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Kununu Arbeitgeber bewerten: Rechtliche Fallstricke, Chancen und strategisches Vorgehen

  • 7 Minuten Lesezeit
In der heutigen digitalen Arbeitswelt spielen Bewertungsplattformen wie Kununu eine entscheidende Rolle für die Unternehmensreputation. Als führende Plattform im deutschsprachigen Raum mit über 3,5 Millionen Bewertungen bietet Kununu sowohl Chancen als auch Risiken für Unternehmen. Positive Bewertungen können die Arbeitgebermarke stärken, während negative Einträge erhebliche Reputationsschäden verursachen können. Eine recente Entscheidung des Hanseatischen Oberlandesgerichts Hamburg stärkt die Position der Arbeitgeber deutlich, indem sie Kununu verpflichtet, bei begründeten Zweifeln die Echtheit einer Bewertung nachzuweisen. Dies bietet Unternehmen effektive rechtliche Mittel gegen unberechtigte oder gefälschte Bewertungen. Trotzdem sind nicht alle negativen Bewertungen rechtlich angreifbar, da die Meinungsfreiheit auch kritische Äußerungen schützt, solange sie sich innerhalb gewisser Grenzen bewegen. Ein strategisches Reputationsmanagement umfasst neben rechtlichen Schritten auch kommunikative Maßnahmen. Unternehmen sollten ihre Kununu-Profile aktiv gestalten und eine offene Feedbackkultur im Unternehmen etablieren, um negative Bewertungen zu minimieren. Gleichzeitig sollten sie konsequent gegen nachweislich falsche oder rechtswidrige Bewertungen vorgehen. Für Arbeitnehmer sind rechtliche Grenzen bei der Bewertung ihres Arbeitgebers auf Kununu zu beachten, einschließlich der Vermeidung unwahrer Tatsachenbehauptungen und der Wahrung von Geschäftsgeheimnissen. Die Anonymität bietet keinen absoluten Schutz vor rechtlichen Konsequenzen. Schließlich ist Kununu für Arbeitgeber eine Chance für authentisches Employer Branding. Ein ganzheitlicher Ansatz, der sowohl kommunikatives Reputationsmanagement als auch rechtliche Schritte berücksichtigt, kann zu einem starken und authentischen Arbeitgeberimage führen. Als spezialisierter Fachanwalt für IT-Recht unterstütze ich Unternehmen dabei, die richtige Balance zu finden und ihre Reputation effektiv zu schützen.

In der digitalen Arbeitswelt haben Bewertungsplattformen wie Kununu einen enormen Einfluss auf die Reputation von Unternehmen gewonnen. Mit über 3,5 Millionen Bewertungen zu rund 900.000 Unternehmensprofilen ist Kununu im deutschsprachigen Raum die führende Plattform, wenn es um die Bewertung von Arbeitgebern geht. Für Unternehmen bedeutet dies Chance und Risiko zugleich – während positive Bewertungen die Arbeitgebermarke stärken, können negative Einträge erhebliche Reputationsschäden verursachen. Als Fachanwalt für IT-Recht erlebe ich täglich, welche rechtlichen Herausforderungen und strategischen Überlegungen das Thema "Kununu Arbeitgeber bewerten" mit sich bringt.

Die rechtliche Dimension von Kununu-Bewertungen

Bewertungen auf Kununu bewegen sich im Spannungsfeld zwischen dem Grundrecht auf Meinungsfreiheit und dem berechtigten Schutzinteresse von Unternehmen. Dieses Spannungsverhältnis hat in den letzten Jahren zu bedeutenden Gerichtsentscheidungen geführt, die sowohl für Arbeitgeber als auch für bewertende Arbeitnehmer weitreichende Konsequenzen haben.

Aktuelle Rechtsprechung stärkt Unternehmensposition

Ein wegweisender Beschluss des Hanseatischen Oberlandesgerichts Hamburg vom Februar 2024 (Az. 7 W 11/24) hat die Position von Arbeitgebern deutlich gestärkt. Das Gericht entschied, dass Kununu bei begründeten Zweifeln nachweisen muss, ob der Verfasser einer Bewertung tatsächlich ein (ehemaliger) Mitarbeiter ist. Gelingt dieser Nachweis nicht, muss die Plattform entweder die Identität des Bewertenden offenlegen oder die Bewertung löschen.

