Widerruf der Bewährung und anwaltliche Hilfe im Fokus

Rechtstipp: Widerruf der Bewährung und anwaltliche Hilfe im Fokus 

Der Widerruf der Bewährung ist ein rechtlicher Schritt, der erfolgt, wenn eine Person, die zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wurde, während der Bewährungszeit erneut straffällig wird oder gegen die im Bewährungsbeschluss festgelegten Auflagen und Weisungen grob und beharrlich verstößt. Ein Bewährungswiderruf kann schwerwiegende Konsequenzen haben, einschließlich der Anordnung, die restliche Strafe im Gefängnis zu verbüßen.

Wann wird die Bewährung widerrufen?

Gemäß § 56f StGB kann die Bewährung widerrufen werden, wenn die verurteilte Person in der Bewährungszeit eine Straftat begeht und dadurch zeigt, dass die positive Sozialprognose, die der Bewährung zugrunde lag, sich nicht erfüllt hat. Auch grobe und beharrliche Verstöße gegen Auflagen und Weisungen können zum Bewährungswiderruf führen.

Anwaltliche Hilfe:

Beratung und Vertretung: Ein erfahrener Strafverteidiger kann den Verurteilten umfassend über seine Rechte und Optionen informieren und ihn während des gesamten Verfahrens vertreten.

Prüfung des Bewährungswiderrufsbeschlusses: Der Anwalt prüft den Bewährungswiderrufsbeschluss sowie den ursprünglichen Bewährungsbeschluss auf mögliche Fehler und Unregelmäßigkeiten.

Rechtsmittel einlegen: Der Anwalt hilft dabei, gegen den Widerruf der Bewährung das Rechtsmittel der sofortigen Beschwerde einzulegen. Dabei wird die Beschwerde begründet und innerhalb der vorgeschriebenen Frist eingereicht.

Argumentation vor Gericht: Der Anwalt entwickelt eine Argumentationsstrategie und tritt vor Gericht für die Interessen seines Mandanten ein. Er kann unter anderem darauf hinweisen, dass die neue Straftat nicht schwerwiegend ist oder dass der Verurteilte sich ansonsten auflagen- und weisungstreu verhalten hat.

Alternative Maßnahmen vorschlagen: Der Anwalt kann dem Gericht alternative Maßnahmen vorschlagen, wie etwa eine Verlängerung der Bewährungszeit oder zusätzliche Auflagen und Weisungen, um den Verurteilten weiterhin zu unterstützen und den Strafvollzug zu vermeiden.

Ein Bewährungswiderruf kann für den Verurteilten schwerwiegende Folgen haben. Die Hilfe eines erfahrenen Strafverteidigers ist entscheidend, um die Interessen des Verurteilten effektiv zu vertreten und alternative Lösungen zu suchen, die den Strafvollzug vermeiden können. Wenn Sie mit einem Bewährungswiderruf konfrontiert sind, ist es ratsam, sich schnellstmöglich an einen kompetenten Anwalt zu wenden.

Ein Beschluss des Oberlandesgerichts Brandenburg vom 09.09.2019 verdeutlicht die Bedeutung der Berücksichtigung positiver Entwicklungen und der Resozialisierungsbemühungen des Verurteilten bei der Entscheidung über den Widerruf einer Bewährungsstrafe gemäß § 56f StGB.

Fallbeschreibung:

In diesem Fall wurde einem Verurteilten eine Gesamtfreiheitsstrafe von einem Jahr und vier Monaten auferlegt, von der zwei Drittel zur Bewährung ausgesetzt wurden. Während der Bewährungszeit beging er weitere Straftaten, darunter eine vorsätzliche Körperverletzung, was zum Widerruf der Bewährung durch das Landgericht Cottbus führte.

Überprüfung durch das Oberlandesgericht:

Das Oberlandesgericht Brandenburg überprüfte diese Entscheidung und stellte fest, dass das Landgericht die zwischenzeitlich eingetretene positive Entwicklung des Verurteilten nicht ausreichend berücksichtigt hatte. Insbesondere hatte der Verurteilte sich einer erfolgreichen stationären Entgiftungsbehandlung unterzogen und sollte eine stationäre Rehabilitierung durchführen. Diese Fortschritte deuteten darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit für künftige Straffreiheit besteht.

Entscheidung des Oberlandesgerichts:

Das OLG entschied daher, dass der Widerruf der Bewährung nicht gerechtfertigt sei. Anstelle dessen wurde die Bewährungszeit um ein weiteres Jahr verlängert, und der Verurteilte wurde weiterhin einem Bewährungshelfer unterstellt.

Bedeutung für die Praxis:

Diese Entscheidung unterstreicht die Wichtigkeit, positive Entwicklungen und Resozialisierungsbemühungen des Verurteilten bei der Entscheidung über den Bewährungswiderruf angemessen zu berücksichtigen. Eine erfolgreiche Rehabilitation und die Bereitschaft des Verurteilten, sich zu bessern, können maßgeblich sein, um den Bewährungswiderruf abzuwenden oder alternative Maßnahmen zu ergreifen.

Anwaltliche Hilfe:

Ein erfahrener Strafverteidiger kann dabei helfen, positive Entwicklungen und Resozialisierungsbemühungen effektiv vor Gericht zu präsentieren und die Interessen des Verurteilten zu verteidigen. Zudem kann er alternative Maßnahmen vorschlagen, um den Strafvollzug zu vermeiden und dem Verurteilten weiterhin auf seinem Weg zur Rehabilitation zu unterstützen.

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