Kein Strom wegen Schufa-Eintrag? So klappt's mit dem Stromvertrag!

  • 7 Minuten Lesezeit

Einmal die Rechnung nicht rechtzeitig bezahlt oder mit der Ratenzahlung in Verzug gelangt und schon rutscht man in die negative Bonität. Diese kann Ihnen bei der Wohnungssuche oder beim Abschluss von Krediten Kopfschmerzen bereiten, doch nicht nur dort. Möchten Sie den Stromanbieter wechseln oder einen Stromvertrag abschließen, so prüft der Stromanbieter in aller Regel Ihre Bonität. Sollte sich diese im negativen Bereich befinden, flattern schnell die Absagen ins Haus. Da klingt es fast schon wie ein Wunder, dass mit ein paar Tipps und Tricks Ihre Chancen steigen, einen günstigen Stromvertrag abzuschließen - trotz negativer Bonität. Und so geht’s:


Vorbereitung ist wie immer das A und O.


1. Schufa Selbstauskunft einholen

Zunächst sollte man sich eine Übersicht darüber verschaffen, wie es eigentlich um die eigene Bonität steht. Hierzu kann man kostenlos einmal im Jahr bei der Schufa sich eine sogenannte Selbstauskunft einholen. Hier ist festgehalten, welche Einträge zu Ihren Lasten vermerkt sind. Dies gibt Ihnen einen ersten Überblick darüber, wie Ihre Chancen stehen.


2. Schufa-Einträge löschen lassen

Runzeln Sie die Stirn, wenn Sie die Selbstauskunft durchlesen? Es kann passieren, dass sich falsche oder fehlerhafte Einträge bei der Schufa eingeschlichen haben. Diese verschlechtern völlig unberechtigt Ihren Bonitäts-Score. Diese Einträge können selbstverständlich gelöscht werden. Dies sollten Sie auch unbedingt tun, denn jeder Eintrag kann entscheidend für Ihre Bonität und schlussendlich auch für Ihren Stromvertrag sein. 

Zur Löschung von fehlerhaften oder falschen Schufa-Einträgen können Sie sich an uns wenden, wir nehmen die Löschung für Sie vor.


3. Geduld

Die meisten Einträge werden nach 3 Jahren taggenau automatisch bei der Schufa gelöscht. Sollte sich aus der Auskunft also ergeben, dass ein negativer Eintrag in zB. zwei Wochen gelöscht wird, so lohnt es sich, wenn man mit dem Antrag beim Stromanbieter noch bis zur Löschung wartet.


Doch jetzt geht’s ans Eingemachte: Die Antragsstellung beim Stromanbieter. 


Stromanbieter gibt es zu genüge und von diesem Angebot sollten Sie unbedingt profitieren. Es empfiehlt sich, bei so vielen Anbietern wie möglich Anträge einzureichen

Denn erstens haben die jeweiligen Anträge keine Auswirkungen aufeinander; das bedeutet, dass der jeweilige Stromanbieter nicht weiß, ob Sie bei anderen Anbietern ebenfalls Anträge eingereicht haben. 

Zweitens wirkt sich eine Absage nicht etwa negativ auf Ihre Bonität oder ähnliches aus. Eine Absage mag ein emotionaler Rückschlag sein, aber es hat keine Auswirkung auf Ihre Kreditwürdigkeit. 

Und zu guter Letzt ist es auch völlig unproblematisch, wenn sogar mehrere Stromanbieter Ihren Antrag annehmen: Erstmal herzlichen Glückwunsch, allerdings sollten Sie sich zeitnah für einen Anbieter entscheiden und den Vertrag mit dem jeweils anderen Anbieter widerrufen. Denn wenn ein Anbieter Ihren Antrag annimmt, so kommt ein wirksamer Vertrag zwischen Ihnen und dem Stromanbieter zustande. Sollten also mehrere Anbieter Ihren Antrag annehmen, so kommen mehrere wirksame Verträge zustande, welche Sie zur Zahlung verpflichten. Also nicht vergessen: Überflüssige Verträge innerhalb von 14 Tagen widerrufen!


