Was kostet eine Scheidung?

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Wer sich in Deutschland scheiden lassen möchte, braucht vorab eine Vorstellung über die zu erwartenden Kosten. Grundsätzlich richten sich die Scheidungskosten nach dem Einkommen der Partner, ihren Vermögenswerten sowie danach, ob Sie schon vorab viele Streitpunkte gütlich untereinander geklärt haben. Mit steigender Anzahl der Kinder können Ihre Scheidungskosten aufgrund des Freibetrags übrigens sinken – mit einem Anwalt zusätzlich natürlich auch steigen. Haben Sie zwar Geld für die erste Zeit nach der Trennung, jedoch nicht für die Scheidungsgebühren, gibt es neben kostenloser Erstberatung sogar die Möglichkeit einer für Sie kostenlosen Scheidung.

Durchschnittliche Scheidungskosten, und wer zahlt eigentlich?

Wie erwähnt hat jede Ehe ihre eigene Geschichte, wodurch sich auch die Scheidungskosten individualisieren. Rechnet man die Scheidungen mit Inanspruchnahme von Verfahrenskostenhilfe heraus (dazu später im Text mehr), belaufen sich die Scheidungskosten im Mittel zwischen 1.700 EUR und 3.000 EUR. Sie setzen sich aus den anwaltlichen Kosten und den Gerichtsgebühren zusammen.

Die Kosten trägt für gewöhnlich übrigens weder ein Ehepartner allein noch vorrangig der Partner, der den Scheidungsantrag einreicht. Verfügen beide Partner über ein ausreichendes Einkommen, teilen sich beide die Gerichtsgebühren und es begleicht jeder die Rechnung für seinen Anwalt. Verfügt einer der Partner nicht über ein ausreichendes Finanzpolster, kann er von seinem solventen Partner einen Verfahrenskostenvorschuss verlangen.

Was kostet eine Scheidung mit 2 Anwälten vs. 1 Anwalt?

Oder anders gefragt: Was kostet das Auseinandergehen, wenn man sich weitgehend einig ist? Dann reduzieren sich natürlich die Scheidungskosten erheblich. 1 Anwalt pro Ehepartner ist nicht erforderlich. Ist nur ein Ehepartner anwaltlich vertreten, fallen entsprechend auch nur Kosten für eine anwaltliche Vertretung statt für zwei an – somit entfällt allein dadurch die Hälfte der Anwaltskosten. Viele scheidungswillige Paare vereinbaren in diesem Fall, sich die Anwaltskosten zu teilen, die normalerweise nur derjenige trägt, der den Anwalt beauftragt hat.

Was kostet eine Scheidung mit Scheidungsfolgenvereinbarung?

Treten keinerlei Komplikationen auf, wirkt sich das beruhigend auf Ihrer beider Finanzen aus. Man sollte sich jedoch sicher sein, dass der Partner auch bis zum Ende des Verfahrens keine Abweichungen von Absprachen mehr macht. Denn kommt es plötzlich doch zu einer nicht ohne Gericht zu klärenden Streitfrage, kann der Anwalt nur die Interessen eines Partners vertreten, und zwar desjenigen, der ihn oder sie bevollmächtigt hat.

Mit Hilfe einer verbindlichen Scheidungsfolgenvereinbarung können Sie vorab alles klären und eindeutig festhalten. So eine Vereinbarung ist formal nicht viel anders als ein Ehevertrag, wird jedoch erst anlässlich der Scheidung aufgesetzt. Typische Regelungen betreffen neben der genannten Beteiligung an den anwaltlichen Kosten Zugewinn- und Versorgungsausgleich oder Unterhalt und Sorgerecht. Diese Vereinbarung kostet zwar zunächst wieder etwas mehr (je nach Umfang), erspart Ihnen aber spontan auftretenden und im Nachhinein kostspieligen Ärger.

Achten Sie bei beiden Schriftstücken jedoch darauf, sie notariell beglaubigen zu lassen, wenn es um

  • Immobilien,
  • den Zugewinn- und Versorgungsausgleich,
  • Testamente
  • oder den Güterstand geht.

Hier dürfen keine Fehler gemacht werden, damit die Vereinbarungen später nicht angefochten werden können.

Was kostet eine Scheidung, wenn man arbeitslos ist?

Verfügen weder Sie noch Ihr Ehepartner über ausreichend Liquidität, um die direkten Kosten einer Scheidung zu stemmen, können Sie bei Gericht Verfahrenskostenhilfe (früher: Prozesskostenhilfe) beantragen. Dies unter Umständen sogar dann, wenn Sie in der Bauphase einer Immobilie stecken und abzutragende Kredite vorrangig sind.

Sie müssen dazu Ihr Vermögen und Ihre Einkünfte offenlegen. Ihr Anwalt kann Sie in einer Erstberatung zur Scheidung, die von einigen Kanzleien wie auch unserer kostenlos angeboten wird, dazu unterrichten. Beachten Sie dabei nur, dass Ihre Finanzen bis zu vier Jahre nach Antragstellung vom Staat weiter überprüft werden können. Für den Fall, dass Sie zwischenzeitlich zu Geld gekommen sind, müssten Sie die Verfahrenskostenhilfe ganz oder in Teilen ggf. zurückzahlen.

Was kostet eine Scheidung mit Kind?