Dies ist ein entscheidender Durchbruch im Kampf gegen unberechtigte oder gefälschte Negativbewertungen. Während früher Arbeitgeber oft machtlos gegenüber anonymen Kritikern waren, gibt es nun effektive rechtliche Mittel, um gegen missbräuchliche Bewertungen vorzugehen. Allerdings bleibt die Anonymität der Nutzerinnen und Nutzer nach wie vor grundsätzlich geschützt – eine Offenlegung erfolgt nur in begründeten Ausnahmefällen und unter Wahrung datenschutzrechtlicher Vorgaben.

Grenzen der Meinungsfreiheit bei Kununu-Bewertungen

Als Arbeitgeber sollten Sie wissen, dass nicht jede negative Bewertung rechtlich angreifbar ist. Die Meinungsfreiheit schützt auch kritische Äußerungen, solange diese als Werturteile erkennbar sind und keine unwahren Tatsachenbehauptungen enthalten. Der rechtliche Schutz endet jedoch bei:

  • Nachweislich falschen Tatsachenbehauptungen
  • Beleidigungen und Schmähkritik
  • Unbefugter Offenlegung von Geschäftsgeheimnissen
  • Bewertungen durch Personen, die nie Mitarbeiter oder Bewerber waren

In diesen Fällen haben Sie als Arbeitgeber gute Chancen, eine Löschung zu erwirken oder sogar Schadensersatzansprüche geltend zu machen. Die Rechtsprechung unterscheidet dabei klar zwischen zulässigen Meinungsäußerungen (z.B. "Ich empfand das Arbeitsklima als angespannt") und unzulässigen Tatsachenbehauptungen (z.B. "Im Unternehmen werden systematisch Überstunden nicht vergütet").

Strategisches Vorgehen bei negativen Kununu-Bewertungen

Der Umgang mit negativen Bewertungen sollte nicht allein aus rechtlicher Perspektive betrachtet werden. Ein durchdachtes Reputationsmanagement verbindet rechtliche Schritte mit kommunikativen Maßnahmen, um langfristig das Arbeitgeberimage zu schützen und zu stärken.

Schritt 1: Analyse und Dokumentation

Bevor Sie handeln, analysieren Sie die Bewertung genau:

  • Handelt es sich um Meinungsäußerungen oder Tatsachenbehauptungen?
  • Sind die Aussagen nachweislich falsch oder verzerrt?
  • Gibt es Anhaltspunkte dafür, dass der Bewertende kein Mitarbeiter oder Bewerber war?

Dokumentieren Sie alle problematischen Aspekte der Bewertung und sammeln Sie Gegenbeweise. Diese sorgfältige Vorbereitung ist entscheidend für den Erfolg weiterer Maßnahmen.

Schritt 2: Kommunikative Reaktion

Ein professioneller Kommentar unter einer kritischen Bewertung kann das Negativbild deutlich abschwächen. Studien zeigen, dass Unternehmen, die sachlich und konstruktiv auf Kritik reagieren, als vertrauenswürdiger wahrgenommen werden. Für eine effektive Reaktion gelten folgende Grundsätze:

  • Bleiben Sie sachlich und wertschätzend
  • Nehmen Sie Bezug auf konkrete Kritikpunkte
  • Stellen Sie falsche Tatsachenbehauptungen richtig
  • Zeigen Sie Verbesserungsmaßnahmen auf
  • Bieten Sie einen Dialog an

Ein Beispiel: "Vielen Dank für Ihr Feedback. Wir bedauern, dass Sie Ihre Zeit bei uns nicht positiv erlebt haben. Zu Ihrer Aussage bezüglich unbezahlter Überstunden möchten wir klarstellen, dass in unserem Unternehmen alle Mehrarbeit gemäß Arbeitszeitgesetz erfasst und vergütet wird. Dies ist in unserer Betriebsvereinbarung transparent geregelt. Für weitere Details stehen wir gerne im direkten Austausch zur Verfügung."

