Welt am Sonntag berichtet über einen unserer Krypto-Betrug-Fälle über Tinder

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Aktuelle Reportage aus der Welt am Sonntag über Krypto-Betrug

"Am 29. Dezember 2022 beginnt Astrid Steger [Name geändert], 38, eine Profimusikerin in Wien,  einen dreiwöchigen Tinder Chat mit „Kevin“. Später wird sie darüber sagen, sie habe sich „dumm, benutzt und missbraucht“ gefühlt. Kurz vor Weihnachten hatte ihr Freund mal wieder Schluss gemacht . Steger habe sich daraufhin bei Tinder angemeldet, „Egopolieren“, wie sie sagt. Es gibt sofort Matches, darunter „Kevin“: schwarze Haare, Dreitagebart, sportlicher Typ. Er sei Finne, schreibt er, arbeite als Banker in Bratislava, Familie und Freunde seien ihm wichtig. 

Steger genießt seine Aufmerksamkeit. Nebenbei verrät Kevin, dass das Traden an Krypto-Börsen zu einem lukrativen Hobby für ihn geworden sei. Als er ihr vorschlägt, er könne ihr das mal zeigen, schöpft sie keinen Verdacht. In ihrem Bekanntenkreis gibt es einige, die mit dem Handeln von Bitcoins etwas dazuverdienen. Als freischaffende Musikerin ist Geld für sie immer ein Thema, sie hatte einen kleinen Geldpuffer von 10.000 Euro und dachte sich, warum eigentlich nicht." (Quelle: "Du hast meine Existenz ruiniert", Welt am Sonntag, 5.11.2023).

Was nach einem spannenden Krimi über Krypto-Betrug klingt, ist leider einer der drei echten Fälle von uns, über die nun der Cybercrime Reporter Thilo Komma-Pöllath für die Welt am Sonntag (Ausgabe 05.11.2023) berichtet hat. Dieser Beitrag kann über die vorgenannte Ausgabe der Welt am Sonntag gekauft werden. 

So lief der Krypto-Betrug von "Tinder-Kevin" ab: 

Astrid folgte Kevins Empfehlung und eröffnete ein Konto bei der Kryptowährungshandelsplattform binance.com. Dort tauschte sie 100 Euro in den digitalen Coin Tether USD (USDT) um. Kevin überzeugte sie dann, bei tetherc.com, einem vermeintlichen Broker, ein weiteres Konto zu eröffnen, um das Geld dorthin zu transferieren. Kurz darauf zeigte ihr Dashboard dort einen Gewinn von zehn Prozent. Astrid, die wenig Erfahrung mit Finanzen hatte, ließ sich den Betrag auszahlen und war zunächst überzeugt von der Plattform. Heute erkennt sie, dass der erste Trade nur dazu diente, ihr Vertrauen zu gewinnen, denn tetherc.com entpuppte sich als betrügerische Seite, die nicht existierende Gewinne anzeigte und persönliche Daten stahl (Identitätsdiebstahl).

Trotz anfänglicher Ahnungslosigkeit investierte Astrid weitere 2050 Euro, die auf der Plattform zu über 55.000 USDT anwuchsen. Als sie jedoch versuchte, das Geld auszahlen zu lassen, verlangte tetherc.com eine hohe "Steuer". Kevin, der bis dahin Interesse vortäuschte, entzog sich plötzlich, als Astrid persönlichen Kontakt suchte. Nachdem er sie noch gedrängt hatte, ihre Freundin für Trades zu gewinnen, wurde Astrid misstrauisch. Ihre Versuche, das Geld zurückzuerhalten, scheiterten, und Kevin wies ihre Bitte um Hilfe zurück, indem er sich beleidigt zeigte.

Nachdem "Astrid" selbst in Österreich Strafanzeige erstattet hatte, übernahmen wir ihren Fall. Auf der Basis ihrer Einzahlungs-Walletadressen erstellte unser Kooperationspartner, Timo Züfle von der Firma Crypto-Tracing.com, ein umfangreiches Kryptowährungsgutachten mit Transaktionstabelle, um den Geldfluss durch die Blockchain rechtssicher und zweifelsfrei nachweisen zu können. Ohne ein solches Gutachten haben Strafanzeigen bei der Polizei praktisch kenne nennenswerte Aussicht auf Ermittlungserfolg, weil die Polizei in der Regel keinen Zugriff auf kostenpflichtige Crypto-Tracing-Tools hat. 

Unsere Anwaltskanzlei konnte mittels Open Source Intelligence Recherche zahlreiche weitere Spuren ermitteln, die wir zusammen mit dem Kryptowährungsgutachten bei der Kriminalpolizei einreichten. Auf diese Weise konnten wir die österreichische Kripo bewegen, sich dem Fall anzunehmen und Ermittlungen durchzuführen, was ohne unser Zutun aller Wahrscheinlichkeit nach nicht erfolgversprechend gewesen wäre. Nun begleiten wir die laufenden Ermittlungen und haken regelmäßig nach, damit die Polizei "am Ball bleibt".

Haben Sie Fragen über Krypto-Betrug? 

Haben Sie auch so einen Fall erlebt? Wurden Sie über Tinder oder eine andere Datingplattform wie Bumble, Lovescout24 o.a. betrogen und zu Überweisungen oder Krypto-Währungstausch verleitet? Dann nehmen Sie jederzeit gerne Kontakt zu uns auf, damit wir eine kostenlose Einschätzung machen können. 

Foto(s): Welt am Sonntag / Kryptobetrugshilfe.de

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