Bitcoin Betrug/Broker Betrug - Geld verschwunden?

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Sind Sie Opfer eines Online-Betrugs geworden, bei dem Ihnen Ihr Erspartes auf betrügerische Weise entwendet wurde? Oder stimmt etwas mit Ihrem angeblich sicheren Bitcoin-Konto nicht? Unsere Experten im Strafrecht beraten und erklären, wie Sie bei dem Verdacht auf einen Betrug bzw. einen Scam reagieren sollten.

1. Einleitung: Was sind Online-Investments?

Geld unter das Kopfkissen zu legen ist schon lange nicht mehr der beste Weg, sein Vermögen zu sichern. In letzter Zeit erfreuen sich neben Aktien und Wertpapieren auch Krypto-Währungen wie „Bitcoin“ immer größerer Beliebtheit, wenn es darum geht, Geld anzulegen. In den meisten Fällen erfolgt die Geldanlage über Depots bei der Hausbank, bei der Sie auch Ihr Girokonto führen. Heutzutage gibt es aber auch immer mehr reine Internet-Banken, bei denen Sie nur ein virtuelles Depot führen, in dem Sie zum Beispiel Ihre Aktien halten und mit ihnen handeln. Dadurch verschwimmt die Grenze zwischen dem persönlichen Kontakt mit dem Bankberater und dem reinen Online-Support. Es ist nicht mehr ungewöhnlich, dass es keinen direkten Ansprechpartner gibt und so kann die Unerfahrenheit im Umgang mit und digitalen Konten durch Betrüger ausgenutzt werden. Anleger werden in die Falle gelockt und durch undurchsichtige Abläufe und Überweisungen wird vermeintlich gut investiertes Geld abgegriffen.

2. Woran erkenne ich einen seriösen Broker?

Generell ist ein altbekannter Rat: Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl – wenn Ihnen etwas komisch vorkommt, handelt es sich möglicherweise um einen betrügerischen Anbieter. Das alleine hilft leider nicht immer, da viele Betrüger mittlerweile hochprofessionell vorgehen. Die nachstehenden Anhaltspunkte können Ihnen einen Leitfaden bieten, eine gute Online-Bank oder einen seriösen Berater zu finden:

  • „Broker-Register“: Seriöse Broker verfügen über eine individuelle registrierte Nummer und sind mit dieser in einem Register eingetragen, welches Sie beispielsweise unter https://www.vermittlerregister.info/ einsehen können.

  • Transparenz: Informationen über Geschäftspraktiken, Abläufe und Gebühren sollten Ihnen ungefragt zur Verfügung gestellt werden oder auf Nachfrage erhältlich sein.

  • Anlageform: Auch wenn man sich eine Goldgrube erhofft: Seriöse Angebote sind meist solche, die (wenn überhaupt) nur kleine Gewinne versprechen. Die Anlageform sollten Sie zumindest in den Grundzügen verstehen. Wenn das nicht der Fall ist, lassen Sie sich diese genau erklären und stellen Sie Rückfragen zu der Funktionsweise.

  • Kontakt: Ein Impressum ist immer ein wichtiger Hinweis auf die Vertrauenswürdigkeit einer Person oder Institution. Auch eine Telefonnummer, über die Sie mit einem Ansprechpartner verbunden werden ist ein gutes Zeichen. Lassen Sie sich zudem immer den Namen der Person geben, mit der Sie sprechen. Sollte die Kommunikation nur über WhatsApp laufen, ist das unseriös. Seien Sie in diesem Fall besonders vorsichtig und zurückhaltend.

  • Erfahrungen: Viele Menschen teilen im Internet Erfahrungsberichte. Die Bewertungen auf der Website des Anbieters sind zu Werbezwecken dort und nicht selten geschönt oder gefiltert, sodass schlechte Bewertungen nicht gezeigt werden. Nutzen Sie daher unabhängige Portale und sehen Sie sich die Bewertungen vor einem Investment an.

  • Kommunikation: Ein seriöser Broker wird Sie niemals unter Druck setzen oder unrealistische Gewinnversprechen machen. Wenn Sie sich nicht sicher sind, erzählen Sie Angehörigen oder Bekannten davon und fragen Sie nach deren Einschätzung. Außenstehende können Scams oft schneller identifizieren.