Schritt 3: Rechtliche Schritte bei Bedarf

Wenn kommunikative Maßnahmen nicht ausreichen oder die Bewertung eindeutig rechtswidrig ist, sind rechtliche Schritte angebracht. Der effektivste Weg führt in der Regel über folgende Stationen:

  1. Kontaktaufnahme mit Kununu: Melden Sie die Bewertung über das plattformeigene Meldesystem und legen Sie Ihre Einwände dar. Meist führt Kununu dann eine interne Prüfung durch.

  2. Anwaltliches Löschungsbegehren: Bleibt die Plattform untätig, kann ein anwaltliches Schreiben an Kununu mit der Aufforderung zur Löschung oder Anpassung der Bewertung sinnvoll sein.

  3. Gerichtliche Durchsetzung: In hartnäckigen Fällen kann eine einstweilige Verfügung oder Klage notwendig werden, um die Löschung rechtswidriger Bewertungen zu erzwingen.

Die jüngste Rechtsprechung des OLG Hamburg hat die Erfolgsaussichten für Arbeitgeber bei nachweislich falschen oder missbräuchlichen Bewertungen deutlich verbessert. Dennoch sollten rechtliche Schritte wohlüberlegt sein – ein übermäßig aggressives Vorgehen kann in der öffentlichen Wahrnehmung kontraproduktiv wirken.

Präventives Reputationsmanagement auf Kununu

Der beste Schutz vor negativen Bewertungen ist ein proaktives Reputationsmanagement. Statt nur reaktiv auf Probleme zu antworten, können Sie als Arbeitgeber verschiedene Maßnahmen ergreifen, um Ihr Kununu-Profil positiv zu gestalten.

Eigenes Kununu-Profil aktiv managen

Als Arbeitgeber haben Sie die Möglichkeit, Ihr Kununu-Profil selbst zu gestalten. Ein umfassendes und authentisches Unternehmensprofil mit aktuellen Fotos, Informationen zu Unternehmenskultur, Benefits und Karrieremöglichkeiten schafft Vertrauen und Transparenz. Die kostenlose Basisversion bietet bereits gute Möglichkeiten, während kostenpflichtige Employer-Branding-Profile zusätzliche Funktionen für ein professionelles Auftreten bieten.

Aktive Feedbackkultur schaffen

Eine offene Feedbackkultur im Unternehmen kann negative Online-Bewertungen verhindern. Wenn Mitarbeiter ihre Anliegen intern äußern können und ernstgenommen werden, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihren Frust auf Bewertungsplattformen abladen. Instrumente wie regelmäßige Mitarbeiterbefragungen, Feedbackgespräche und ein effektives betriebliches Vorschlagswesen können hier wertvolle Dienste leisten.

Ehemalige Mitarbeiter nicht vergessen

Die Beziehung zu ehemaligen Mitarbeitern pflegen – diesen Aspekt vernachlässigen viele Unternehmen. Dabei sind es oft gerade ausgeschiedene Mitarbeiter, die kritische Bewertungen auf Kununu hinterlassen. Ein professionelles Offboarding mit Abschlussgespräch, wertschätzendem Umgang und der Möglichkeit, auch nach dem Ausscheiden in Kontakt zu bleiben (Alumni-Netzwerke), kann das Risiko negativer Bewertungen erheblich reduzieren.

Rechtliche Grenzen für Arbeitnehmer bei Kununu-Bewertungen

Auch Arbeitnehmer sollten die rechtlichen Grenzen kennen, wenn sie ihren Arbeitgeber auf Kununu bewerten. Die Meinungsfreiheit schützt zwar kritische Äußerungen, aber nicht jede Form der Kritik ist rechtlich zulässig.