Doch überprüft wirklich jeder Stromanbieter meine Bonität? 

Bei den meisten Anbietern stimmen Sie mit den AGBen automatisch einer Prüfung Ihrer Daten im Rahmen einer Bonitätprüfung zu. Jedoch holt nicht jeder Anbieter bei der Schufa die Auskunft ein, sondern greift auf andere private Auskunfteien zurück. Die bekanntesten sind wohl Creditreform oder Infoscore. Hier kann eine andere Bonität hinterlegt sein, was Ihre Chancen auf einen Stromvertrag erhöhen kann. 

Manche Stromanbieter holen auch nur stichprobenartig Einkünfte ein, da jede Auskunft natürlich auch Geld kostet. Viele greifen auch einfach auf die im Konzern erhobenen Daten zurück. In wenigen Fällen wird zwar eine Schufa-Auskunft eingeholt und negative Einträge zur Kenntnis genommen, aber ein Vertrag wird dennoch abgeschlossen.


Nur Absagen, was jetzt? Auch wenn leider trotz unserer intensiven Vorbereitung nur Absage zurückgekommen sind, ist die Hoffnung noch nicht verloren, ganz im Gegenteil:


1. Anrufen

Meistens wird auf dem Absage-Schreiben eine Telefonnummer vermerkt sein. Eine solche Absage wird meist automatisch vom System generiert, es steht also kein Mitarbeiter dahinter, der über eine Zu- oder Absage entscheidet. Haben Sie keine Scheu und rufen Sie bei dem Stromanbieter an. Schildern Sie Ihre persönliche Situation. Oft kann sich ein Mitarbeiter besser in Ihre Lage hineinversetzen und wird aus Kulanz Ihnen einen Vertrag anbieten. Außerdem haben Sie die Möglichkeit, eine Zahlung auf Vorkasse oder die Hinterlegung einer Kaution anzubieten.



Was ist ein Vertrag mit Vorkasse?

Dies bedeutet, dass Sie den geschätzten Verbrauch an Strom für ein Jahr im Voraus, also zu Jahresbeginn, bezahlen und dann keine monatliche Belastung haben. Dies hat für den Stromanbieter den Vorteil, dass er nicht zuerst Strom zur Verfügung stellt und dann auf eine Zahlung hoffen muss, sondern dass er bereits das „Geld in der Tasche“ hat und somit für Ihn kein Risiko besteht, dass der jeweilige Kunde die Stromrechnung nicht bezahlt. Deshalb kommt es bei so einem Vertrag regelmäßig nicht auf Ihre Bonität an, da Sie ja bereits im Voraus bezahlen. Bei Verträgen mit Vorkasse ergibt sich auch der Vorteil, dass diese in der Regel günstiger sind, da der Stromanbieter kein Ausfallrisiko zu tragen hat und so dieses Risiko nicht auf die Preise aufschlägt.

Wie immer können sich hier aber auch gewisse Nachteile ergeben: Sollten Sie weniger als den von Ihnen im Voraus bezahlten Strom verbrauchen, so können Sie je nach Vertragsmodell das gezahlte Geld nicht zurückverlangen. Sollten Sie wiederum mehr als den bereits bezahlten Strom verbrauchen, so sind oft mit happigen Aufschlägen zu rechnen. Grundsätzlich empfiehlt sich das Vorkasse-Modell nur bei bekannten Anbietern. Denn sollte der Stromanbieter im Laufe des Jahres Insolvenz anmelden, so haben Sie den Strom zwar für das ganze Jahr bezahlt, aber Sie werden keinen mehr erhalten und das Geld sehen Sie nie mehr. Das Vorkasse-Modell bietet also eine tolle Alternative zum klassischen Stromvertrag, allerdings sollten Sie rechtzeitig abklären, ob eine Rückzahlung von nicht genutztem Strom möglich ist.



