das Unternehmen von außen wahrgenommen wird. Unterschiedliche Vorstellungen über die zu pflegende Unternehmenskultur können zu Spannungen führen. Es ist entscheidend, dass alle Gesellschafter eine gemeinsame Vision für die Kultur und Werte des Unternehmens haben.


13. Investitionen:

Investitionen in neue Technologien, Ausrüstungen oder Projekte sind entscheidend für das Wachstum eines Unternehmens. Doch Meinungsverschiedenheiten darüber, wo und wie investiert werden sollte, können zu Konflikten führen. Eine gründliche Due-Diligence-Prüfung und klare Investitionskriterien können helfen, solche Streitigkeiten zu vermeiden.


14. Rechtsstreitigkeiten:

Rechtliche Herausforderungen können jedes Unternehmen treffen. Wie das Unternehmen auf solche Herausforderungen reagiert, kann zu Meinungsverschiedenheiten zwischen den Gesellschaftern führen. Es ist wichtig, proaktiv zu handeln und rechtlichen Rat einzuholen, um das Unternehmen zu schützen und potenzielle Konflikte zu minimieren.


15. Unternehmensethik:

In der heutigen Geschäftswelt ist Ethik wichtiger denn je. Unterschiedliche Ansichten darüber, welche ethischen Standards das Unternehmen einhalten sollte, können zu Konflikten führen. Es ist entscheidend, dass alle Gesellschafter gemeinsame ethische Grundsätze und Richtlinien teilen, um das Vertrauen der Stakeholder zu gewährleisten.


16. Vergütung:

Die Vergütung von Geschäftsführern und leitenden Angestellten ist oft ein heikles Thema. Uneinigkeit über die Höhe und Struktur der Vergütung kann zu Spannungen führen. Es ist wichtig, dass Vergütungsentscheidungen transparent, fair und marktgerecht sind.


17. Unternehmensnachfolge:

Jedes Unternehmen muss sich irgendwann mit der Frage der Nachfolge auseinandersetzen. Meinungsverschiedenheiten darüber, wer das Unternehmen in Zukunft führen sollte, können zu tiefgreifenden Konflikten führen. Eine frühzeitige Planung und klare Nachfolgekriterien sind entscheidend, um solche Streitigkeiten zu vermeiden.


18. Unternehmensfusionen:

Fusionen können eine Möglichkeit sein, das Geschäft auszubauen und Synergien zu nutzen. Doch sie können auch zu Meinungsverschiedenheiten über den Wert, die Bedingungen und die Integration der fusionierten Unternehmen führen. Eine gründliche Due-Diligence-Prüfung und klare Kommunikation sind entscheidend, um solche Konflikte zu vermeiden.


19. Unternehmensspaltung:

In einigen Fällen kann es sinnvoll sein, ein Unternehmen in verschiedene Einheiten aufzuteilen. Doch solche Entscheidungen können zu Meinungsverschiedenheiten über den Wert und die Zukunft der einzelnen Einheiten führen. Es ist wichtig, dass solche Entscheidungen sorgfältig geprüft und im besten Interesse des Gesamtunternehmens getroffen werden.

20. Gesellschafterversammlungen:

Die regelmäßige Abhaltung von Gesellschafterversammlungen ist ein zentrales Element der Unternehmensführung. Doch Uneinigkeit über die Tagesordnung, die Entscheidungsfindung oder das allgemeine Verhalten bei diesen Versammlungen kann zu erheblichen Spannungen führen. Es ist wichtig, dass solche Treffen gut organisiert sind und dass alle Gesellschafter die Möglichkeit haben, ihre Meinung in einer konstruktiven Atmosphäre zu äußern.


21. Eintritt neuer Gesellschafter:

Die Aufnahme neuer Gesellschafter kann frisches Kapital und neue Perspektiven in ein Unternehmen bringen. Allerdings können Meinungsverschiedenheiten über die Bedingungen ihres Eintritts und ihre Rolle im Unternehmen zu Konflikten führen. Es ist entscheidend, dass der Eintritt neuer Gesellschafter transparent und im Einklang mit den Interessen des Unternehmens und der bestehenden Gesellschafter erfolgt.