  • Online-Funktionen: Sie sollten jederzeit Zugriff auf Ihr Konto oder Depot haben. Sie sollten außerdem jederzeit selbstständig Geld abheben können und entscheiden können, wann Sie worin investieren. Falls ein Broker für Sie die Anlagen betreut, sollten Sie trotzdem eine Übersicht über die Transaktionen haben. Der Betreuer sollte nur auf Ihren Auftrag hin handeln und Sie nicht ständig zu neuen Investments animieren.

  • Sicherheit: Ihre Konten erfordern starke Passwörter oder eine mehrstufige Authentifizierung.

3. Anzeichen für einen möglichen Betrug

Falls Sie diese Maßnahmen nicht oder nur teilweise vor der Investition Ihres Geldes berücksichtigt haben, sollten Sie bei Unsicherheiten schnell reagieren. Um einen Betrug zu erkennen, gelten die oben Genannten Punkte spiegelbildlich:

  • „Broker-Register“: Der Händler ist in keinem Register eingetragen bzw. kann keine Nummer vorweisen.

  • Transparenz: Ihnen werden plötzlich Gebühren abgebucht oder berechnet, von denen Sie nichts wussten.

  • Anlageform: Die Anlage verspricht einen großen Gewinn, größer als bei üblichen Anlageformen – meist in kurzer Zeit.

  • Kontakt: Es gibt kein Impressum, keinen Ansprechpartner und/oder nur einen ausländischen Firmensitz.

  • Erfahrungen: Auf Bewertungsseiten schildern andere Personen bereits Betrugsfälle oder dass sie nicht mehr an ihr Geld kommen.

  • Kommunikation: Sie werden unter Druck gesetzt, mehr Geld zu investieren. Sie werden aufgefordert, besonders schnell zu handeln, um kein Geld zu verlieren/mehr Geld zu verdienen.

  • Online-Funktionen: Sie haben keinen Zugriff (mehr) auf Ihr Konto oder Depot; um Geld abheben zu können, werden zunächst weitere Einzahlungen von Ihnen verlangt, beispielsweise als angebliche Sicherheitsleistung oder ähnliches.

  • Sicherheit: Das Konto ist nicht nur für Sie zugänglich, sondern auch für die Anbieter. Das Konto ist nicht mit Ihrer E-Mail, Telefonnummer oder Adresse verbunden sondern existiert nur online.

Typische Betrugsmaschen aus unserem Kanzlei-Alltag haben wir im Folgenden zusammengefasst:

  1. Online-Websiten für Krypto-Neulinge
    Mit Werbung im Internet oder gezielter Akquise per E-Mail oder Social Media wird zur Anlage in Kryptowährungen aufgerufen. Meist klingt das Verfahren verlockend einfach und verspricht mit wenig Aufwand viel Geld einzubringen.
    Fake-Seiten: Alles läuft anonym ab und die Anbieter übernehmen die komplette Arbeit. Sie haben keine Zugriffsmöglichkeiten oder werden nicht über allgemeinen Abläufe und Funktionsweisen informiert.
    Echte Seiten: Es gelten im Wesentlichen die oben genannten Grundsätze. Die Website sollte ein Impressum haben, Bewertungen sollten auf Seriosität hinweisen und Sie sollten einen Ansprechpartner bei Rückfragen haben.

  2. „Schneeballsysteme“
    Unrealistische Gewinne in kurzer Zeit mit einem geringen Ausfallrisiko – das sind die typischen Versprechen von sogenannten Schneeballsystemen. Zu Beginn werden meist tatsächlich noch Gelder ausbezahlt, denn die alten Anleger können mit dem Geld von neuen Anlegern befriedigt werden. Das Gefährliche daran: von den einzelnen Personen, für die das System tatsächlich erfolgreich ist, kursieren gute Bewertungen. Oft überzeugen diese auch Familie und Freunde von dem System und erhalten Provisionen hierfür – meist ohne zu wissen, was wirklich dahintersteckt.
    Doch irgendwann gibt es zu viele Involvierte und es können nicht mehr alle ausbezahlt werden. Zu diesem Zeitpunkt brechen die Drahtzieher meist plötzlich den Kontakt ab und Ihr ganzes Geld ist verloren.
    Fake-Anlagen: Zu Beginn gibt es kleinereRückzahlungen, die zeigen sollen, dass die absurden Gewinnversprechen gehalten werden. Daraufhin sollen immer höhere Investments getätigt werden. Auszahlungen bleiben aus, die Anleger werden immer wieder vertröstet.
    Echte Anlagen:Es gibt eine geringe, eher stetige Gewinnwahrscheinlichkeit. Hohe Auszahlungen erfolgen nicht, schon garnicht nach kurzer Zeit. Das Risiko wird auf mehrere Investments verteilt und nicht alles „auf ein Blatt gesetzt“.