Wer Kinder hat, fürchtet sich vielleicht vor einem größeren Aufwand für das Gericht bei seiner Scheidung. Schließlich müssen

  • Kindesunterhalt,
  • Sorgerecht und
  • Umgangsrecht

mit geklärt werden. Ratsam ist es in der Tat, alles, was man im Rahmen einer Scheidung vereinbaren will, auch sofort zu klären. Wenn Ihnen erst Jahre nach dem Scheidungsbeschluss einfällt, dann doch noch das zunächst zurückgestellte Sorgerecht für sich allein zu beanspruchen, fallen neuerliche Anwaltskosten und Gerichtsgebühren an.

Nehmen Sie die Frage gleich mit in das Scheidungsverfahren, erhöht sich zwar der für die letztliche Höhe der Gerichtskosten relevante Verfahrenswert. Jedoch sorgt jedes minderjährige Kind in der Familie für einen Freibetrag in dessen Berechnung, sodass sich der Mehraufwand durch das Gericht gegen den Freibetrag gerechnet (in etwa) aufheben könnte.

Was kostet eine Online-Scheidung?

Eine Online-Scheidung bezeichnet die Abwicklung aller Beratungen, Dokumentenversendungen und sonstiger Kommunikation einer Scheidung über den elektronischen oder telefonischen Weg. Was Gerichts- und Anwaltskosten angeht, geben Sie dabei das gleiche aus. Zwei Vorteile gibt es jedoch:

  1. Sie sparen Kosten für die Anfahrt zur Kanzlei, Papier- und Druckkosten und auch jede Menge Zeit. Zudem sind Sie nicht auf einen Anwalt in Ihrer Stadt angewiesen und finden dadurch vielleicht jemanden, der zum Beispiel eine Scheidungsfolgenvereinbarung für weniger Geld mit Ihnen durchgeht.
  2. Sollten Sie im Ausland wohnen oder es wie in den Vorjahren zu einer starken Beschränkung des öffentlichen Lebens kommen, kann sogar der sonst mit obligatorischer Anwesenheit verbundene Gerichtstermin der Scheidung remote abgehalten werden. Dies kommt auf das jeweilige Gericht, seine technischen Möglichkeiten sowie die Bereitschaft, diese auch zu nutzen, an.

Was kostet eine Scheidung nach (nur) 1 Jahr Ehe?

Ob Sie ein, drei, fünf oder 20 Jahre verheiratet waren, spielt für die Berechnung der Scheidungskosten allenfalls indirekt eine Rolle. Nur weil Sie relativ kurz Tisch und Bett geteilt und sich im jungen Alter vielleicht gehörig in der Partnerwahl geirrt haben, sind hierfür keinerlei Rabatte zu erwarten.

In dieser kurzen Zeit ist es jedoch denkbar, dass Sie noch nicht allzu viele gemeinsame Vermögenswerte angeschafft haben, die Sie auseinanderdividieren müssten. Der Aufwand für den Zugewinnausgleich entfiele damit zum großen Teil. Auch den Versorgungsausgleich würden die Gerichte hier nur auf expliziten Antrag von einem der Partner durchführen.

Oft stehen beide Partner dann auch noch im Berufsleben, womit der Trennungsunterhalt gering aus- und der nacheheliche Unterhalt oft vollständig wegfiele.

Tipp:

Waren Sie nur wenige Wochen oder gar Tage verheiratet, stünde noch die Option einer Eheaufhebung im Raum. Zum Beispiel dann, wenn ein Partner zum Zeitpunkt der Hochzeit selbst noch verheiratet oder auch minderjährig war und dies verschwiegen hat. Auch für eine Annullierung dieser „Ehe“ fallen Kosten an (durchschnittlich im hohen dreistelligen Bereich), jedoch bei weitem nicht derart hoch wie bei einer Scheidung.

Was kostet eine Scheidung im günstigsten Fall?

Für den Fall, dass in Ihrer Konstellation weder die Verfahrenskostenhilfe noch der Verfahrenskostenvorschuss als interne Kostenteilung greift, empfehlen wir die Einholung eines sogenannten Kostenvoranschlags. Diesen zu beantragen ist kostenlos, ganz leicht und bei jeder seriösen Kanzlei erhältlich.

Im Folgenden sehen Sie eine Tabelle, in der beispielhaft Scheidungskosten (gerundet) nach

  • den Nettoeinkommen beider Partner,
  • Kreditraten,
  • und der Anzahl der gemeinsamen Kinder unter 18 Jahren

mit einer Range aufgeführt sind. Interessant dabei ist auch, dass einige Gerichte bei Einvernehmlichkeit der Scheidung vom Verfahrenswert (nicht von den Gerichtskosten) von sich aus noch einmal bis zu 30 % abziehen können.

Tabelle mit exemplarischen Scheidungskosten

Einkommen A

Einkommen B

Kredite

Kinder (U18)

Kostenrahmen
3.000 EUR2.100 EUR1.200 EUR-2.380-2.810 EUR
3.000 EUR1.200 EUR1.200 EUR11.760-2.600 EUR
3.000 EUR1.200 EUR-22.380-2.810 EUR
2.100 EUR
1.900 EUR300 EUR32.170-2.600 EUR
2.100 EUR---1.550-1.970 EUR


Gerne erhalten Sie bei uns einen Kostenvoranschlag für Ihre Scheidung, eine kostenlose Erstberatung sowie Informationen zur Abwicklung Ihrer Scheidung Online. Auch andere Fragen zu Scheidung und Unterhalt nehmen wir entgegen. Nutzen Sie dazu das unten bereitgestellte Kontaktformular, wir melden uns kostenfrei bei Ihnen zurück!

Foto(s): iurFRIEND

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