Wohnmobil-Abgasskandal: Verjähren die Ansprüche gegen Fiat schon Ende des Jahres?

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Wer ein Wohnmobil mit einem Fiat-Dieselmotor besitzt, sollte nicht zu lange mit seiner Schadensersatzklage warten. Weil der Fiat-Abgasskandal schon 2018 bekannt wurde, könnte Ende dieses Jahres eine Verjährung der Ansprüche drohen. Die Chancen, sich vor Gericht durchzusetzen, stehen gut: Mit Urteil vom 9. Juli 2021 wurde der italienische Autokonzern FCA, inzwischen Stellantis, zuletzt vom Landgericht (LG) Nürnberg-Fürth wegen Manipulationen der Abgasreinigung verurteilt. 

Die Landgerichte Koblenz, Stade und Gera haben den Autokonzern FCA/Stellantis bereits für die Nutzung illegaler Abschalteinrichtungen verurteilt. Jetzt stellte sich auch das Landgericht Nürnberg-Fürth auf die Seite des Klägers (Az. 19 O 737/21). Es ging in dem Verfahren um ein Wohnmobil des Typs Sun Ti 650 MF Platinum Selection des Herstellers Knaus. Das Fahrzeug nutzt einen Fiat Ducato 2,3-Liter Multijet-Dieselmotor der Euronorm 6b. Weil FCA/Stellantis sich zu den Vorwürfen nicht geäußert hatte, sprachen die Richter ein Versäumnisurteil: Der Konzern habe sittenwidrig und vorsätzlich im Sinne von §826 BGB gehandelt.

Fiat Ducato nutzt illegale Abschalteinrichtungen

Im Juli 2017 hatte der Kläger das Wohnmobil für 63.350 Euro gekauft. Vor Gericht legte er dar, dass in dem Fahrzeug mehrere illegale Abschalteinrichtungen verbaut wurden. Die Abgasnachbehandlung zur Reduzierung der Stickoxidemissionen werde dadurch rund 22 Minuten nach dem Motorstart abgeschaltet, sodass das Fahrzeug die gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwerte nur auf dem Prüfstand, nicht aber auf der Straße einhält. Das LG Nürnberg-Fürth folgte der Argumentation des Klägers: Er habe die Voraussetzungen für einen Schadensersatzanspruch schlüssig dargelegt.

Die in Fiat-Chrysler-Wohnmobilen verbauten Multijet-Motoren überschreiten im Realbetrieb die gesetzlich zugelassenen Grenzwerte um das bis zu 19-Fache. Der Motor nutzt außerdem ein Thermofenster, das die Abgasreinigung über die Außentemperatur regelt und sie im Straßenverkehr reduziert oder sogar ausschaltet. Die Warnmeldungen der On-Board-Diagnose (OBD) wurden ebenfalls manipuliert. FCA/Stellantis habe das Fahrzeug aus reinem Gewinnstreben manipuliert, so die Richter. Der Konzern wurde daher wegen vorsätzlicher und sittenwidriger Schädigung zu Schadensersatz verurteilt.

Gerichte urteilen im Sinne der betrogenen Wohnmobilbesitzer

Die Rechtsprechung steht bei FCA/Stellantis noch am Anfang der juristischen Aufarbeitung, aber immer mehr Gerichte verurteilen den Autokonzern zu Schadensersatz. Wegen des Verdachts auf Abgasbetrug ermittelt die Staatsanwaltschaft Frankfurt seit Juli 2020 gegen FCA/Stellantis. Die Abgasreinigung der Fiat-Motoren soll ähnlich wie beim VW-Abgasskandal manipuliert worden sein.

Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hat im Rahmen eigener Untersuchungen ebenfalls bei mehreren Wohnmobilen „hohe Stickoxidemissionen aufgrund von Unzulässigkeiten“ festgestellt und will jetzt im Fiat-Abgasskandal aktiv werden. Es drohen also bald verpflichtende Rückrufe der betroffenen Wohn- und Reisemobile.

Fiat-Abgasskandal: Wertverlust ausgleichen und Geld zurückholen!

Vom Fiat-Abgasskandal betroffene Wohnmobilbesitzer sollten jetzt handeln – bevor die Verjährung der Schadensersatzansprüche droht. Weil die Medien schon 2018 über die Manipulationen bei Fiat berichtet haben, könnten manche Gerichte diesen Zeitpunkt als Beginn der Verjährungsfrist ansetzen und die Ansprüche bereits Ende 2021 als verjährt betrachten.

Wer sein Fiat-Reisemobil gegen Schadensersatz zurückgeben will, sollte also baldmöglichst gegen den italienischen Hersteller vorgehen. Das ist nach einer Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs auch in Deutschland möglich, was das Verfahren vereinfacht. Die Verbraucherrechtsanwaltskanzlei VON RUEDEN berät Verbraucher, die vom Dieselskandal bei Fiat-Chrysler und Iveco betroffenen sind in einem kostenfreien Erstgespräch. Wir haben im Abgasskandal schon zahlreiche Prozesse gegen die Autohersteller gewonnen. Kontaktieren Sie uns: Unsere Experten im Abgasskandal finden auch für Sie den besten Weg aus dem Abgasskandal.

Foto(s): Adobe


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