WhatsApp Betrug: Was kann man tun? Wie bekommt man sein Geld zurück?

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Betrüger kontaktieren ihre Opfer immer häufiger direkt über das Smartphone und deren Handynummer. Dabei zielen Sie auf die breite Masse, sie wählen also nicht einzelne Opfer aus, sondern verschicken eine Flut an Nachrichten, um Beute zu machen. Diese Form des Betrugs hat sich in den letzten Monaten als besonders ergiebig für Kriminelle erwiesen. Deshalb beobachten die Strafverfolgungsbehörden in Deutschland und anderen Ländern eine Zunahme an Fällen, in denen die Opfer über WhatsApp kontaktiert werden.

im Folgenden möchte ich Ihnen zeigen, wie ein WhatsApp Betrug funktioniert, wie sie sich davor schützen können und was man unternehmen kann, wenn man bereits Opfer eines solchen Betrugsdelikts geworden ist.


Wie funktioniert der WhatsApp Betrug?

Aktuell verschicken Betrüger primär über SMS eine Nachricht, welche im Wortlaut ungefähr so klingt:

„Hallo Mama, mein Handy ist kaputt. Kannst du meine neue Nummer speichern und mir per WhatsApp schreiben?“

Empfänger, die keine Kinder haben, halten diese Nachricht häufig für eine Verwechslung oder gehen nicht näher darauf ein. Ältere Mitbürger haben hingegen zumeist Familie, aber was noch wichtiger ist, sie prüfen diese Nachrichten nicht kritisch. Zumeist speichern sie tatsächlich die Telefonnummer des Kriminellen und kontaktieren diesen dann wie gewünscht per WhatsApp.

Ist der Kontakt über WhatsApp hergestellt, täuscht der Kriminelle eine Notsituation und Dringlichkeit vor. so wird etwa häufig erklärt, dass das Handy in die Toilette gefallen sei oder mit der Hose in die Waschmaschine gesteckt wurde. Weil der Zugang zum Smartphone und der alten Nummer verloren ist, macht der Täter plausibel, dass er dringend Geld braucht, welches vom kontaktierten Opfer überwiesen werden soll. Dabei geben die Täter wahlweise vor, das Geld selber zu empfangen oder dass eine Rechnung beglichen werden soll, um ein neues Smartphone zu bezahlen.

Der Betrüger leitet sein Opfer an, eine Echtzeitüberweisung durchzuführen, welche beinahe sofort auf dem Zielkonto gutgeschrieben wird. Häufig fragen die Täter nach einer Transaktionsbestätigung per Screenshot vom Onlinebanking. Außerdem erbitten sie hin und wieder auch Fotos, weil ihre eigenen mit dem vermeintlich defekten Smartphone verloren gegangen sind. Die auf diesem Weg erlangten Bilder von Angehörigen können sie dann für andere Straftaten nutzen.

Wie unschwer zu erkennen ist, erinnert diese Masche sehr stark an den sogenannten Enkeltrick, welcher ebenfalls vor einigen Jahren groß in die Schlagzeilen geraten war. Anders als beim Enkeltrick gibt es jedoch keinen telefonischen Kontakt per Anruf und niemand besucht das Opfer persönlich oder verabredet sich mit ihm. Stattdessen heuern die Täter Mittelsmänner über Social Media an. Dabei handelt es sich primär um junge Menschen denen erklärt wird, dass sie ihr Bankkonto zur Verfügung stellen können, um Transaktionen abzuwickeln und ein Taschengeld zu verdienen.

In vielen Fällen wissen diese Strohmänner nicht, dass sie für kriminelle Zwecke eingespannt werden, in anderen Fällen sind sie sich sehr wohl darüber bewusst. Diese Strohmänner werden in Ländern wie Litauen, Spanien aber auch in Deutschland angeworben. Hat das Opfer des WhatsApp Betrugs das Geld überwiesen, dann steht der Strohmann bereits in den Startlöchern, um das Geld entweder direkt an ein anderes Konto zu überweisen oder in Bar an einem Automaten abzuheben.


Wie kann man sich vor dieser Betrugsmasche schützen?

Der beste Schutz ist eine gesunde Skepsis. Es empfiehlt sich ältere Menschen innerhalb der Familie vor der aktuell kursierenden Masche zu warnen und darüber zu unterrichten, dass diese SMS massenweise an tausende Nummern versendet wird. Dies ermöglicht es insbesondere vulnerablen Personen, welche zumeist in einem fortgeschrittenen Lebensalter sind, sich auf dem Empfangen von betrügerischen Nachrichten vorzubereiten.