Was Arbeitnehmer beachten sollten

Als Arbeitnehmer dürfen Sie grundsätzlich Ihre persönlichen Erfahrungen und Eindrücke schildern. Dabei müssen Sie jedoch folgende Grenzen respektieren:

  • Keine unwahren Tatsachenbehauptungen verbreiten
  • Keine Geschäfts- oder Betriebsgeheimnisse offenlegen
  • Keine beleidigenden oder herabwürdigenden Formulierungen verwenden
  • Keine übertrieben pauschalisierenden Aussagen treffen

Verstöße gegen diese Grundsätze können zu Abmahnungen, Unterlassungsklagen und sogar Schadensersatzforderungen führen. In besonders schweren Fällen sind auch arbeitsrechtliche Konsequenzen bis hin zur Kündigung denkbar.

Anonymität – kein vollständiger Schutz

Viele Arbeitnehmer verlassen sich auf die Anonymität bei Kununu. Diese bietet jedoch keinen absoluten Schutz. Wie die jüngste Rechtsprechung zeigt, kann in bestimmten Fällen die Identität des Bewertenden offengelegt werden müssen. Dies gilt insbesondere dann, wenn der Arbeitgeber berechtigte Zweifel an der Echtheit der Bewertung vorbringen kann oder wenn die Bewertung eindeutig rechtswidrige Inhalte enthält.

Als Faustregel gilt: Formulieren Sie Ihre Bewertung so, als würde Ihr Name darunter stehen. Dies schützt nicht nur vor rechtlichen Problemen, sondern trägt auch zu einer konstruktiven Feedback-Kultur bei.

Fazit: Kununu als Chance für modernes Employer Branding

Bewertungsplattformen wie Kununu sind gekommen, um zu bleiben. Statt sie als Bedrohung zu betrachten, sollten Arbeitgeber sie als Chance für authentisches Employer Branding nutzen. Transparenz, offene Kommunikation und der konstruktive Umgang mit Kritik sind heute keine Kür mehr, sondern Pflicht für erfolgreiche Arbeitgeber.

Gleichzeitig ist es wichtig, die rechtlichen Handlungsmöglichkeiten zu kennen und bei Bedarf entschlossen gegen missbräuchliche oder rechtswidrige Bewertungen vorzugehen. Die aktuelle Rechtsprechung bietet hierfür einen immer klareren Rahmen und stärkt die Position von Arbeitgebern, ohne den grundsätzlichen Wert anonymer Bewertungsmöglichkeiten in Frage zu stellen.

Als spezialisierter Fachanwalt für IT-Recht unterstütze ich Unternehmen dabei, die richtige Balance zwischen kommunikativem Reputationsmanagement und rechtlichen Schritten zu finden. Nur ein ganzheitlicher Ansatz, der sowohl die Unternehmenskultur als auch die rechtlichen Aspekte berücksichtigt, führt langfristig zu einem starken und authentischen Arbeitgeberimage – online wie offline.

Handlungsempfehlungen für Arbeitgeber

  1. Etablieren Sie ein systematisches Monitoring Ihrer Kununu-Bewertungen
  2. Reagieren Sie zeitnah und professionell auf alle Bewertungen – positive wie negative
  3. Schaffen Sie eine offene Feedbackkultur im Unternehmen
  4. Gestalten Sie Ihr Kununu-Profil aktiv und authentisch
  5. Nutzen Sie konstruktive Kritik als Chance zur Verbesserung
  6. Gehen Sie gegen nachweislich falsche oder rechtswidrige Bewertungen konsequent vor
  7. Suchen Sie bei komplexen rechtlichen Fragen frühzeitig Unterstützung durch spezialisierte Anwälte

Mit diesem strategischen Ansatz können Sie die Chancen von Kununu für Ihr Employer Branding nutzen und gleichzeitig Ihre Reputation wirksam schützen.


Als erfahrener Rechtsanwalt für IT-Recht und Spezialist für Reputationsmanagement unterstütze ich Sie gerne bei allen rechtlichen Fragestellungen rund um das Thema Kununu-Bewertungen. Von der strategischen Beratung bis hin zur Durchsetzung von Löschungsansprüchen – gemeinsam finden wir die optimale Lösung für Ihr Unternehmen.

Foto(s): Thomas Feil

Rechtstipp aus dem Rechtsgebiet

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