Urteil: Tipico muss Spieler rund 377.000 Euro zurückzahlen

  • 3 Minuten Lesezeit

Jahrelang bot Tipico Wetten auf Sportereignisse illegal in Deutschland an. Das Landgericht Heilbronn urteilte jetzt im Februar, dass der bekannte Anbieter von Sportwetten einem Mandanten der HFS-Rechtsanwälte genau 377.432 Euro plus rund 78.000 Euro Zinsen zurückerstatten muss. Die Geschäfte mit dem Sportwettunternehmen waren nichtig. Denn für den Zeitraum zwischen 2014 und 2020, in dem der Spieler tippte, hatte Tipico keine Lizenz für den deutschen Markt. Konzessionen konnten damals lediglich für Schleswig-Holstein erworben werden. Im Rest des Bundeslandes war Online-Glücksspiel verboten. Dies ist die höchste Summe, die ein Online-Glücksspielanbieter in der aktuellen Klagewelle bisher zurückzahlen musste. Nicht nur Tipico muss jetzt Rückzahlungen an Spieler leisten, sondern auch zahlreiche andere Anbieter von Glücksspielen im Internet, die über Jahrzehnte hinweg auf einem gigantischen Schwarzmarkt in Deutschland unterwegs waren.

Aufsehen um illegales Online-Glücksspiel rückt in Nähe des Diesel-Skandals

Bei der aktuellen Klagewelle gegen Anbieter von illegalen Online-Glücksspielen geht es um Rückzahlungen im zweistelligen Milliardenbereich. Inzwischen gab es schon mehr als 180 Urteile und Entscheidungen – darunter auch mehrere Entscheidungen von Oberlandesgerichten. Grund dafür ist, dass mehr als 80 Prozent der Angebote von Online-Glücksspiel illegal auf dem deutschen Markt waren und das über Jahrzehnte hinweg. Milliardenbeträge liefen über einen gigantischen unkontrollierten Schwarzmarkt im Internet. Das wusste aber lange Zeit kaum jemand – selbst die Spieler nicht. Die Kontrolle des Online-Glücksspielmarkts war über die Bundesländer verteilt, ist dort aber versandet. Nur Schleswig-Holstein bot eine Sonderlösung an und vergab Lizenzen, die aber nur für Spieler mit Wohnsitz in Schleswig-Holstein galten. Das war der Türöffner für unzählige Anbieter von Roulette, Poker, Spielautomaten, Sportwetten usw. im Internet. Schließlicht lässt sich ein digitales Thema nicht so einfach auf nur ein Bundesland beschränken.

Illegale Online-Sportwetten unerlaubt massiv beworben

Der größte Skandal passierte dabei beim Thema Online-Sportwetten, die in einem rechtlichen Graubereich landeten, weil es von 2008 bis 2020 ein großes Hin und Her um die Erlaubnisfähigkeit von Sportwetten gab. Der Versuch ein Lizenzierungsverfahren zu starten, scheiterte im Jahr 2012. Erst seit dem Jahr 2020 können Sportwettanbieter überhaupt Lizenzen für den gesamtdeutschen Markt erwerben. Das regelt die aktuelle Neuauflage des Glücksspielstaatsvertrags. Dies hielt die Anbieter aber nicht davon ab, bereits zuvor unerlaubte Werbekampagnen mit Bundesligaspielern und -Vereinen zu starten. Für Tipico strahlte zum Beispiel Oliver Kahn ab 2012 von den Plakaten.

Mehr Infos zum Legalisierungs-Chaos um Online-Sportwetten in Deutschland gibt es hier auf der Seite des Bündnis gegen Sportwettenwerbung. Das Bündnis kämpft seit vergangenem Jahr für ein Verbot dieser oft aggressiven Werbung, da Sportwetten ein sehr hohes Suchtpotenzial haben.

Pioniere im Kampf gegen illegales Online-Glücksspiel stecken hinter dem Tipico-Fall 

Die Gründer des Legal-Tech-Startups Chargeback24 stießen bereits im Jahr 2019 auf das Thema – ein Jahr bevor die ersten Fälle vor deutschen Gerichten landeten. Sie entwickelten ein einzigartiges digitales Auswertungstool für Spielerkonten, über das sie inzwischen Verluste für zahlreiche Zocker zurückholen konnten. Die Berechnung von Spielverlusten geht darüber ruckzuck - also anders, als wenn ein Anwalt das Konto mühsam und langwierig auswerten müsste. Auch dem Spieler im aktuellen Tipico-Fall hat dieses Tool wesentlich weitergeholfen. Seit dem Jahr 2020 arbeiten die HFS-Rechtsanwälte vor allem bei komplizierten Sportwetten-Fällen mit Chargeback24 zusammen.

Mit digitalem Tool auf illegale Online-Sportwetten spezialisiert

Inzwischen hat sich Chargeback24 mit dem selbst entwickelten Tool BetScanner auf die hochkomplexe Errechnung von Spielverlusten aus illegalen Online-Sportwetten spezialisiert. Die Auswertung ist bei Sportwetten besonders schwierig, weil sich bestimmte Wettformen zeitweise in einem rechtlichen Graubereich bewegten, andere aber absolut verboten waren. Ein weiteres Problem ist, dass einige inzwischen lizenzierte Anbieter auch heute noch illegale Wettformen wie zum Beispiel Cashout oder bestimmte Live-Wetten anbieten. Mit der Auswertung ziehen die HFS-Rechtsanwälte vor Gericht und haben so gemeinsam mit dem Startup bereits für zahlreiche Spieler Verluste zurückholen können.

Sie möchten auch ihre Verluste aus illegalem Online-Glücksspiel zurückholen? Ich helfe Ihnen gerne! 

Bitte kontaktieren Sie mich über anwalt.de oder über schopf@hfs-rechtsanwaelte.de





Foto(s): i-stock

Rechtstipp aus dem Rechtsgebiet

Artikel teilen:


Sie haben Fragen? Jetzt Kontakt aufnehmen!

Weitere Rechtstipps von Rechtsanwalt Thomas Schopf

Beiträge zum Thema