Probleme mit LemonSwan – hohe Kosten trotz Widerruf und eingeschränkte Nutzungsmöglichkeit

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Viele Online-Dating-Agenturen locken ihre zukünftigen Mitglieder durch eine kostenlose Erstregistrierung an, so auch das Dating-Portal LemonSwan (Bernstorffstrasse 120, 22767 Hamburg, Geschäftsführer Paul Uhlig und Fred Thielsch).

Undurchsichtige Preisstrukturen

Preise sucht man auf der Homepage von LemonSwan zunächst vergeblich, in den FAQ findet sich lediglich folgender Hinweis:

Die Kosten für eine Mitgliedschaft bei LemonSwan variieren nach gewählter Laufzeit und Zahlungsweise. Mit etwas Glück schließen Sie Ihren Vertrag im Zuge einer unserer Rabattaktionen ab und profitieren von besonderen Preisvorteilen. Detaillierte Informationen zu unseren Preisen und Vertragsinhalten können Sie nach einer unverbindlichen, kostenlosen Registrierung direkt in Ihrem Profil einsehen.“ 

Dies macht auf uns bereits keinen allzu seriösen Eindruck. Lediglich für Studenten, Auszubildende und Alleinerziehende bietet Lemon Swan zumindest zunächst tatsächlich eine komplett kostenlose Nutzung an. Voraussetzung sind die Vorlage (und Akzeptanz) zahlreicher Dokumente. Mitglieder berichten jedoch, dass Sie Ihren Account nach einer Weile ohne Vorwarnung nur noch eingeschränkt nutzen konnten und Werbung für das kostenpflichtige Premium-Abonnement angezeigt bekamen.

Um also an Hinweise über die Kosten zu gelangen, muss man zunächst ca. 20 Minuten opfern, um ein Persönlichkeitsprofil auszufüllen und eine E-Mail-Adresse anzugeben. Die Betreiber hoffen vermutlich, dass man später die aufgewendete Zeit nicht „verschenken“ möchte und daher eher bereit ist, ein kostenpflichtiges Premium-Abonnement abzuschließen. Ein Fragebogen folgt auf den nächsten und immer wieder stellt man sich uns die Frage, ob die Angaben, die erforderlich sind, wirklich für die Partnersuche gebraucht werden oder nicht eher dazu, sie an Drittanbieter weiterzuverkaufen. Das möchten wir natürlich nicht unterstellen, aber diesen Eindruck hatten wir aufgrund der „Daten-Sammelwut“ von LemonSwan.

Fragwürdiges „Willkommensgeschenk“

Nach der Registrierung wird schnell deutlich, dass man LemonSwan eigentlich nur als Premium-Mitglied effektiv nutzen kann. Da wirkt das „Willkommensgeschenk“, ein Rabatt von 35 % natürlich sehr attraktiv. Man kann nun zwischen 6, 12 und 24 Monaten Mitgliedschaft wählen, wobei sich der Rabatt von 35 % nur auf den ersten Monat (bei 12 Monaten) bzw. auf die ersten drei Monate (bei 6 und 24 Monaten) bezieht! Dies erfährt man allerdings nur in deutlich kleiner gedruckter grauer Schrift. Um den Druck, dass Angebot anzunehmen zu erhöhen, macht ein Countdown die zeitliche Begrenzung desselben deutlich.

Hat man sich für eine Mitgliedschaft entschieden, sollte man sich gut merken, was man für einen Vertrag abgeschlossen hat und mit welcher Laufzeit, denn im eigenen Profil fanden Nutzer dazu keine Angaben.

Da man nach der Registrierung sofort loslegen kann, stellt sich die Frage, wann die von LemonSwan beworbenen „Türsteherinnen“ eigentlich das Profil überprüft haben, denn angeblich werden die neuen Mitglieder ja handverlesen.

Fragwürdig hoher Wertersatz bei Widerruf

Wiederholt berichteten ehemalige Mitglieder, dass sie innerhalb der gesetzlichen Frist von 14 Tagen von Ihrem Widerrufsrecht Gebrauch gemacht haben und trotzdem zu Zahlungen von teils mehreren hundert Euro aufgefordert wurden. LemonSwan begründet dies, im zahlreiche andere Dating-Agenturen auch damit, dass ihr Angebot bereits genutzt wurde und Kontakte zustande kamen bzw. ein Persönlichkeitstest erstellt wurde. Bei letzterem handelt es sich aber lediglich um eine Auswertung durch einen Computer und nicht um ein individuelles Profil. Somit ist dies aus unserer Sicht keine vom Widerruf ausgeschlossene Leistung. Ähnlich verfahren auch Parship und Elitepartner, über die wir bereits mehrere Rechtstipps geschrieben haben.

Für tatsächlich erbrachte Leistungen, wie vermittelte Kontakte, steht den Dating-Portalen grundsätzlich ein Wertersatz zu, wenn diese den Kunden richtig belehrt haben. Jedoch setzen Gerichte diesen in der Regel weit niedriger an als die Agenturen selbst.

Um den Druck auf Ihre Mitglieder zu erhöhen, die geforderten Zahlungen zu leisten, arbeiten Online-Singlebörsen häufig mit Inkassounternehmen zusammen, so auch LemonSwan.

Als ebenfalls sehr fragwürdig stufen wir die Tatsache ein, dass eine Löschung/ Kündigung des eigenen Accounts unter Angabe des „Servicepassworts“ möglich ist, welches man in der allerersten Mail erhalten hat, die viele Nutzer jedoch nicht mehr gespeichert haben.

Eingeschränkte Nutzung nach Kündigung

Ein Mandant berichtete uns, dass seine Nutzungsmöglichkeiten nach einer erfolgten Kündigung deutlich eingeschränkt wurden, obwohl seine Mitgliedschaft laut Vertrag noch mehrere Monate läuft. So ein Vorgehen ist nicht rechtsgemäß und ermöglicht unserer Ansicht nach eine weitere sofortige Kündigung, sodass man ab sofort keine Beiträge mehr bezahlen muss.

Wie können wir Ihnen helfen?

Ihre Mitgliedschaft wurde ungewollt (und zu einem höheren Preis) verlängert, Ihre Kündigung wurde nicht akzeptiert oder Sie sollen trotz Widerruf eine unangemessen hohe Summe zahlen?

Wenn Sie sich nicht selbst um den Schriftverkehr mit LemonSwan kümmern möchten, oder wie viele andere Mitglieder frustriert sind, da der Support nicht auf Ihre Anfragen reagiert, können Sie diese Aufgabe gerne an uns abgeben. Eine Erstanfrage ist dabei für Sie immer kostenlos. Sollten Sie uns anschließend beauftragen und eine Rechtsschutzversicherung haben, kann die Abrechnung über diese erfolgen. Auch ein Antrag auf Beratungshilfe (oder Prozesskostenhilfe) ist möglich, sollten Sie nicht viel Geld zur Verfügung haben. Sprechen Sie dies einfach in Ihrer Erstanfrage an.

Online WebAkte

Mithilfe unserer Online-WebAkte vertritt unsere Kanzlei Mandanten in ganz Deutschland, Ihr Wohnort spielt für uns keine Rolle. Zudem läuft unserer Kommunikation mit Ihnen digital ab, Briefe erhalten Sie nur, wenn sie dies ausdrücklich wünschen.

Alexander Hufschmid

Rechtsanwalt


Rechtstipp aus den Rechtsgebieten

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