Unruhe bei Agrofinanz-Investoren nach BaFin-Entscheid. Drohen jetzt Verluste?

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Niedrige Zinsen an den Kapitalmärkten ohne jedwede Renditeaussicht und der Wunsch vieler Privatanleger, in „grüne“ Projekte zu investieren, haben einen Boom bei Investitionen in Palmöl-Plantagen ausgelöst.

Eine vor einigen Tagen bekannt gewordene Entscheidung der Bankaufsicht sorgt jetzt in Nordrhein-Westfalen und anderswo für Unruhe. Zahlreiche Privatinvestoren aus dem In- und Ausland haben anscheinend gute Gründe, sich wegen ihrer langfristigen Einlagen bei der Agrofinanz GmbH Sorgen zu machen. Allerdings sind die Behördenentscheidung und das rechtshängige Gerichtsverfahren der Öffentlichkeit vielfach noch gar nicht bekannt. Die Homepage der Agrofinanz GmbH informiert bisher nicht (Stand 15.12.2015) über die existenzgefährdende Entscheidung der Bankaufsicht.

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (BaFin) hat in einer am 11.12.2015 veröffentlichen Mitteilung bekanntgegeben, dass sie der Agrofinanz GmbH aus Kleve, Nordrhein-Westfalen, das Einlagenschäft untersagt hat. Zudem wurde die Agrofinanz GmbH angewiesen, dass Unternehmen unverzüglich abzuwickeln und die eingezahlten Mittel den Kapitalgebern/Investoren zurückzuzahlen.

Die Entscheidung der BaFin hat die Agrofinanz GmbH gerichtlich angefochten. Das Verfahren läuft noch. Der Bescheid der BaFin ist sofort vollziehbar, aber noch nicht bestandskräftig.

Bei der Agrofinanz GmbH handelt es sich um ein noch sehr junges Unternehmen, welches Direkt-Investitionen in Palmöl-Plantagen in Equador anbietet. Der Anleger kauft einen Bestand an Ölpalmen (Plot) von der Agrofinanz und wird damit Eigentümer dieses Plots. Der Anleger schließt gleichzeitig einen langfristigen Mietvertrag mit der Agrofinanz und erhält einen vorab fest vereinbarten Mietzins. Gleichzeitig verpflichtet sich die Agrofinanz, den Plot am Ende der Mietzeit zurückzukaufen.

Was auf den ersten Blick ein sinnvolles Investment mit hohen Rendite-Chancen darstellt, birgt für Investoren umfangreiche Risiken.

Dabei geht es nicht nur um Preisschwankungen beim Produkt Palmöl und um politische Risiken in einem weit entfernten südamerikanischen Land. Denn alle vertraglichen Renditeversprechungen in Form eines hohen Mietzinses und die Rückkaufverpflichtung sind nur dann für den Investor von Wert, wenn und solange die Agrofinanz GmbH diesen Verplichtungen nachkommen kann. Die finanzielle Situation der Agrofinanz ist aber ist für den investierten Anleger kaum einzuschätzen. Auch die gewählte Rechtsform der GmbH ermöglicht der Agrofinanz, die wirtschaftliche Situation des Unternehmens weitgehend intransparent zu gestalten.

Rechtstipp:

Betroffene Agrofinanz-Anleger sollten schnellstmöglich qualifizierte Rechtsberatung in Anspruch nehmen und prüfen lassen, ob und wie ihre Rechte geschützt werden können. Zudem ist generell empfehlenswert, vor größeren Investitionen am grauen, also weniger regulierten Kapitalmarkt Beratung von fachkundiger Stelle einzuholen. Hier sind mit Bank- und Kapitalmarktrecht vertraute Rechtsanwälte geeignete Ansprechpartner. Das ist dann eine Zusatzinvestition des Anlegers, die regelmäßig eine hohe Rendite erwarten lässt.


Rechtstipp aus den Rechtsgebieten

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