Berufsunfähigkeitsversicherung: Anforderungen an die Darlegung des Berufsbildes (in gesunden Tagen)

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Das Urteil des OLG Dresden vom 27. März 2018 bekräftigt die Wichtigkeit einer präzisen Dokumentation beruflicher Tätigkeiten und gesundheitlicher Zustände für die Anerkennung von Ansprüchen aus Berufsunfähigkeitsversicherungen. Im Falle eines Kochs, der nach schwerer Krankheit berufsunfähig wurde, betont das Gericht, dass eine detaillierte Beschreibung der Arbeitsaufgaben und substanziierte, medizinische Nachweise entscheidend sind, um Leistungen erfolgreich geltend zu machen. Das Urteil hebt hervor, dass sowohl Angestellte als auch Selbstständige bei der Beantragung von Versicherungsleistungen aufgrund von Berufsunfähigkeit umfangreiche Nachweise erbringen müssen, inklusive einer genauen Arbeitsbeschreibung und medizinischen Gutachten. Für Versicherungsnehmer ist es ratsam, regelmäßig ihre Tätigkeiten zu dokumentieren, alle medizinischen Unterlagen aufzubewahren und sich professionell beraten zu lassen, um im Ernstfall gut abgesichert zu sein. Rechtsanwalt Georg Sandtner, Fachanwalt für Versicherungsrecht, bietet seine Beratung zu diesem Thema an.

Hintergrund

Das Urteil des Oberlandesgerichts (OLG) Dresden vom 27. März 2018 (Az. 4 U 1519/17) beleuchtet eindrücklich die Bedeutung einer detaillierten und nachvollziehbaren Dokumentation der beruflichen Tätigkeiten sowie der Gesundheitszustände für Ansprüche aus Berufsunfähigkeitsversicherungen. Der Fall dreht sich um einen Koch, der nach einer schweren Krankheit und den daraus resultierenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen Versicherungsleistungen aufgrund von Berufsunfähigkeit geltend machte.

Sachverhalt und Urteil

Der Kläger hatte bei der Beklagten eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen. Nach einer akuten bakteriellen Herzinnenhautentzündung und einem Hirninfarkt konnte er seine Tätigkeit als Koch nicht mehr ausüben. Die Versicherungsgesellschaft lehnte jedoch die Leistungen ab, was zu einem Rechtsstreit führte. Erstinstanzlich gab das Landgericht Dresden der Klage überwiegend statt, und die Berufung der Versicherungsgesellschaft vor dem OLG Dresden blieb weitgehend erfolglos.

Das OLG Dresden stellte klar, dass der Kläger seine zuletzt ausgeübte berufliche Tätigkeit ausreichend substanziiert dargelegt und nachgewiesen hat, dass eine Berufsunfähigkeit im Sinne der Versicherungsbedingungen vorliegt. Der Nachweis erfolgte durch detaillierte Beschreibungen der Arbeitsaufgaben sowie durch medizinische Gutachten, die die gesundheitlichen Einschränkungen bestätigten.

Bedeutung des Urteils

Das Urteil verdeutlicht mehrere entscheidende Aspekte, die bei Berufsunfähigkeitsversicherungen beachtet werden müssen:

  1. Detaillierte Tätigkeitsbeschreibung: Versicherungsnehmer sollten ihre beruflichen Tätigkeiten detailliert dokumentieren. Dies umfasst nicht nur die Angabe des Berufsbildes, sondern eine konkrete Arbeitsbeschreibung mit den spezifischen Aufgaben, deren Art, Umfang und Häufigkeit.

  2. Substanzielle Nachweise: Bei einem Antrag auf Versicherungsleistungen wegen Berufsunfähigkeit ist es essenziell, substanziierte Nachweise zu erbringen. Dies können Zeugenaussagen von Kollegen oder Vorgesetzten sowie detaillierte medizinische Gutachten sein.

  3. Medizinische Beurteilung: Eine umfassende und nachvollziehbare medizinische Beurteilung der gesundheitlichen Einschränkungen ist unabdingbar. Diese sollte auf einer genauen Kenntnis der beruflichen Anforderungen basieren und muss sowohl die körperlichen als auch die geistigen Einschränkungen berücksichtigen.

  4. Zumutbare Anpassungen: Bei Selbstständigen kann eine zumutbare Umorganisation des Betriebs gefordert werden. Bei Angestellten, wie im vorliegenden Fall des Klägers, ist dies nicht notwendig, sofern kein umfassendes Weisungsrecht besteht.

Empfehlungen für Versicherungsnehmer

Um in einem ähnlichen Fall optimal abgesichert zu sein und die Durchsetzung von Ansprüchen zu erleichtern, sollten Versicherungsnehmer folgende Schritte beachten:

  1. Dokumentation der Arbeitsaufgaben: Führen Sie eine detaillierte Dokumentation Ihrer täglichen Arbeitsaufgaben und Verantwortlichkeiten. Dies sollte regelmäßig aktualisiert werden, um eventuelle Änderungen im Tätigkeitsfeld zu berücksichtigen.

  2. Medizinische Unterlagen: Bewahren Sie alle medizinischen Unterlagen sorgfältig auf und stellen Sie sicher, dass Ihre gesundheitlichen Einschränkungen umfassend dokumentiert sind. Regelmäßige ärztliche Untersuchungen und Gutachten können im Ernstfall entscheidend sein.

  3. Zeugen benennen: Halten Sie Kontaktdaten von Kollegen oder Vorgesetzten bereit, die im Ernstfall als Zeugen für Ihre beruflichen Tätigkeiten und deren Anforderungen aussagen können.

  4. Beratung in Anspruch nehmen: Ziehen Sie bei Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung und bei der Geltendmachung von Ansprüchen professionelle Beratung in Betracht. Experten können Ihnen helfen, die notwendigen Nachweise zu erbringen und Ihre Rechte durchzusetzen.

Fazit

Das Urteil des OLG Dresden zeigt, dass eine sorgfältige und detaillierte Dokumentation der beruflichen Tätigkeiten sowie eine umfassende medizinische Beurteilung entscheidend für die Durchsetzung von Ansprüchen aus Berufsunfähigkeitsversicherungen sind. Versicherungsnehmer sollten diese Aspekte ernst nehmen und frühzeitig die notwendigen Vorkehrungen treffen, um im Falle einer Berufsunfähigkeit abgesichert zu sein.


Gerne stehe ich Ihnen in sämtlichen Fragen rund um das Thema BU beratend zur Seite!


Georg Sandtner

Rechtsanwalt

Fachanwalt für Versicherungsrecht



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