22. Ausscheiden von Gesellschaftern:

Das Ausscheiden eines Gesellschafters, sei es durch Verkauf seiner Anteile, Ruhestand oder andere Gründe, kann zu Spannungen führen. Fragen zur Bewertung seiner Anteile, zur Auszahlung und zu den Bedingungen seines Ausscheidens können zu Meinungsverschiedenheiten führen. Es ist wichtig, klare Vereinbarungen und Prozesse zu haben, um das Ausscheiden eines Gesellschafters reibungslos zu gestalten.


23. Unternehmensliquidation:

In schwierigen Zeiten kann die Frage der Liquidation eines Unternehmens aufkommen. Während einige Gesellschafter denken könnten, dass dies der beste Weg ist, können andere den Glauben haben, dass das Unternehmen noch gerettet werden kann. Solche grundlegenden Meinungsverschiedenheiten können zu tiefgreifenden Konflikten führen, die das Wohl des Unternehmens und seiner Mitarbeiter beeinflussen.


24. Unternehmensumstrukturierung:

Veränderungen sind oft notwendig, um ein Unternehmen wettbewerbsfähig zu halten. Doch Entscheidungen über Umstrukturierungen, sei es durch Umorganisation, Verkauf von Geschäftsbereichen oder andere Maßnahmen, können zu Meinungsverschiedenheiten führen. Es ist entscheidend, dass solche Entscheidungen sorgfältig geprüft werden und dass alle Gesellschafter in den Entscheidungsprozess einbezogen werden.


25. Compliance und Regulierung:

In der heutigen Geschäftswelt sind Compliance und Regulierung wichtiger denn je. Unterschiedliche Ansichten darüber, wie das Unternehmen diesen Anforderungen begegnen sollte, können zu Konflikten führen. Es ist wichtig, dass das Unternehmen klare Richtlinien hat und dass alle Gesellschafter die Bedeutung der Einhaltung von Vorschriften und Standards verstehen.


3. Fazit

Jeder der vorgenannte Punkte kann zu erheblichen Meinungsverschiedenheiten zwischen den Gesellschaftern einer GmbH führen. 

Es ist wichtig, klare Vereinbarungen und Verfahren zu haben, um diese potenziellen Konflikte zu verwalten und zu lösen. Ein gut ausgearbeiteter Gesellschaftsvertrag und regelmäßige Kommunikation zwischen den Gesellschaftern können dazu beitragen, viele dieser Streitigkeiten zu vermeiden oder zumindest zu minimieren. 

Es ist auch ratsam, bei Bedarf rechtlichen Rat einzuholen, um sicherzustellen, dass die Rechte und Pflichten aller Gesellschafter geschützt und gewährt sind.

Sollte ein Gesellschafterstreit ausgebrochen sein, ist ebenfalls die schnellstmöglichste Hinzuziehung eines fachkundigen Rechtsanwalts anzuraten. Nur so können Sie als Gesellschafter Ihre Interessen optimal schützen und vertreten lassen.




Dieser Artikel stellt keine konkrete und individuelle Rechtsberatung dar, sondern gibt lediglich einen groben Erstüberblick über die geschilderte und sehr komplexe rechtliche Materie. Rechtliche Sicherheit für Ihre konkrete Fallkonstellation können Sie nur durch abgestimmte Prüfung und Beratung eines fachkundigen Rechtsanwalts erhalten. 


Gerne stehe ich Ihnen als Rechtsanwalt und Fachanwalt für eine rechtliche Beurteilung und Einschätzung Ihres Falles zur Verfügung und vertrete durchsetzungsstark und resolut auch Ihre Interessen ggü. der Geschäftsführung, Lieferanten, der D&O-Versicherung und/oder den (Mit)Gesellschaftern. Kontaktieren Sie mich gerne telefonisch oder schreiben Sie mich an.

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Foto(s): Dr. Holger Traub

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