  3. Ausgeben als Bank/Behörde
    Wie auch im echten Leben, geben sich Betrüger virtuell gerne als jemand anderes aus. Bankmitarbeiter, Polizisten oder Angestellte vom Finanzamt sind die häufigsten Identitäten, die die Kriminellen nutzen, um sich das Vertrauen Ihrer Opfer zu erschleichen.
    Fake Mitarbeiter: Kommunikation erfolgt per SMS/WhatsApp oder ähnliche Messenger oder Telefon; Aufforderung zur Bestätigung von Daten/Überweisungen/Freigaben.
    Echte Mitarbeiter: Die echten Institutionen kommunizieren hierfür per Post mit Ihnen; Schildern Sie dem Mitarbeiter Ihre Zweifel und bitten Sie um eine schriftliche Kommunikation an die bekannte Adresse – geben Sie Ihre Adresse dafür nicht erneut heraus, die Behörden und Ihre Bank kennen sie bereits!

4. Sofort-Maßnahmen bei Betrugsverdacht

Falls Ihnen die genannten Methoden bekannt vorkommen und Sie den Verdacht haben, dass Ihr Geld in Gefahr oder bereits verschwunden ist, sollten Sie keine Zeit verlieren und direkt handeln.

  • Ändern Sie, wenn möglich, all Ihre Zugangsdaten zu den Webseiten, Depots und Konten.

  • Falls es zu Krypto-Währungen sogenannte „Keys“ (Private-Keys/Public-Keys) gibt, notieren Sie diese Nummern.

  • Schicken Sie kein Geld mehr an die Betrüger – auch wenn das für vermeintliche Auszahlungen nötig ist.

  • Brechen Sie den Kontakt mit den Betrügern ab und geben Sie keine weiteren persönlichen Informationen preis.

  • Sichern Sie zuvor möglichst viele Daten: Website-Links, Handynummern, Profilbilder, E-Mail-Adressen, Kontoverbindungen. Es kann für die spätere Aufarbeitung auch hilfreich sein, alle Ereignisse aus Ihrer Erinnerung aufzuschreiben, damit Sie diese später bei der Polizei möglichst genau wiedergeben können.

  • Informieren Sie umgehend die (falls involviert) tatsächlich existierende Bank bzw. die Bank mit dem Verrechnungskonto, von dem/auf das die Geldbeträge fließen. Falls Sie eine SEPA/ Einzugsermächtigung erstellt haben, veranlassen Sie bei der Bank, dass diese umgehend wieder aufgehoben werden.

  • Suchen Sie rechtlichen Rat bei einem Fachanwalt für Strafrecht. Dieser kann mit Ihnen gemeinsam Strafanzeige bei der Polizei erstatten und Sie so dabei unterstützen, die Täter zu finden.

5. Fazit

Sie sollten lieber die Finger von Investments lassen, die zu schön klingen, um wahr zu sein. Falls Sie doch einem Betrug aufgesessen sind, beherzigen Sie die genannten Hinweise und suchen Sie Rat bei einem Anwalt für Strafrecht. Dieser kann Ihnen dabei helfen, den Schaden zu begrenzen und die Kriminellen gegebenenfalls auffliegen zu lassen und zur Rechenschaft zu ziehen. Mit Experten für Strafrecht und IT-Recht ist unsere Kanzlei die ideale Anlaufstelle für Opfer von (online) Betrugstaten. Rufen Sie uns an oder vereinbaren Sie einen Termin unter https://termin.rechtsanwalt-erhard.de/ , um noch heute eine erste kostenlose rechtliche Einschätzung Ihrer Lage zu erhalten.



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