2. Vorkasse-Verträge

Sollte Ihr Anruf bei dem Stromanbieter nicht von Erfolg gekrönt sein, dann schauen Sie sich online gezielt nach Stromverträgen mit Vorkasse oder Kaution um. Die Vor- und Nachteile des Vorkasse-Modell wurden ja bereits aufgezeigt, hier muss man für sich selbst entscheiden, ob man darauf zurückgreifen möchte. Bei einem Stromvertrag mit Kaution wird, wie zB bei Ihrer Mietwohnung auch einmalig eine Kaution hinterlegt, auf die der Stromanbieter zurückgreifen kann, sollten Sie die Stromrechnung nicht bezahlen können. In der Vergangenheit wurde hier immer kritisiert, dass die Kaution beim Stromanbieter quasi geparkt wird und man keine Zinsen für den Betrag erhält. Bei den aktuell niedrigen Zinsen scheint das wohl kaum ein Nachteil zu sein.


3. Familienmitglieder/Mitbewohner/Partner

Auch eine Option, die in Betracht zu ziehen ist, ist den Stromvertrag über ein Familienmitglied, den Partner oder einen Mitbewohner abzuschließen. Dies kommt natürlich ganz auf die Bonität Ihrer Mitmenschen an, doch sollte diese auch nur geringfügig besser sein als Ihre, so ist es einen Versuch wert. Es ist keine Schande, wenn man eine negative Bonität hat und bei der Familie um Rat fragt. Sie können dann die monatlichen Zahlungen einfach an den Mitbewohner/Partner etc. bezahlen, wobei dieser wiederum den Beitrag an den Stromanbieter begleicht.


Alles nicht geklappt? Kein Grund zur Panik!

Sollte es trotz all dieser Tipps mit dem Stromanbieter nicht geklappt haben, so brauchen Sie nicht befürchten, dass Sie morgen in einer dunklen und kalten Wohnung sitzen. Denn in Deutschland hat jeder Haushalt Anspruch auf eine Stromversorgung. Hierfür gibt es die sogenannten Grundversorger. Dies ist ein System, wonach es in jeder Gemeinde einen Stromanbieter gibt, der jeden mit Strom versorgen muss. Das bedeutet: Selbst wenn Sie mit keinem Stromanbieter einen Vertrag geschlossen haben, können Sie nach wie vor Ihr Licht anschalten. In diesem Moment kommt dann ein Vertrag mit dem Grundversorger zustande. Dieser wird auch Ihre Bonität nicht überprüfen, da er gesetzlich dazu verpflichtet ist, den Vertrag mit Ihnen zu schließen und Sie mit Strom zu versorgen.


Wenn man also eh automatisch mit Strom versorgt wird, wieso dann überhaupt der ganze Aufwand mit den anderen Stromanbietern? 

Der Grundversorger ist in der Regel teurer als andere Stromanbieter, da er natürlich ein höheres Risiko hat, dass die Stromrechnungen nicht bezahlt werden und sich seine Kunden nicht aussuchen kann. Dieses Risiko schlägt sich im Preis nieder. Bei anderen Stromanbietern kann man je nach Region und Verbrauch mehrere hundert Euro jährlich sparen. Da lohnt sich der Aufwand gewaltig.


Der Abschluss eines neuen Stromvertrages ist für viele ein lästiges Thema. Mit diesen Tipps sollte es aber auch trotz negativer Bonität mit dem Stromvertrag klappen. Sobald Sie einmal einen Stromvertrag abgeschlossen haben, können Sie die Ruhe von diesem Thema zumindest für ein paar Jahre genießen.


Denken Sie daran: Ein Gläubiger vergisst seine Schuldner nicht!

Falls Sie Schulden haben oder überschuldet sind, dann stecken Sie den Kopf nicht in den Sand. Wir von der Kanzlei Schmidt sind auf Insolvenzrecht spezialisiert und können Sie umfassend auf dem Weg zur Schuldenfreiheit unterstützen und Ihnen behilflich sein. Bitte zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren.


Foto(s): ©Adobe Stock/Gina Sanders


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