Ist man sich nicht sicher, ob man nicht vielleicht doch von einem Familienangehörigen kontaktiert worden ist, so sollte man sich den Sachverhalt von Dritten bestätigen lassen. Daher beispielsweise Geschwisterkinder zu kontaktieren oder Onkel und Tanten zu bitten einmal bei der betroffenen Person nachzufragen, ob tatsächlich ein Notfall eingetreten ist.

Die Täter sprechen fließend Deutsch und sind im übertragenen Sinne gut geschult darin ihre Opfer psychologisch unter Druck zu setzen. Dies ist ein weiteres Warnsignal, denn die Betrüger machen es sich zu Nutze, dass ihre Opfer aus einem Gefühl der Fürsorge heraus zu Handlungen zu bewegen sind.

Sollten Sie also kontaktiert worden sein und sich nicht sicher sein, ob es sich um einen Verwandten handelt, dann lassen sie sich Zeit und versuchen Sie den Sachverhalt unabhängig zu prüfen. Denken Sie außerdem daran, dass keine Notsituation so groß ist, dass sofort Geldzahlungen zu leisten sind. Solche Fälle sind extrem selten und die Wahrscheinlichkeit ist viel höher, dass sie von einem Betrüger kontaktiert worden sind.


Ich wurde betrogen was kann ich jetzt tun?

Das Allerwichtigste ist Ruhe zu bewahren und auf weitere Nachrichten des Betrügers nicht mehr einzugehen. der zweite Schritt sollte die Beweissicherung sein. Dazu sollten Sie insbesondere folgende Daten sicherstellen und kopieren:

  • Chatverläufe auf WhatsApp und SMS: Diese können als Screenshot angefertigt werden oder falls möglich in Form einer Backup-Datei vom Smartphone heruntergeladen werden.
  • Banknachweise bezüglich der geleisteten Zahlungen: Hier reichen bereits Überweisungsbestätigungen oder Buchungsbelege des eigenen Kreditinstituts.

Außerdem sollte unbedingt eine Strafanzeige bei der Polizei erstattet werden. Ich vertrete und begleite unsere Mandanten in allen Fragen und Situationen zum Thema WhatsApp Betrug. Dazu gehört selbstverständlich die Erstellung der Strafanzeige, die Zusammenstellung der Beweise und falls erforderlich die Durchsetzung zivilrechtlicher Ansprüche gegen die Täter oder ihre Mittelsmänner.

Zögern Sie nicht und nehmen sie noch heute Kontakt zu mir auf. Lassen Sie die Täter nicht ungeschoren davonkommen! In jedem Fall ist Eile geboten, denn je mehr Zeit zwischen dem Delikt und der Strafanzeige vergeht, desto geringer sind die Chancen die Täter zu fassen oder Zahlungen zu stoppen.


Bekommt ein Anwalt das Geld zurück?

Hier kommt es auf die Details des jeweiligen Falls an. In einigen Fällen sind die Täter tatsächlich zu langsam und bewegen aus unersichtlichen Gründen das Geld nicht schnell genug von dem Zielkonto weg. Hier lässt sich gegebenenfalls erwirken, dass das Kreditinstitut im Rahmen einer Bankenwarnung die Gelder zunächst einfriert.

Selbst wenn die Täter schnell handeln und das Geld schnell genug wegbewegen, bestehen allerdings noch Chancen Schadensersatz zu verlangen. Nicht nur der Betrüger, sondern auch sein Mittelsmann kann gegebenenfalls zivilrechtlich auf Schadensersatz verklagt werden. So gelten beispielsweise Strohmänner, welche ihre Konten zur Verfügung stellen, als Empfänger der unrechtmäßigen Transaktionen und sind unter Umständen dazu verpflichtet das empfangene Geld zurückzuzahlen. Zusätzlich verstoßen sie gegen das Geldwäschegesetz und machen sich dadurch strafbar.

Außerdem gilt zu beachten, dass Überweisungen einen besonderen Schutz genießen. Schließlich sind sie Willenserklärungen des Zahlenden, welche eine bindende Wirkung haben. Daher ist es in der Praxis häufig so, dass der Empfänger zunächst nicht verpflichtet ist das Geld ohne konkrete Rückforderung zu erstatten.

Hier ist der Kontakt zum eigenen Kreditinstitut ausschlaggebend und falls erforderlich eine zivilrechtliche Klage, um eine Rückerstattung wirksam einzuleiten. Abhängig von diesen und anderen Faktoren ist es also durchaus möglich sein Geld zurückzufordern.

Foto(s): Timo Züfle, Dr. Marc Maisch

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